Was gibt es in diesem Jahr neues?Neu sind in diesem Jahr zwei Programmpunkte. Zum einen die sogenannten „Karriere-Talks“, moderierte Gesprächsrunden mit erfolgreichen Frauen aus verschiedenen Unternehmen, die zu insgesamt drei unterschiedlichen Themen Stellung beziehen und persönliche Erfahrungen weiter geben.
Zum anderen veranstalten wir in diesem Jahr erstmalig den „Women Power-SLAM“. Hier bekommen maximal 8 Frauen die Chance, ihr Projekt, eine aktuelle Herausforderung oder eine Unternehmensidee in maximal 90 Sekunden vor einem Experten-Gremium zu präsentieren, das nach dem Slam in schneller Abfolge Tipps, Anregungen und direkte Hilfestellungen gibt.
Wie hat sich die Messe im Vergleich zum letzten Jahr entwickelt?
Wir sind auch in diesem Jahr wieder ausgebucht und haben bereits schon die ersten Buchungen und über 70 interessierte Unternehmen für das kommende Jahr auf der Warteliste. Das Interesse von Seiten der Unternehmen ist nach wie vor sehr groß – sollte die Quote kommen, wird der Zulauf vermutlich noch weiter ansteigen, denn nach wie vor ist und bleibt es eine Herausforderung, Frauen in Führungspositionen zu positionieren.
Woran liegt das?
(Macht-)Strukturen in der Wirtschaft haben sich über Jahrhunderte hinweg unter Männern herausgebildet und gesellschaftlich betrachtet ist es für Frauen immer noch ein recht neues Feld, sich innerhalb beruflicher Hierarchien beweisen und mit den Männern konkurrieren zu müssen, da ihre Arbeitsbereiche bisher fast immer von denen der Männer getrennt waren und sogar auch gegenwärtig in Betrieben vielfach noch getrennt sind. Unterschiedliche Dispositionen zwischen Männern und Frauen bestehen. Sie zu leugnen wäre aus meiner Sicht nicht der richtige Ansatz.
Vielmehr sollten Unternehmen daran arbeiten, die positiven und erfolgversprechenden Aspekte des unterschiedlichen Verhaltens von Männern und Frauen zu adaptieren und zu nutzen. Dabei geht es vor allem um gelenkte Prozesse innerhalb der Unternehmen, d.h. das aktive Bewusstmachen, dass es a) Unterschiede gibt, dass aber b) diese Unterschiede überwindbar sind bzw. positiv gesteuert einen echten – innovativen – Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darstellen.
Was müssen Frauen Ihrer Meinung tun, um nach oben kommen?
Wichtig sind klare berufliche Visionen, Selbstbewusstsein, Durchsetzungskraft und Durchhaltevermögen sowie eine strukturierte Karriereplanung. Nicht zu vergessen auch das Engagement in Netzwerken und der regelmäßige Kontakt zu Entscheidungsträgern. Frauen müssen aktiv und selbstbewusst nach Veränderungen im Unternehmen streben.
Wer nicht nach einer Beförderung fragt, bekommt sie nicht. Wer nicht aktiv mehr Gehalt für eine Top-Leistung verlangt, wird sich weiterhin mit Almosten abgeben müssen. Frauen müssen lernen, für sich selbst und ihre Leistung zu sprechen.
Welche Unterstützung brauchen Frauen Ihrer Meinung nach, um Kinder und Karriere unter einen Hut zu kriegen?
Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, in Teilzeit arbeiten zu können (mit der Option auf Vollzeit) sind laut einer Studie, die wir im letzten Jahr durchgeführt haben, die wichtigsten Kriterien, die Unternehmen erfüllen müssen. Politik und Gesellschaft müssen dafür sorgen, dass ein funktionierendes Netz an Kinderbetreuungsangeboten zur Verfügung steht. Und Frauen selbst müssen lernen, einen Teil der Familienarbeit selbstverständlich mit ihren Männern zu teilen.
Sie sind selbst Mutter. Wie können Sie Beruf und Familie miteinander vereinen?
Genau dadurch, dass mein Mann und ich gleichberechtigt berufliche und Familienaufgaben teilen. Wir arbeiten im Home-Office, was vieles erleichtert. Dennoch musste unser Sohn von klein auf lernen, dass Mama und Papa arbeiten müssen. Wir haben ihn sehr früh zur Selbständigkeit erzogen und sind heute stolze Eltern eines Neunjährigen, den wir überall mitnehmen können und der mittlerweile Wert darauf legt, mit uns mitarbeiten zu können.
In diesem Jahr ist Schwerpunkt der women&work das Thema „Ethik im Business“ . Warum haben Sie das Thema gewählt und was können Besucherinnen erwarten?
Wirtschaftskrisen, Manager-Verfehlungen oder Korruptions-Skandale - die Entgleisungen der Vergangenheit und Gegenwart lassen an der ethischen Grundhaltung vieler zweifeln und wir haben uns gefragt: Ist Ethik im Business überhaupt möglich? Wenn ja, wie? Was muss sich zukünftig ändern? Und: Werden mehr Frauen in Top-Positionen für eine andere ethische Haltung sorgen? Diese und viele weitere Fragen werden auf der women&work 2014 in Bonn diskutiert.
Weitere Informationen:
www.womenandwork.de/rahmenprogramm/karriere-meile
Titelbild: Melanie Vogel