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Modern Dance Center: Eine gute Vorbereitung ebnet den Weg zum Tanzstudium

05.08.2009

Esther, du hast dich an der Tanzhochschule in Arnheim beworben. Was waren die schrecklichsten Momente des Auswahlverfahrens?
Die Sekunden vor der Entscheidung. Über vier Runden wurden wir jedes Mal neu bewertet. Da war ich sehr aufgeregt. Und je weiter ich kam, desto schlimmer wurde es.

Warum gerade Arnheim? Gibt es keine entsprechende Ausbildung in der Nähe?
Klar gibt es auch andere Hochschulen, etwa die Folkwang-Hochschule in Essen oder die Tanzhochschule in Köln. Die Hochschule in Arnheim hatte ich mir jedoch an einem Tag der offenen Tür angesehen, und ich hatte einen sehr guten Eindruck von der Schule. Insofern fand ich sie für meine erste Bewerbung ideal. Arnheim bietet neben der Ausbildung zur Tanzpädagogin oder zur Choreografin die Ausbildung zur Berufs-Tänzerin. Neben dem klassischen Ballett liegen die Schwerpunkte dort beim zeitgenössischen Tanz und der Improvisation. Das ist genau meine Richtung.

Mit wie vielen Bewerberinnen und Bewerbern hast du dich messen müssen und woher kamen sie?
Es gab erst eine nationale Ausscheidung für rund 100 Niederländer. Wir waren dann zwei Gruppen mit je etwa 50 Tänzern aus anderen Ländern. Die kamen aus ganz Europa, einer sogar aus den USA. Nach drei Runden blieben davon etwa 40 übrig. 24 sind dann letztlich angenommen worden.

Wie läuft so eine Aufnahmeprüfung ab?
Die geht über drei Tage. Und da steht niemand, der abhakt, ob man den Spagat oder die doppelte Pirouette auch wirklich beherrscht. Es wird gemeinsam mit den Dozenten der Hochschule – sie sind die Juroren – Unterricht gemacht. An der Ballettstange etc. Wir haben Improvisationen bekommen, die wir tänzerisch umsetzen mussten. Und zum Schluss durften wir ein eigenes Solo tanzen.

Dabei schauen sich die Dozenten die darstellerischen Fähigkeiten genauso intensiv an wie den technischen Stand der Bewerber. Für die Prüfer ist ein wichtiges Kriterium, dass sie das Gefühl haben, bei einem Bewerber lässt sich noch etwas entwickeln. Logisch: Es bringt nichts, an die Hochschule zu gehen, wenn das gesamte Potenzial schon ausgeschöpft ist oder die Bereitschaft fehlt, Neues anzunehmen.

Klopft die Jury genauso flotte Sprüche wie bei Deutschland sucht den Superstar?
Nein, die sagen den Bewerbern knapp und sachlich, wer weiter ist. Das ist nicht mit Fernsehsendungen und deren Showeffekt vergleichbar. Ich habe das als sehr seriös empfunden. Von Runde zu Runde wurde die Atmosphäre zwischen Dozenten und Tänzern persönlicher.

Wie lange tanzt du bereits?
Mit dem Tanzen habe ich mit drei Jahren angefangen, einmal in der Woche in einer Kindertanzgruppe. Und dann habe ich lange gesucht, was das Richtige für mich ist, und verschiedene Richtungen getestet. Ins Modern Dance Center bin ich mit 15 Jahren gekommen. Und dann bin ich dort geblieben, weil ich mich da am wohlsten gefühlt habe. Obwohl ich immer von Bochum, wo ich wohne, nach Dortmund fahren muss. Jetzt trainiere ich täglich, klassisches Ballett genauso wie Modern Dance und Jazz Dance.

Wie kommt man an das Wissen, was einen im Auswahlverfahren erwartet?
Das bringt dir nach und nach alles dein Dozent bei. Gut ein Jahr vor dem Termin geht es los. Da spielen dann vor allem auch viele Kleinigkeiten eine Rolle, auf die ich ohne ein intensives Coaching durch das Team rund um Gudrun Doddema gar nicht gekommen wäre. Dass du dich vor dem Vortanzen aufwärmen musst, ist ja noch nachvollziehbar. Dass du, wenn eben möglich, in der ersten oder zweiten statt in der dritten oder vierten Reihe stehen solltest, ist schon ein praktischer Tipp. Wichtig ist zum Beispiel auch, den Dozenten nicht zu widersprechen und genau das zu machen, was sie sehen möchten. Die achten nämlich darauf, wie gut jemand ihre Aufgaben versteht und befolgt und wie gut Korrekturen verarbeitet werden.

Sehr hilfreich waren auch die Tipps für die Kleidung. Wenn nicht gerade Schwarz vorgeschrieben ist, hilft dir ein farbiger Tanzanzug durchaus, dich aus der grauen Masse herauszuheben. Nur zu grell darf er nicht sein. Leicht geschminkt vermittelst du, gut vorbereitet zu sein und die Prüfung als Auftritt zu verstehen. Und es kommt tatsächlich gut bei den Dozenten an, wenn du dich nach der Prüfungsstunde, die ja eigentlich so etwas wie Unterricht ist, bei ihnen mit Handschlag dafür bedankst.

Esther, du hattest Erfolg – und wirst trotzdem nicht in Arnheim an den Start gehen. Warum? Und wie haben die Juroren die Nachricht aufgenommen?
Ich bin erst in der 12. Klasse. Das Abi hat für mich höchste Priorität, und das werde ich jetzt erst einmal machen. Das haben die Dozenten auch verstanden.

Wie geht es mit deinem Traum weiter?
Wie gesagt, erst kommt das Abi. Und dann werde ich mich wieder bewerben – auch an anderen Tanzhochschulen, vielleicht an der Folkwang-Hochschule in Essen oder der Parts in Brüssel oder an der London School of Contemporary Dance. Ich möchte den Tanz zum Beruf machen und mich praktisch damit auseinandersetzen. Die Prüfung in Arnheim hat mir jedenfalls gezeigt, dass ich eine Chance habe.
Quelle: Rieder Media

Weitere Informationen:
www.moderndancecenter.de

Bildtext: Erst kommt das Abi, dann möchte sich Esther Siddiquie (Mitte) erneut an einer Tanzhochschule bewerben. Foto: Modern Dance Center/ www.bildautor.de

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