1989 gründete Katrin Wende-Ehmer den Münchner Frauenchor mit heute 24 Mitgliedern im Alter von 20 bis 69 Jahren. Der a-capella- Chor hat sich zu einem der führenden Frauenchöre Deutschlands entwickelt.
Jährlich stehen bis zu einem Dutzend Konzerte, auch im Ausland, auf dem Programm. „Wir geben unter anderem im Juni ein Konzert mit Stücken der Komponistinnen Nancy Telfer, Alice Tégner und Erna Woll.“ Weitere Termine stehen z.B. für das Kloster St. Ottilien (Marienvertonungen) und die Basilika Ottobeuren fest (Geistliche Musik). Im November nehmen die Sängerinnen am Bayerischen Chorwettbewerb in der Hochschule für Musik- und Theater München teil. 2009 haben sie in diesem Wettbewerb den ersten Platz belegt.
Die Geschichte der Frauenchöre beginnt in Mitteleuropa erst mit der Frühromantik. „Vorher durften Frauen nicht im Chor singen.“ Hier ist Johannes Brahms zu loben. Er hat als erster bedeutender Komponist auch einen Frauenchor geleitet und eigens für Frauenchöre komponiert.
Das Klangbild von Frauenchören sei, so die Chorleiterin, sehr viel differenzierter als das von Männer- und gemischten Chören. „Das hängt mit den Obertönen zusammen.“ Geschulte Männerstimmen erzeugten sehr gute Obertöne mit einem vollen und im besten Sinne metallischen Klang. Das Klangbild von Frauenchören erfordere intensivere individuelle stimmliche Schulung. Für ein ausgewogenes „rundes“ Klangbild seien vier Stimmlagen unverzichtbar: tiefes Alt, hohes Alt, Mezzosopran, hoher Sopran. Besonders wichtig seien tiefe Altstimmen: „Lieber zehn tiefe Altstimmen und ein Sopran als umgekehrt!“
Die “Chor-Couture“ favorisiert klassisches Schwarz, ob als das „kleine Schwarze“, Hosenanzug oder die Kombination Rock und Bluse/Shirt. Einheitlich ist ein dekorativ über die Schulter geworfenes breites Band in Rot-Orange-Lila-Tönen.
Professionelle Stimmenschulung
Eigentlich, so sagt Katrin Wende-Ehmer, verdanke sie ihre Chor-Karriere ihrer Mama. „Meine Mutter hat stundenlang Schallplatten mit Aufnahmen von Knabenchören angehört. Besonders gut hat ihr immer der Mädchenchor Hannover gefallen.“ Da wundert es nicht, dass die Leiterin des renommierten Münchner Frauenchors schon als zehnjähriges Mädchen in einem - gemischten - Chor mitmachte. „Mädchen- und Frauenchöre existierten damals erst sehr wenige.“
Ob groß oder klein, alle Mitglieder werden stimmlich individuell gefördert. „Jedes Mitglied im Frauenchor erhält professionelle Stimmbildungsschulung. Stimmbildnerinnen sind Monika Lichtenegger, die Opern- und Konzertgesang studiert hat, und Elke Rutz, eine ebenfalls ausgebildete Sängerin, die u.a. dem Solisten-Ensemble „Die Gruppe für alte Musik“ angehört.
Worauf kommt es beim Singen eigentlich an? „Entscheidend sind einheitliche Vokale.“ Die Mund-Kiefer-Stellung muss stimmen, um die Vokale in eine bestimmte Richtung zu formen.“ Das ist essenziell für ein ausgeglichenes Klangbild.“ Natürlich müsse auch die Lautstärke einheitlich sein.
Singen fordert Körper und Geist
Singen ist gesund, das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Es verbessert die Körperhaltung, stärkt die Muskeln, fördert die Konzentration. Gerade Chorgesang verlangt volle Aufmerksamkeit: Es geht nicht allein um das Erzeugen von Tönen, sondern auch um den richtigen Einsatz der Atmung, die Sängerinnen müssen nach vorne schauen und nicht nach rechts und links, sie müssen wie es das Musikstück fordert laut oder leise singen, rechtzeitig einsetzen, hören, wie die anderen singen – Körper und Geist werden gleichermaßen trainiert und beansprucht.
Gesangsunterricht fördert vor allem auch das Selbstbewusstsein. Kindern, die sich etwa nicht trauen, vor der ganzen Klasse Referate zu halten, tut der Gesangsunterricht sehr gut. Sie entwickelten gesundes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, betont Katrin Wende-Ehmer.
Nachwuchsförderung wird groß geschrieben. Im Grundchor singen zehn sechs- bis zehnjährige Mädchen, im Mädchenchor 20 zehn- bis 18jährige junge Damen. Je nach Altersgruppe erarbeiten die Sängerinnen mit professioneller Hilfe einstimmige Lieder, Kanons, mehrstimmige Chorsätze, Singspiele bis zur klassischen Frauenchorliteratur. Jetzt will die Chorleiterin einen Vorschulchor mit sangesfreudigen begabten Fünf- bis Sechsjährigen ins Leben rufen und hofft, diese in Elternkreisen geborene Idee bald in die Tat umzusetzen.
Text und Foto: Doris Losch
Weitere Informationen:
www.muenchner-frauenchor.de
(Der Link wurde am 24.02.2013 getestet.)
Bildtext: Katrin Wende-Ehmer