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Doris Kuffler: "Man muss aufpassen, dass die Leichtigkeit der Jugend nicht verlorengeht"

05.07.2006

Das "Spatenhaus an der Oper", der " Haxnbauer im Scholastikahaus", das "Weinzelt" auf dem Oktoberfest, das "Wirtshaus im Grün Tal" sowie verschiedene Gastronomielokale im Münchner Flughafen und in der Innenstadt, aber auch das 5 Sterne Hotel Palace - zählen in München zur Kuffler Gruppe. Im Besitz der Familie Kuffler befinden sich darüber hinaus Gastronomiebetriebe und Hotels in Frankfurt, Wiesbaden, in Heidelberg, Schwetzingen und Mannheim sowie das König-Albert-Haus in Leipzig. Damit zählt die Kuffler Gruppe mit zu den größten privat geführten Gastronomie-Unternehmen in Deutschland.

Neben der Gründergeneration, Doris und Roland Kuffler, ist auch – von den insgesamt drei Kindern - Sohn Stephan verantwortlich in die Unternehmensbelange mit eingebunden. Und dass Doris Kuffler keineswegs die "Nur-Rolle" als "Ehefrau an der Seite ihres Mannes" spielt, beweist die Tatsache, dass sie in zahlreichen Unternehmenssegmenten ein gewichtiges Wort mit zureden hat. Im Gespräch mit brikada plaudert die heute Mittsechzigerin über die Wunschziele in ihrer Jugend und dem tatsächlich Erreichten.

Sie sind gebürtige Heidelbergerin und machten im Jahr 1958 Ihr Abitur. Welche Vorstellungen hatten Sie von Ihrem weiteren beruflichen Werdegang?
Ich ging zunächst für ein dreiviertel Jahr als Aupairmädchen nach England, um dort mein Englisch zu vervollkommnen. Wieder zurück in Deutschland wollte ich zunächst studieren, schnupperte allerdings bei einem Praktikum des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim in die dortige PR-Abteilung. Da blieb ich dann hängen und arbeitete mit einem Kollegen rund zwei Jahre zusammen. Ich verfasste Artikel, versandte diese an Medien, pflegte die Kontakte zu Pressevertretern und schaltete auch Anzeigen. Das alles war sehr überschaubar, bereitete mir aber großen Spaß. Es folgte ein etwa 6-monatiger Zwischenaufenthalt in Paris, wo ich mein Französisch aufbesserte und wollte bei meiner Rückkehr nach Frankfurt mit einem Psychologie-/Philosophie-Studium beginnen. Doch in der Hessen-Metropole landete ich bei einem Marktforschungs- und PR-Unternehmen und baute in den folgenden Jahren partnerschaftlich mit Kollegen zwei Werbeagenturen auf.

Wie sind Sie zur Gastronomie gekommen?
Im Jahr 1963 holte mich mein Bruder, Erich Kaub, nach Heidelberg. Dort führte er eine unternehmerische Partnerschaft mit Roland Kuffler – beide gründeten damals das Studentenlokal "Tangente" und das Studentenkabarett "Bügelbrett" - es bildete den Grundstein für das heutige Unternehmen Kuffler Gruppe. Ich lernte Roland Kuffler nicht nur kennen, sondern auch lieben, wir heirateten rasch, bekamen drei Kinder, und ich war etwa 20 Jahre lang mit der Erziehung unsere Kinder beschäftigt.

Doch Sie fanden berufliche den Weg zurück ins Familienunternehmen. Fiel Ihnen das nach so langer Erziehungspause schwer?
In den 80er Jahren war ich wieder voll in unserer Firma drin. Ich kam zwar in ein völlig anderes Metier, aber trotzdem war mir alles wieder vertraut. Ende der 80er Jahre trennten sich die berufliche Wege meines Mannes und die meines Bruders. Damals war ich täglich in jedem unserer Münchner Betriebe. Ich war Ansprechpartnerin der Mitarbeiter, sorgte für die Dekoration, kaufte auf dem Blumengroßmarkt ein und kümmerte mich um die Personalwohnungen. Kurz und gut: ich war damals völlig mit in dasTagesgeschehen einbezogen.

Und wie sieht es heute aus?
Ach, wissen Sie, nach über 20 Jahren in den Betrieben anwesend zu sein, bedeutet viel Arbeit und persönlichen Einsatz. Heute geht es vielfach ganz anders zu. Heute arbeitet unser Sohn Stephan voll im Betrieb mit. Vieles erledigt er in Eigenverantwortung. Da reicht es eigentlich, dass er den Vater neben sich hat, und nicht mich auch als Mutter, die meint, ihm vielleicht sagen zu müssen, wo´s lang geht lächelt. Ich habe gemerkt, dass es sonst möglicherweise zu Kompetenzüberschneidungen kommt. So habe ich mich von vielen Dingen zurückziehen können. Heutzutage widme ich mich mehr "Gelegenheitsaufgaben". So bin ich voll involviert beim jährlichen Aufbau des Weinzeltes auf dem Oktoberfest. Während früher diese Aufgaben für mich alle etwas mühsam zu bewältigen waren, läuft jetzt alles optimal.Vor allem beim Zeltneubau im vergangenen Jahr lief die Zusammenarbeit zwischen den Generationen (Vater und Sohn) hervorragend.

Wenn Sie Bilanz Ihres Berufsleben ziehen, welche Ereignisse sind Ihnen besonders in Erinnerung?
Ich habe sehr viele, wirklich nette und sehr gute Erinnerungen an unsere Gäste. So erinnere ich mich an die erste Wiesn nach dem Mauerfall im Jahr 1990. Es waren auffallend viele Menschen aus der früheren DDR zu uns ins Weinzelt gekommen. Die Leute waren wirklich selig und glücklich in Freiheit zu sein. Dies ist eine bleibende Erinnerung für mich. Auch denke ich gerne an den Weltwirtschaftsgipfel im Jahr 1992 zurück. Die Politiker, lauter Regierungschefs, darunter auch der seinerzeit amtierende Präsident der USA George Bush, sen., sowie bedeutende Außen- und Finanzminister, waren nach München gekommen. Sie alle hatten bei uns im Spatenhaus an der Oper ein Arbeitsessen und der Präsident nahm sogar die Speisekarte als Souvenir mit. Für die Damen gab es ein Ladies Programm, das parallel zur gleichen Zeit im Seehaus stattfand. Dort fungierte Hannelore Kohl, Gattin von Bundeskanzler Helmut Kohl, als Gastgeberin und stellte mich persönlich den 30 bis 40 Politikerfrauen, darunter befand sich auch die reizende Barbara Bush, vor. Das hielt ich für eine besonders liebenswürdige Geste von Frau Kohl.

Welche Pläne stehen derzeit an?
Nun, es wird eine behutsame Renovierung der Innenräume vom Seehaus geben. Immerhin sieht man dem Restaurant seine 22 Jahre schon an. Außerdem wird zum kommenden Oktoberfest der Garten vor unserem Weinzelt fertiggestellt sein. Die Buchungsnachfrage für die Wiesn läuft seit längerem schon sehr gut. Wir alle freuen uns, wenn uns die Münchner und München-Besucher uns im Weltzelt besuchen!

Rückblickend – würden Sie – wenn Sie nochmals wählen dürften – etwas in Ihrem Leben ändern?
Ach, ja, vielleicht manchen Punkt würde ich ändern wollen – andererseits würde ich Manches wieder ganz genauso machen.

Was halten Sie vom Alter?
Als junger Mensch hat man sich vieles vorgenommen und mit zunehmendem Alter merkt man, dass die Kräfte nachlassen. Bei allem sollte man jedoch aufpassen, dass die Leichtigkeit der Jugend nicht verlorengeht. Man muss zufrieden sein, wenn man gesund ist und vor allem: man muss aus jeder Situation das Beste machen!

Text und Foto: ©Brigitte Karch