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Christiana Sieben: „Ich bin Malerin und erst auf dem Weg zur Künstlerin“

01.12.2013

Den Status „Künstlerin“ will sie sich nach eigenen Angaben erst noch erobern. Souverän testet sie in ihren großformatigen Gemälden die ganze Bandbreite unterschiedlicher Maltechniken aus. Es entstehen völlig ungewohnte Strukturen, haptische Hervorhebungen auf der Leinwand – Ausdruck die ihrer künstlerischen Handschrift Einzigartigkeit verleihen.

 

Kleines Foto: Bildtext: Christiana Sieben. Foto. Privat
 

 

Christiana Sieben hatte im Oktober dieses Jahres zu ihrer ersten Ausstellung „überMalen“ nach Bamberg geladen. Anlässlich dieser Vernissage präsentierte sie ausgewählte Werk ihres Schaffens. Der Saal war brechend voll und das Publikum begeistert. Profunde Kenner der gegenwärtigen Kunstszene beurteilen ihr Werk mit „Was man eigentlich an Qualität und Themen nur von großen Galerien in Hamburg, München und Berlin kennt, wurde hier überzeugend vorgestellt“. Christiana Sieben wehrt bescheiden ab: „Derzeit sehe ich mich als Malerin, ich arbeite in der Mal-Werkstatt und bin erst auf dem Weg eine Künstlerin zu werden.“

Wer ist Christiana Sieben? Sie ist verheiratet und Mutter dreier erwachsener Söhne, lebt und arbeitet in Gundelsheim bei Bamberg. Nach dem Abitur an einem musischen Gymnasium schließt sie das Studium Sport, Germanistik sowie Lehramt und Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen in Deutschland an.
Seit 2007 wendet sie sich den theoretischen und praktischen Grundlagen der Kunst an der Universität Bamberg im Fachbereich Kunstdidaktik zu. Es folgen die Teilnahme an Kunstakademie-Workshops, 2012 beteiligt sie sich an der Gruppenausstellung Civitella an der Universität Bamberg.

Jetzt startet Christiana Sieben mit 66 Jahren nochmals zu einer Malkarriere durch. Bewundernswert!

 

 

 

Bildtext: Christiana Sieben,“Birkenstämme“Foto. Privat

 

 

 

 

 

 

Was hat Sie bewogen, mit der Malerei zu beginnen?
Obwohl ich schon im fortgeschrittenem Alter bin, habe ich mich auf das Abenteuer „Malerei“ eingelassen und starte mit großer Begeisterung neu durch. Unter dem Motto „es ist nie zu spät“ bin ich noch einmal zu neuen Ufern aufgebrochen.

Mögen Sie dies detaillierter erklären?
Ich habe viele Kunstseminare besucht, das Malen in Theorie und Praxis erlernt und vor allem den Umgang mit unterschiedlichsten Materialien erprobt. Ich studierte auf der Universität und setzte zu Hause das Gelernte um. Dabei merkte ich, dass im Malen meine Zukunft liegt. Zudem hat mich der Umgang mit Studenten, die oftmals sehr viel jünger waren als ich und einen unverstellten Blick auf Situationen und Dinge haben, in meinem Wunsch zu Malen, total motiviert. Nach längeren gesundheitlichen Problemen fand ich wieder zu einem Neuanfang. Mein Leitspruch heißt daher auch: Die eine Tür geht zu, eine andere geht auf, man muss nur wollen und die Tür öffnen!

 

Bildtext: Christiana Sieben,
„Skulpturale Herbstlandschaft. Foto. Privat

 

Wie definieren Sie Ihren Malstil?
Ich arbeite großflächig und achte auf sehr viel Haptik. Dadurch, dass ich Kunst auch vom Theoretischen gelernt habe, also die Grundlagen malerischer Techniken beherrsche, kann ich diese frei experimentierend im Bild umsetzen. Gips und Mörtel, Sumpfkalk - wird für Fresken verwendet - , Marmormehl, Asche, Sande oder Pigmente trage ich mit dem Spachtel Schicht für Schicht auf. Mit der Stahlbürste „zerstöre“ ich die Bildoberfläche und schaffe somit Tiefenräume, wodurch eine Dreidimensionalität entsteht. Diese Maltechnik brachte mich auch auf den Titel meiner ersten Ausstellung „überMalen“.

 Wie nähern Sie sich einem „Mal-Thema“? 
Ich male eher spontan, emotional, intuitiv. Malen gewissermaßen aus dem Bauch heraus. Das geht aber nur – ich erwähnte es bereits – wenn man die unterschiedlichsten Maltechniken beherrscht und Regeln beachtet. Der Bildaufbau hingegen wird von meiner Ratio gesteuert. So etwa das Beispiel „Birkenstämme“, derzeit mein Lieblingsthema. Zunächst trage ich Birkenstämme rein malerisch auf und setze dann unterschiedlichste Materialien ein, um danach mit dem Spachtel charakteristische Strukturen herauszuarbeiten. Ich wechsle also vom Makrokosmos zum Mikrokosmos. Das ist so eine Art Daseinsbewältigung. In so genannten Themenreihen spüre ich der Schönheit und ihren Verfall nach, ich stelle das Werden und Vergehen der Natur dar und folge somit den Spuren der Zeit.

 

Bildtext: Christiana Sieben, „Spuren der Zeit“. Foto. Privat

 

 

Auch bilde ich zum Beispiel keine konkreten Landschaften ab, das kann man mit Fotografieren viel besser. Ich sehe Landschaften unter bestimmten Phänomenen wie Struktur, Licht und Schatten, Feuer und Eis, Himmel und Erde, Nähe und Ferne. Der Betrachter soll Landschaft in meinen Bildräumen nicht uneingeschränkt wiedererkennen. Er soll in ihr spazieren gehen, sie aber für sich in einem neuen Zusammenhang erschließen.

Woran arbeiten Sie aktuell?
Im März 2014 werde ich meine nächste Ausstellung in Bamberg haben.

Zukunftspläne?
Mein Traum ist es, eine eigene Galerie zu eröffnen, in der ich meine Werke präsentieren kann.
Das Gespräch führte Brigitte Karch

Weitere Informationen:
www.sieben-art.de

Titelbild: Christiana Sieben vor Gemälden ihrer ersten Ausstellung „überMalen“ in Bamberg. Foto. Privat