Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

Andrea Nadles

07.11.2009

Hellwache Wissbegier, stets ungebremste Lust an persönlicher Weiterbildung, verbunden mit einem schier unendlichen Maß an Dienstleistungsbereitschaft zählen zu den Grundtugenden von Andrea Nadles. Ihre sprühende, von Herzen kommende Freude am Umgang mit Menschen, insbesondere mit jungen Auszubildenden, machen die Mitvierzigerin zu einer allseits viel geschätzten Vorgesetzten und Dozentin. Erst jüngst wurde Andrea Nadles mit großer Mehrheit zur Vorsitzenden des bundesweit agierenden Verband der Serviermeister, Restaurant- und Hotelfachkräfte e.V. (VSR) gewählt.

Sie bringt für ihre neue ehrenamtliche Aufgabe fundierte Fachkenntnisse und jede Menge persönliches Engagement mit. Ausbildungsmäßig hat sie nahezu alle Ausbildungsmöglichkeiten genutzt. Als gelernte Restaurantfachfrau legte sie die Ausbildereignungsprüfung (1989) ab, 1993 folgte die Restaurantmeisterprüfung und im Jahr 2002 die Hotelmeisterprüfung. Von 1987 bis 1999 war sie in etlichen renommierten Hotelbetrieben in Oberbayern tätig, danach bis 2003 als freiberufliche Dozentin für Gastronomie und Hotellerie bei verschiedenen Bildungsträgern aktiv. Zu ihren wichtigen beruflichen Stationen zählen etwa der Landgasthof Karner in Frasdorf, das Arabella Schliersee Hotel und der Posten als Hoteldirektorin im Astron Resort Schillingshof in Bad Kohlgrub. Seit 2002 ist sie Dozentin für Hotel- und Restaurantmeister an der Kermess Hotelberufsfachschule und seit 2004 unterrichtet sie als Teilzeitlehrkraft für Hotel & Service an der Berufsschule für das Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe in München. Vor zehn Jahren konnte sie ihren lang gehegten Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit mit der Gründung ihrer Firma Gastro Coaching (Training, Coaching und Seminare für Hotellerie und Gastronomie) realisieren.
Andrea Nadles sah und sieht sich dem Motto des "Lebenslangen Lernens" verpflichtet. Eine berufliche und persönliche Selbstverständlichkeit, der sie diszipliniert, zugleich aber auch mit großer Begeisterung folgt. Mehrfach konnte sie für ihre außerordentlichen Leistungen Auszeichnungen und Preise einfahren. So wurde sie beispielsweise 2003 mit der Goldmedaille beim Wettbewerb der gedeckte Tisch ausgezeichnet. Im Jahr 2009 erzielte sie bei der Ausbildung zur Qualitätsdozentin die Stufe 1 für das Service-Q. Andrea Nadles ist verheiratet und hat keine Kinder.

Was bereitet Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Freude?
Am meisten bereitet mir Spaß, die richtige Dosierung von Beruf und Berufung zu finden. Die Arbeit mit und am Menschen bedeutet mir sehr viel.

Sie gehen ja seit Jahren viel mit jungen Menschen um. Beobachten Sie einen Wandel im Lernverhalten dieser Menschen?
Ja, es lässt sich ein Wandel beobachten. So gibt es sehr wenig sehr gute Auszubildende, aber ebenso wenig sehr schlechte Auszubildende. Ein gewisses Mittelmaß bestimmt das Gros. Die Jugendlichen legen zumeist eine abwartende Haltung ein, nach dem Motto "Was bringt mir der Dozent?". Sie setzen weniger auf Eigeninitiative, vielmehr kapitulieren sie vor der Fülle der Eindrücke, des Lernstoffes und der Quellen die man für das Lernen nutzen kann. Hier ist das Elternhaus gefragt, das seine Vorbildfunktion erfüllen müsste, damit Jugendliche besser mit der Außenwelt umgehen können. Junge Menschen sind oftmals überfordert und viel zu häufig allein gelassen.

Wer ist bildungswilliger: Mädchen oder Jungen?
Weder noch – könnte man sagen, das heißt Mädchen und Jungen sind gleichermaßen bildungswillig oder bildungsunwillig.

Ein selbst kritischer Blick auf Lehrer: wie steht es um deren Weiterbildung? Bzw. wo informieren sich Lehrkräfte über Branchentrends und neue Entwicklungen?
Ich habe manchmal den Eindruck "Echte" Lehrer sind eine eher aussterbende Spezies. Bei einigen zeigt sich, dass der Lehrberuf eigentlich nur wegen der "schönen Freizeit" und nicht der erzieherischen Sache wegen gewählt wird.

Sind die bestehenden Prüfungsordnungen umfassend oder gibt es Ihrer Meinung nach irgendwo Defizite?
Die bestehenden Prüfungsordnungen sind teilweise noch immer nicht ganz zeitgemäß. So gibt es zum Beispiel bei der Ausbildung zum Restaurantmeister derzeit zu wenig Praxisunterricht – d.h. dort wird das Tranchieren etc. vermittelt, was in vielen Betrieben gar nicht mehr praktiziert wird. Ich hoffe das ändert sich, so dass wir zum einen mehr Praxisunterricht bekommen und auch in den Betrieben in irgendeiner Form die "handwerklichen" Tätigkeiten dieses schönen Berufes wieder gefragt sind. Darüber hinaus müssen wir im Praxisunterricht vermehrt auf die Erstellung von Verkaufsunterlagen und –strategien eingehen, sowie das Controlling in den Vordergrund stellen

Haben sich die beruflichen Anforderungen an Auszubildende in Hotellerie und Gastronomie im Laufe der Jahre verändert?
Ja, in Deutschland sind die Anforderungen höher. Bereits in der Ausbildung werden die jungen Menschen als Facharbeiter herangezogen.

Was essen und trinken Sie gerne?
Ich liebe regionale Küche. Gerne genieße ich gelegentlich einen guten Rotwein, ich trinke viel Mineralwasser, aber auch Kaffee (meine große Leidenschaft), und wenn ich Zeit habe, trinke ich auch gerne ein Glas Bier.

Haben Sie Zeit für die Freizeit? Hobbies?
Eigentlich habe ich wenig Zeit für die Freizeit. Mein Beruf ist mein Hobby. Ich habe keine Kinder, so nutze ich meine Freizeit für stricken und andere Handarbeiten, ich lese gerne Kriminalromane und leichte Lektüre, um mich vom oftmals anstrengenden Tagesgeschehen zu entspannen.

Welches sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?
Meine Stärken sind Organisationstalent und rasche Auffassungsgabe, meine Schwächen sind Perfektionismus und dass ich mit Kränkungen nicht so leicht umgehen kann – nach dem Motto "ein Elefant verzeiht nicht so leicht ..."

Was raten Sie jungen Menschen, wenn diese vor der Berufswahl stehen?
Sie sollten sich vorher unbedingt über den Wunschberuf ausführlich informieren. Schnupperkurse, zur Probe im Betrieb arbeiten und mit den Menschen dort sprechen, die den Beruf schon längere Zeit ausüben. Diese Rund-um-Information kann vor späteren Enttäuschungen bewahren.

Würden Sie Ihren Beruf nochmals ergreifen?
(mit leuchtenden Augen): Ja, sofort!

Haben Sie ein Lebensmotto?
Bleiben wir realistisch, erreichen wir das Unmögliche!

Welche Perspektiven sehen Sie für sich im Alter? Bzw. wie wollen Sie ihr Alter gestalten?
Ich würde gerne bis zum 70. Lebensjahr arbeiten und dann den Arbeitsalltag etwas langsamer angehen lassen.

Weitere Informationen:
www.gastrocoaching.de
target=_blank>www.vsr-online.de
www.dagusta.de

Bildtext: Andrea Nadles. Foto: Brigitte Karch

(Die Links wurden am 07.11.2009 getestet.)