Frau Ganzenmüller, Sie sind die erste Ernährungswissenschaftlerin mit Ausbildung zur Biersommelière, Sie sind Mitinhaberin der Münchner Agentur zweiblick//kommunikation und design – was hat Sie veranlasst, an dem Buch „Bier & Genuss“ mitzuarbeiten?
Das Konzept zu diesem Buch hatte ich bereits vor vier Jahren im Kopf und daher habe ich mich sehr gefreut, als ich im vergangenen Sommer vom BLV-Verlag mit einer fast identischen Konzeptidee angesprochen wurde. Schnell war mir auch klar, dass ich das Projekt mit Sebastian Priller-Riegele, dem amtierenden Weltmeister der Sommeliers für Bier, umsetzten möchte. Ich schätze ihn als Persönlichkeit, als Brauereibesitzer und natürlich als Biersommelier-Kollege. Ich habe mir in der Vorbereitung den aktuellen Buchmarkt angeschaut und freue mich, dass wir mit „Bier & Genuss“ ein Standardwerk für interessierte Genussmenschen geschaffen haben, die sich zukünftig intensiver mit dem Thema Bierspezialitäten beschäftigen möchten. Das Buch ist mein persönlicher Beitrag, um die Bierkultur in Deutschland zu fördern.
Welchen redaktionellen Part haben Sie bei „Bier & Genuss“ übernommen?
Ich habe die Projektkoordination übernommen und den Kontakt zu unserer Lektorin im Verlag gehalten. Der Rezeptteil, den ich in Zusammenarbeit mit fast ausschließlich Mitgliedsbrauereien des Werteverbundes Die Freien Brauer erstellt und ausgearbeitet habe, lag in meinem Verantwortungsbereich. Den übergreifenden Teil zur Sensorik und den Bierspezialitäten haben Sebastian Priller-Riegele und ich uns aufgeteilt. Meine Schwerpunkte lagen neben der Historie und den kleinen Geschichten rund ums Bier auf der Sensorik und der Vorstellung der Biersorten.
Was hat ihnen an der Zusammenarbeit mit Sebastian Priller-Riegele, amtierender Weltmeister der Sommeliers, besonders gut gefallen?
Neben seinem unglaublichen Wissen rund ums Bier lasse ich mich sehr gerne von seiner Begeisterungsfähigkeit anstecken. Ein Projekt zusammen mit ihm zu machen, bedeutet immer auf einem hohen professionellen Level zu arbeiten und das ohne, den Spaß dabei aus den Augen zu verlieren. Er legt mit viel Energie und Engagement ein großes Tempo vor, dem ich mich aber durchaus gewachsen fühle. Wir haben in punkto Bierkultur die gleiche Meinung und sind uns auch sonst in der Regel schnell einig. Das macht die Zusammenarbeit bei einem solchen Projekt sehr leicht.
Wie wird man Biersommelière?
Der Sommelier für Bier ist längst kein unbekanntes Metier mehr. Neben dem klassischen Wein-Sommelier ist er der stärkste Vertreter der Sommelier-Branche. Kein Wunder also, dass die Anzahl an Biersommeliers in den letzten Jahren angestiegen ist. In Deutschland gibt es die Ausbildung zum Biersommelier seit 2004 an der Doemens Academy in Gräfelfing bei München. Weltweit gibt es bereits gut besuchte Kurse in Italien, der Schweiz, den USA und Brasilien. Mit der Ausbildung sollen Botschafter für die gehobene Bierkultur qualifiziert werden, die dem Konsumenten fachlich sowie eloquent die Biervielfalt und den Biergenuss näherbringen. Die Kursteilnehmer, die meist aus der Bierbranche und Gastronomie stammen, erlernen alle Fertigkeiten rund um die Bierverkostung sowie Bierwissen auf höchstem wissenschaftlichem Niveau. Hierzu zählen der Herstellungsprozess, die verschiedenen Bierstile national und international, die richtige Bierauswahl zu gewählten Speisen und die perfekte Präsentation des Bieres. In der Gastronomie erstellt der Biersommelier die Bierkarte, berät den Koch bei Biergerichten und organisiert den Biereinkauf – er macht alles, um die ausgeschenkte Bierqualität zu verbessern.
Hat das Thema “Frauen und Bier“ im Laufe der letzten Jahre an Bedeutung zugenommen?
Ich bin kein Freund von solch strengen Einteilungen und betrachte die Bierinteressierten lieber als Genussmenschen ohne Kategorisierung.
Welches Bier trinken Sie am liebsten – nach einem langen Arbeitstag? Und aus welchem Glas?
Ich bin begeisterte Altbier- und Pils-Genießerin.
Mit welchem Bier sollten aufgeschlossene Frauen beginnen, um sich der Bierkultur zunächst einmal zu nähern?
Einfach mit Neugier an das Getränk heranwagen und sich verschiedene, unbekannte Bierstile anschauen – das sollte als Motto für jeden Bierinteressierten gelten. Idealer Einstieg in die spannende Welt der Biere ist in jedem Falle der Besuch eines Bierseminares oder einer professionell geführten Verkostung unter der Anleitung eines Biersommeliers. Ansonsten bietet mittlerweile auch fast jede mittelständische, inhabergeführte Brauerei tolle Möglichkeiten an, in die Welt der Biere einzutauchen. So findet man beispielsweise auf der Homepage des Werteverbundes Die Freien Brauer entsprechende Brauereien.
Als Leser Ihres Buches „Bier & Genuss“ ist Ihre Leidenschaft für Bier stark spürbar. Wird es ein zweites Buch geben?
Das hängt sicherlich in erster Linie von der Entwicklung in der Branche und damit der Nachfrage der Verbraucher ab. Grundsätzlich vorstellen kann ich es mir auf jeden Fall entweder ein vertiefendes Werk zu schreiben oder über Brauereien zu berichten oder über die Biernationen grundsätzlich zu schreiben.
Warum sind Sie Biersommelière geworden?
Ich bin Biersommelière geworden, weil ich neben meiner kommunikativen Unterstützung mittelständisch geprägter Familienbrauereien meinen persönlichen Beitrag dazu leisten möchte, dass sich die Biervielfalt vor allem in Deutschland vergrößert und sich hier eine neue Bierkultur entwickelt beziehungsweise die alte erhalten bleibt. Ich habe durch mein Studium an der TU München in Freising-Weihenstephan, wo auch die Brauingenieure der Welt ausgebildet worden, meinen Zugang zu dieser spannenden Welt gefunden. Als Weihenstephanerin ist man in allen lebensmittelverarbeitenden Unternehmen der Welt gern gesehen, vor allem natürlich in Brauereien.
Die Fragen stellte Brigitte Karch
Weitere Informationen:
www.zweiblick.com
(Der Link wurde am 15.05.2013 getestet.)
Bildtext: Sandra Ganzenmüller