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Deutsche Telekom: Marion Schick: „Wir brauchen ein neues Familienbild“

22.10.2013

Die Zahlen sind ein Schock : Einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zufolge glauben 53 Prozent der Frauen heute: Wer Kinder hat, kann keine Karriere machen! Noch vor sechs Jahren sagten das in der befragten Gruppe lediglich 36 Prozent Woher rührt diese Ernüchterung? Das Thema Frauenförderung ist in den letzten Jahren von einem Randthema doch in den Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Debatten gerückt und die Wirtschaft hat viel getan, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen. Kita-Plätze wurden geschaffen, auch Väter gönnen sich Elternzeiten und die 30 DAX-Unternehmen berichten öffentlich über Ziele und Fortschritte auf dem Weg, mehr Frauen in die Chefsessel zu bringen. Anscheinend, das lassen die Zahlen vermuten, gibt es aber eine Diskrepanz zwischen Erwartung und Wirklichkeit.

Frauenkarrieren zu ermöglichen, stelle die Unternehmen vor großen Herausforderungen, ist keine ganz neue Erkenntnis, des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojektes „Frauen in Karriere“. Im Rahmen der Abschlusskonferenz des Projektes hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, mich mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft darüber auszutauschen. Die zentrale Empfehlung des Projektleiters Andreas Boes, Vorstandsmitglied des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung in München, ist: „Die Unternehmen müssen näher an das Leben der Menschen.“ Sie müssen sich zum Leben ihrer Beschäftigten hin öffnen statt die Verfügbarkeitserwartungen immer höher zu schrauben.

Das ist richtig, mir persönlich aber zu kurz gesprungen. Wer gestaltet denn eigentlich die Karrierechancen von Frauen? Natürlich spielen Unternehmen dabei eine wichtige Rolle, aber sie sind es nicht allein. Es gibt drei weitere maßgebliche Faktoren: Erstensschaft gelten.

Schauen wir einmal auf die Partner und das Umfeld. Zwar wünschen sich Frauen und Männer eine gesunde Balance zwischen Beruf und Familie - doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Putzen, Waschen und Kochen werden meist von den Frauen übernommen, auch dann, wenn noch keine Kinder da sind. Und immerhin ein Drittel der Männer würde die Arbeit keinesfalls für die Kindererziehung unterbrechen, der Rest nur kurz. Und hätten Sie gedacht, dass Männer mit Kindern mehr Zeit im Büro verbringen als Männer ohne Kinder? Das sagt jedenfalls eine Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung.

Da scheinen sich doch die althergebrachten Rollenbilder zu verfestigen. Ein Grund, waruinister Norbert Blüm, den Zusammenbruch des klassischen Familienmodells und mokiert sich darüber, dass immer mehr Eltern ihre Kinder in die Betreuung „öffentlicher Erziehungsanstalten“ geben. Und der Kölner Kardinal Joachim Messner ärgert, dass Frauen öffentlich nicht ermutigt werden, „zu Hause zu bleiben und drei, vier Kinder auf die Welt zu bringen."

Noch Fragen? Mir ist wichtig, deutlich zu machen, dass es nicht eine Gruppe allein gefragt ist, wenn es um Karrierechancen von Frauen geht. Unternehmen spielen natürlich eine wichtige Rolle, aus diesem Grunde haben wir uns bei der Telekom ja auch ein sehr ambitioniertes Unternehmensziel gesetzt, nämlich konzernweit 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Aber um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen, muss sich grundsätzlich am Rollen- und Familienbild etwas ändern. Wir brauchen eine größere gesellschaftliche Akzeptanz für neue Familienmodelle, damit Ernüchterung.
(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Deutsche Telekom AG)

Weitere Informationen:
www.telekom.com

Bildtext:  Marion Schick. Fotos Deutsche Telekom