Ei äm wot ei äm - Interview mit der Zeichnerin Lisa Manneh
Was mögen Sie an der Henne Hella, dem character, den Sie so charmant ins Bild setzen?
Ich mag, dass Hella den Raum besetzt ohne andere zu verdrängen. Sie zeigt Präsenz mit ihrer Leibesfülle und indem sie auslebt, was ihr gefällt. Sie wirkt knuffig, weiblich, etwas altmodisch, tatkräftig, romantisch und manchmal auch widersprüchlich wie ein Teenie. Es gefällt mir momentan überhaupt, dicke Figuren zu zeichnen oder auch ganz dünne oder eckige oder lange ..., ihnen ein Forum zu geben. Das Dicksein ist ein Teil und ein interessanter noch dazu, das Leben ist zu kurz für Knäckebrot und dann gibt’s noch viel mehr Aspekte darüber hinaus ...
Sie sind in Vorarlberg geboren und bezeichnen sich auf Ihrer Homepage als landmaid, haben Sie eine besondere Beziehung zu Hühnern und Hennen?
Ich mag Wald und eiskalte klare Bäche und Berge mit Schneekuppen und Zittergras und bunte Sommerwiesen mit Grillengezirpe und vieles mehr. Bauernhöfe sind aber gar nicht meins, schon gar nicht die industriekonformen. Es freut mich, wenn Tiere sich frei bewegen können und würdige Lebensbedingungen haben, wenn ich Hühner mit fluffigen Federkleidern durch Wiesen spazieren und Körner und Würmer picken seh‘ mit ihren seltsamen Kopfbewegungen.
Bildunterschrift (u.): Dem Leben Farbe geben. ©Lisa Manneh
Ist es Ist es
Ist es nicht etwas frech, die selbstbewussten Frauen von heute mit „Hennen“ zu vergleichen?
Mir gefällt die Empfehlung eines buddhistischen Mönchs, statt Sprache zu zensurieren das Hören zu schulen.
Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Zeichnungen?
Inspiration kommt meist unmerklich. Ein Auftrag, ein Text, ein Titel, ein Gespräch regt innere Bilder an: Erinnerungen, Filmausschnitte, Liedtexte, Zitate, … Oft entstehen Bilder oder character während des Zeichenprozesses und im Austausch mit den Vorstellungen anderer. Das kann auch eine frustrierende Geburt sein mit Erfinden und verwerfen. Daraus ergeben sich aber oft starke Bildideen oder eben character. Die Figuren, die ich entwickle, wollen oft nicht allein sein, sie möchten ein Gegenüber, an dem sie sich erkennen und mit dem sie sich weiten können. Sobald eine Figur einer anderen begegnet, oder wenn die Figur nur schon in eine bestimmte Umgebung tritt, entsteht eine Geschichte - ganz von selbst. Das ist faszinierend!
Bildunterschrift (u.): Selbst ist die Frau.©Lisa Manneh
Weitere Informationen:
www.pattloch.de
Titelbild: Lisa Manneh mit Buchcover. Foto: Pattloch/Lisa Manneh
|