Nach dem Abitur und erfolgreichem Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums im Jahr 1982 trat sie als Geschäftsführerin in die väterlichen Brauerei ein. Seit 2008 hat sie die Position als alleinige Geschäftsführerin inne.
Für Claudia Höß-Stückler bedeutete diese Berufskarriere ein klarer, vorgezeichneter Weg. Von Kindheit an mit den Abläufen einer Brauerei vertraut gemacht und als potenzielle Nachfolgerin aufgebaut, wuchs sie gewissermaßen wie von selbst in die Unternehmensnachfolge hinein. Ohne Zwang und ohne Druck – wie Frau Höß-Stückler rückblickend betont.
Die verheiratete Firmenchefin und Mutter zweier erwachsener Kinder genießt – sofern es ihre Zeit zulässt - das Zusammensein mit ihrer Familie, zu dem auch ein geliebter Rauhaardackel zählt. Welches ihrer Hirschbräu-Biere sie am liebsten trinkt – wollten wir wissen: „Ich bin ein Holzar-Weizen-Fan, trinke gerne auch mal ein alkoholfreies Weizen“, verriet schmunzelnd die Unternehmenschefin.
Wollten Sie schon mal einen anderen Beruf ergreifen?
Nein, nie! Manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn die Eltern den Beruf vorgeben. Schließlich kennen sie ihre Kinder recht gut. Ich bin harmonisch in den Beruf hinein gewachsen, ohne Verpflichtung zur Fortsetzung der Brauerei. Außerdem habe ich das Glück gehabt, einen Mann zu finden, der zu allem passt (lacht).
Hatten Sie Schwierigkeiten, sich in Ihrer Führungsposition durchzusetzen?
Nein, überhaupt nicht. Das war für mich nie ein Thema, trotz der 30 Mitarbeiter, worunter sich drei Auszubildende befinden. Auch agiert mein Mann eher im Hintergrund sozusagen als „der Mann der Chefin“ und ich war und bin eben die Chefin (lacht).
Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen?
Ich denke, wir haben tolle Mitarbeiter. Wir besprechen anstehende Probleme, Ideen und Vorschläge gemeinsam. Wenn es mal zu unterschiedlichen Auffassungen kommt, dann entscheide ich aus dem Bauchgefühl heraus. Aber grundsätzlich würde ich sagen, dass ich einen demokratisch-abwägenden Führungsstil habe. Auch halte ich es für Ziel führender, gute Ideen gemeinsam anzupacken.
Bieten Sie in Ihrem Unternehmen familienfreundliche Massnahmen an?
In unserer Brauerei sind die Arbeitszeiten familienfreundlich. Von frühmorgens um 5 Uhr bis nachmittags bis 16 Uhr, je nach Betriebsparte – Fuhrpark, Brauerei und Verwaltung - gestaffelt. Da wir ein reiner Saisonbetrieb sind, gibt es im Sommer auch den Schulferien angepasste Urlaubszeiten.
Haben es Frauen in der Braubranche besonders schwierig, Fuß zu fassen?
Es gibt große Brauerei, wo Frauen in der Führungsspitze tätig sind. Bei kleineren Brauereien ist das eher weniger der Fall. Das mag auch daran liegen, dass in einer Brauerei überwiegend schwere körperliche Arbeit zu leisten ist. Das können nur Männer. In unserer Brauerei sind rund 70 Prozent der Angestellten Männer.
Was tun Sie für Nachwuchskräfte, speziell für weibliche Auszubildende?
Wir haben einen weiblichen Brauereilehrling, einen männlichen Lehrling im Verkauf sowie eine junge Frau im kaufmännischen Bereich. Alle erfahren die gleiche berufliche Aufmerksamkeit und Förderung.
Was reizt Sie an Ihrer Aufgabenstellung als Geschäftsführerin?
Die unglaubliche Vielfalt. Kein Tag läuft ab wie der andere. Ich habe viel mit Menschen zu tun, mit sehr, sehr angenehmen, aber auch mit eher etwas schwierigen Menschen. Meine Arbeit umfasst die Brauerei, unseren Wald und unsere Wiesen und reicht bis hin zu unserem Hotel und Brauerei 'Gasthof Hirsch' in Sonthofen.
Abschließend noch eine persönliche Frage: Welche Perspektiven sehen Sie für sich im Alter bzw. wie wollen Sie ihr Alter gestalten?
Ich würde mich gerne sportlich betätigen, dafür bleibt jetzt kaum Zeit. Auch längere Reisen möchte ich später mal machen. Vor allem jedoch würde ich mich sehr glücklich schätzen, mich Enkelkindern widmen zu können. Ich bin nämlich eine leidenschaftliche Mutter.
Das Interview führte Brigitte Karch
Weitere Informationen:
www.dagusta.de
www.hirschbraeu.de
Bildunterschrift: Claudia Höß-Stückler
(Die Links wurden am 08.12.2011 getestet.)