
Blindes Vertrauen hat Verena Bentele (31) während ihrer Biathlon- und Langlaufkarriere bewiesen sowie in Afrika: Mit Annika und Joachim Wechner, einem befreundeten Ehepaar, hat sie den Kilimanjaro (5.895 m) und den Mount Meru (4.500 m) – letzteren als erste Blinde überhaupt – bestiegen.
Gemeinsam mit einer Gruppe der Deutschen Alpin und Kletterschule brach sie zu dem Bergabenteuer auf. „Nach einigen Monaten Arbeit wünschte ich mir nichts mehr als mich mal wieder so richtig zu quälen.“ Neben der neuen sportlichen Herausforderung hat sie sich von diesem Abenteuer auch ein Training der Geduld versprochen. Bentele: „Bei mir muss immer alles schnell gehen. Manche Ziele erreicht man aber eher durch Gelassenheit. Das erfährt man nirgendwo besser als am Berg.“
Mit Seilschlinge und Wanderstock
In der einen Hand hielt Bentele bei den Besteigungen eine locker hängende Seilschlinge, befestigt am Rucksack ihrer Begleiterin Annika Wechner und ihrem Bauchgurt. In der anderen Hand hatte sie einen Wanderstock zur Orientierung und zum Abstützen, vor allem bei den abfallenden Passagen. Bentele: „Richtig Spaß gemacht hat mir vor allem, über Felsen zu klettern und mich an Wänden entlang zu hangeln, wo es direkt daneben 100 Meter herunter ging. Am schönsten waren für mich als zielorientierten Menschen die Momente auf den beiden Gipfeln, wenngleich ich da schon jeweils an den Abstieg gedacht habe. Als wir den Gipfel des Kilimanjaro erreicht hatten, war mir bewusst, wir steigen gleich noch 3.000 Höhenmeter ab.“
Besuch bei behinderten Kindern
Als Botschafterin für die Christoffel-Blindenmission besuchte Bentele in Tansania eine von der CBM unterstützte Rehabilitationseinrichtung. Kinder mit Behinderung werden dort medizinisch betreut, erhalten Hilfsmittel und die ersten therapeutischen Maßnahmen. Außerdem werden die Eltern geschult, sie sollen lernen, ihre Kinder therapeutisch zu unterstützen.
Fünf Fragen an Verena Bentele:
Was hat Sie auf Ihrer Kilimanjaro Tour überrascht?
Dass man für die letzten 200 Meter eine halbe Stunde braucht, hätte ich mir nie so vorgestellt.
Wie haben Sie das Camping erlebt?
Immer auf jemanden angewiesen zu sein, sogar beim Gang zur Toilette, überall Staub, mit Sonnenmilch gemischt und nur eine Schüssel Wasser pro Tag – das war für einen sehr ordentlichen, unabhängigen Menschen wie mich ziemlich gewöhnungsbedürftig.“
Gab es Momente, in denen Sie gezweifelt haben, ob die Besteigung der beiden Berge die richtige Idee war?
Gezweifelt habe ich am vierten Tag der Kilimanjaro Besteigung. Da sind wir vier Stunden nach oben gelaufen und es ging mir super. Anschließend sind wir aber wieder 600 Meter abgestiegen, um eine niedrige Schlafhöhe zu haben. Da war ich so erschöpft, dass ich mich gerne einfach hingesetzt hätte. Hinsetzen kommt für mich als Kämpferin nicht in Frage, aber ich war vor allem wegen der ständigen Konzentration k.o.
Welche sportlichen Ziele verfolgen Sie als nächstes?
Ein weiterer Berg ist derzeit nicht in Planung. Als nächstes kommen das Radrennen Trondheim-Oslo und definitiv ein Marathon. Aber ich möchte nicht ausschließen, dass es wieder Berge geben wird.
540 Kilometer auf dem Rennradtandem durch Norwegen – wie bereiten Sie sich darauf vor?
Nach wenigen Tagen zu Hause bin ich direkt zu einer Radtrainingswoche nach Mallorca aufgebrochen. Dort fuhr ich mit einem Freund etwa 100 Kilometer am Tag, ganz locker, so dass wir zwischendurch auch einen Cappucchino trinken konnten. Auch am Bodensee, bei meinen Eltern, werden wir regelmäßig trainieren. Der längste Radmarathon Europas reizt mich schon länger – dieses Jahr werde ich mir diesen Wunsch erfüllen.
Weitere Informationen:
www.berge-reisen.de
www.vaude.de
www.tangleteezer.de
www.cbm.de
(Die Links wurden am 12.03.2013 getestet.)
Bildtext (v.l.): Annika Wechner und Verena Bentele