
Die freiberufliche Kulturberaterin und Festivalleiterin, Juliane Dorsch, zeichnet auch in diesem Jahr für den reibungslosen Ablauf verantwortlich.
Seit 1993 findet jährlich im ehemaligen Benediktinerkloster Irsee (Schwaben) das mittlerweile weithin berühmte Musikfestival Klang & Raum statt. Unter der Künstlerischen Leitung von Bruno Weil hat sich Klang & Raum in Fachkreisen gleichermaßen wie beim Publikum zu einem bedeutenden Ereignis Alter Musik im Originalklang entwickelt. Nicht zuletzt tragen die beeindruckenden historischen Räumlichkeiten mit dazu bei, die musikalischen Darbietungen kongenial zu unterstreichen.
Wer hier die Festspielleitung übernehmen darf, dem wird in erheblichem Umfang Verantwortung abverlangt. Organisationstalent, Führungsqualitäten, sensibler Umgang mit Künstlern sowie ein feines Gespür für Musik im weitesten Sinne, verstehen sich gewissermaßen als "selbstverständliche Basis" für diesen bedeutenden Posten – dies wird im Gespräch mit Juliane Dorsch deutlich.
Doch zunächst ein kurzer Einblick in die beruflichen Ausbildungsstationen der 1979 in Wertingen geborenen und in Augsburg aufgewachsenen Musikbegeisterten. Musik wurde von ihren Kindheitstagen an in ihrem Elternhaus gepflegt und gefördert. Ab ihrem 4. Lebensjahr erhielt Juliane Dorsch Klavierunterricht bei der renommierten Klavierlehrerin Mathilde Kopp-Liebl und nahm regelmäßig erfolgreich an den Wettbewerben Jugend Musiziert und Karl Lang Klavierspielwettbewerb teil. Im Jahr 1998 wurde sie mit dem Förderpreis 1998 der Societas Annensis für das musikalische Engagement am Gymnasium bei St. Anna ausgezeichnet.
Nach dem Abitur studierte Juliane Dorsch Kulturwirtschaft und Musikgeschichte in Passau, Granada und London. Seit Mai 2008 ist Juliane Dorsch als freiberufliche Kulturberaterin, u.a. als Managerin des Musikfestivals Klang & Raum, tätig.
Sie fungieren als Managerin von Klang & Raum im Kloster Irsee, das in diesem Jahr vom 27. August bis 5. September 2010 stattfindet. Welches sind dort Ihre Aufgaben?
Bei einem kleinen, aber feinen Festival wie Klang & Raum betreue ich nahezu sämtliche Bereiche der Organisation. Gemeinsam mit dem Künstlerischen Leiter Bruno Weil zeichne ich für die Programmauswahl verantwortlich. Weiterhin bin ich für die Sponsorensuche und -betreuung zuständig, verhandle Künstlerverträge, kümmere mich um Marketingfragen, plane die Abläufe, und betreue zusammen mit meinem Team die Besucher und Künstler während des Festivals.
Das ist ja ein breites Aufgabenspektrum?
Ja, die Aufgaben sind sehr vielfältig. Doch wir sind hier ein eingespieltes Team, und es lässt sich wunderbar zusammenarbeiten. Oft geht es sehr stressig zu – da ist es unbedingt wichtig, dass man sich hundertprozentig aufeinander verlassen kann. Wichtig ist auch oft, mit einer ordentlichen Portion Humor an die gemeinsame Arbeit heranzugehen.
Fällt Ihnen der Umgang mit Menschen schwer?
Mir fällt der Umgang mit Menschen leicht. Natürlich gehört Einfühlungsvermögen dazu, um den Künstlern den Aufenthalt und die Arbeit zu erleichtern. Was die Räumlichkeiten für Unterbringung, Proben und Konzerte anbelangt, so bietet Kloster Irsee, das ja auch ein Tagungshotel ist, eine ausgezeichnete Infrastruktur.
Festivalleiterin – ist das ein Vollzeitjob?
Nein, obwohl diese Arbeit in gewissen Zeitphasen doch sehr zeitaufwändig ist. Dennoch kann ich flexibel auf die Anforderungen reagieren. Die Arbeit hier bereitet mir großen Spaß, und ich kann meine fachlichen Kenntnisse sehr gut einbringen. Vor allem begeistert mich das ehemalige Kloster Irsee mit seinem herrlich restaurierten Barockräumen, die für Musik im Originalklang perfekt geeignet sind – ein unschätzbarer, einzigartiger Vorteil – denn die Musik von Haydn oder Schubert sind ja genau für solch atmosphärereiche Orte geschrieben worden.
Von welchem Alter an sollte man Kinder an die Musik heranführen?
So früh wie möglich, aber es ist nie zu spät; denn die Freude an der Musik und am Musizieren ist keine Frage des Alters.
Wie beurteilen Sie die Musikerziehung in der Schule?
Meiner Meinung nach wird in der Schule zu wenig Zeit für Theorie und Praxis eingeräumt. Zugegeben, das ist auch keine leichte Aufgabe. Aber ich würde mir wünschen, dass der Musik, vor allem der klassischen, ein höherer Stellenwert eingeräumt würde. Derzeit ist das sicherlich besonders schwierig, weil immer weniger Schüler mit klassischer Musik in Berührung kommen.
Wichtig ist es meiner Meinung nach auch, Schülern klassische Musik so näher zu bringen, dass sie mit Offenheit und Spaß Musik selbst weiter entdecken können. Angebote gibt es durchaus, etwa bei Städtischen Musikschulen, bei Orchestern im Rahmen der Jugendarbeit oder von Tagen der offenen Tür - dort kann man meist kostenlos hinein schnuppern. Man sollte zu solchen Veranstaltungen einfach hingehen und Musik live miterleben. Das ist schon für wenig Geld oder sogar gratis möglich.
Wir bei Klang & Raum bieten zum Beispiel an, kostenlos bei den Meisterkursen für junge und angehende Profimusiker zuzuhören. Es gibt zudem sehr moderate Eintrittspreise mit den besten Plätzen für Klang & Raum-Kirchenkonzerte, die beim jungen Publikum im vergangenen Jahr große Begeisterung auslösten.
Zukunftspläne?
Unmittelbar für 2010 wünsche ich mir, dass die wirklich sehr schöne, ansprechende Programmauswahl auch diesmal viele Zuhörer findet. Ansonsten werde ich 2011 Klang & Raum wieder als Festivalleiterin begleiten, die Planungen laufen bereits auf Hochtouren. Was danach passiert, kann man in unserer schnelllebigen Zeit kaum wirklich vorausplanen.
Das Gespräch führte Brigitte Karch
Weitere Informationen:
www.musikfestival-irsee.de
www.kloster-irsee.de
Foto: Juliane Dorsch
(Die Links wurden am14.06.2010 getestet.)