Nach einigem Umsehen, entdeckt man eine junge Frau, emsig an der Schleifmaschine arbeitend. Es ist Jennifer Sparks, die hier seit 2004 beschäftigt ist.
Jennifer Sparks ist Schuhmachermeisterin. brikada wollte wissen, was eine junge Frau dazu bewegt, diesen " eher in Männer-Domäne liegenden - Handwerksberuf zu wählen. Als Tochter eines Engländers und deutschen Mutter kam Jennifer Sparks schon früh mit dem Schuhmacherhandwerk in Berührung; denn ihr Vater ist Schuhmacher und hat ihr die Leidenschaft für dieses Handwerk von Kindesbeinen sichtbar vorgelebt. Die 1976 in Münster geborene Jennifer Sparks absolvierte nach dem Realschulabschluss im Jahr 1992 die Ausbildung zur Schuhmacherin. 1995 hatte sie ausgelernt und arbeitete anschließend als Angestellte bis 1996 im väterlichen Betrieb. Parallel dazu eröffneten Vater und Tochter (diesmal als Selbständige) einen zweiten Schnellschuh-Service-Betrieb, den beide als gleichberechtigte Partner führten. Während dieser Zeit "baute" Jennifer Sparks ihren "Schuhmachermeister" und erwarb zugleich den Ausbildereignungs-Schein. "Die Meisterprüfung besteht aus einem Theorie-Teil mit den Fächern wie etwa Buchhaltung und branchenspezifischem Fachwissen", erklärt Jennifer Sparks und ergänzt nicht ohne begründetem Stolz: "Im Praxisteil fertigte ich als Meisterstück ein Paar komplett rahmengenähte Herrenschuhe."
Neben ihrer Arbeit im Schuh-Schnell-Service-Betrieb, war sie in der Schuhmacherinnung in Münster als Lehrlingswart tätig. Dort durfte sie beispielsweise Prüfungen abnehmen " eine Aufgabe, die ihr so großen Spaß bereitet hat, das sie noch heute jungen Menschen, die ihre Schuhmacherprüfung ablegen wollen, mit Rat und Tat zur Seite steht. Aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus, verließ die junge Frau den gemeinsam mit ihrem Vater geführten Betrieb und fand in der Werkstätte von M. Brosig in das Angestellten-Dasein wieder zurück.
In der Schnellschuhwerkstatt M. Brosig, an die eine Einzelanfertigungen-, Orthopädie- und Fußpflegeabteilung angeschlossen sind, arbeitet Jennifer Sparks täglich von 8.30 Uhr bis 18.00 Uhr mit den entsprechend vorgeschriebenen Pausen. Auch hier macht ihr die Arbeit unheimlich viel Spaß; denn der Umgang mit Kunden, das Beratungsgespräch und auch schon mal ein persönliches Wort mit Stammkunden " all das gefällt ihr sehr. Hinzu kommt der kollegiale Umgangston mit dem Chef und den Kollegen, die sie alle als kompetente Mitarbeiterin zu schätzen wissen.
"Reparaturaufträge nehmen zu", weiß Jennifer Sparks zu berichten, "weil die Leute sparen müssen und handwerklich reparierte Schuhen länger halten." Gleichwohl ist die 29-Jährige im Verkauf tätig. Sie berät die Kunden, klärt sie auf, welche Pflegemittel für die jeweiligen Materialien am besten geeignet sind, um die Schuhe richtig zu pflegen und deren Lebensdauer zu verlängern. Seit kurzem ist sie zudem für die kürzlich eingeführte Schlüsselanfertigung zuständig und meint: "Da kommt es mir sehr entgegen, dass ich vor Jahren bei meinem Vater gelernt habe, wie man Schlüssel fachgerecht fräst."
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um den Beruf Schuhmacherin ausüben zu können, wollten wir von Frau Sparks wissen. "Dazu gehört vor allem handwerkliches Geschick. Ich selber war zum Beispiel in der Schule im Fach 'Werken' immer gut. Grundsätzlich gilt: Ohne handwerklichem Talent hat man keine Chance, nach der Ausbildung auch wirklich eine Arbeit zu finden. Außerdem muss man in unserem Beruf sehr flexibel auf Veränderungen reagieren und rasch erfassen, was die Kunden wünschen."
Text und Fotos: Brigitte Karch©