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Tatjana Rehklau: "Beim Vorstellungsgespräch sollte der Azubi wissen, welche Berufsziele er hat"

23.06.2009

Der Umgang mit Menschen, das flexible Reagieren auf Unvorhergesehenes, Entscheidungsfreudigkeit, Durchsetzungsvermögen und nicht zuletzt der klare Blick für Realisierbares – all diese Eigenschaften sind kennzeichnend für die Wirtin vom Paulaner Bräuhaus, Tatjana Rehklau, in München.

Geboren im baden-württembergischen Leonberg, absolvierte sie nach dem Abitur ein 3-monatiges Praktikum bei Sternekoch Heinz Winkler im oberbayerischen Aschau. Anschließend arbeitete sie weitere neun Monate in einem Gastronomiebetrieb am Chiemsee. Nach diesem Auftakt in die gastronomische Praxis schloss Frau Rehklau ein Betriebswirtschafts-Studium an der damaligen Fachhochschule für Tourismus, Studienrichtung Hotellerie/Gastronomie, in München-Pasing an. Während der obligatorischen Praxisseminare volontierte sie bei der Dr. Kaub Consult in München.

Um ihr Studium zu finanzieren, arbeitete Tatjana Rehklau seit 2001 bei der R&K Gastronomie und schrieb Ende 2003 ihre Diplomarbeit über die unterschiedlichen Betriebstypen in der Gastronomie und deren wirtschaftliche Einflüsse. Nach erfolgreichem Studienabschluss als Dipl. Betriebswirtin Veranstaltungskauffrau ist sie seit August 2004 bei der R&K Gastronomie fest angestellt. Anfangs war sie als Marketing Consultant beschäftigt. Mitte 2007 übernahm Frau Rehklau die Leitung der Hauptverwaltung bei der R&K Gastronomie. Heute ist sie für das Controlling der vier R&K Gastronomie-Betriebe Paulaner Bräuhaus, Hacker-Pschorr Bräuhaus, Nescafé Bar im Hauptbahnhof sowie Warenhaus Karstadt, München-Nord, verantwortlich.

"Ganz nebenbei" sorgt die ambitionierte Wirtin Tatjana Rehklau für den geregelten Tagesablauf vom Paulaner Bräuhaus. Ihr Tagesablauf ist diszipliniert geregelt. Beginnend mit Büroarbeiten ab 8.00 Uhr in der Früh. Mittags, wenn es besonders hoch hergeht, arbeitet sie in der Gaststätte mit und setzt anschließend ihre Büro- und Buchhaltungsarbeiten fort. Auch der Personalbereich zählt mit zu ihren Aufgaben.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Stellenbewerber aus?
Wenn wir Auszubildende für den Berufszweig Veranstaltungskaufmann einstellen wollen, dann schalten wir vorzugsweise das Arbeitsamt ein. Von dort erhalten wir die schriftlichen Bewerbungsunterlagen, die wir sichten und versuchen einzuschätzen, ob sich der Bewerber für diesen Ausbildungszweig eignen könnte. Wichtig ist für uns hierbei, zu erfahren, welche Ideen und Vorstellungen der Bewerber von dem hat, was er nach der Lehre machen möchte und welche Berufsziele er anstrebt. Wir bieten auch eine Schnupperlehre an. Das heißt der Bewerber kann bei uns im Betrieb einen bis maximal 14 Tage arbeiten. Im anschließenden Gespräch klärt man gegenseitig ab, ob es sinnvoll ist, dass er die Lehre bei uns antritt. Die dreijährige Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann besteht bei uns darin, dass der Auszubildende ein Jahr Bürokenntnisse erwirbt, ein Jahr im Hacker-Pschorr Bräuhaus in die Großgastronomie eingearbeitet wird, und im dritten Ausbildungsjahr hier im Paulaner Bräuhaus die kleinere Gastronomie kennen lernt.

Was raten Sie jungen Frauen, die vor der Berufswahl stehen?
Man sollte sich genau überlegen, was man beruflich einmal tun möchte. Die Crux ist ja, dass etwa 85 Prozent der jungen Menschen überhaupt nicht weiß, auf welchen Beruf – zum Beispiel in der Gastronomie – sie sich da einlassen. Die übrigen 15 Prozent haben jedoch ganz genaue Vorstellungen. Wichtig sind Kontaktfreudigkeit sowie Spaß an der Gastgeberrolle. Man muss sich freuen können, wenn man den Gast mit einer schönen Veranstaltung zufrieden stellen konnte.

Gibt es Aufgaben, die Sie nicht so gerne machen?
Ja, klar! Reklamationen bearbeiten. Das ist für mich immer ein schwieriges Thema zu entscheiden, ob es sich um berechtige Beschwerden handelt oder nicht. Man muss schon ein sensibles Händchen haben, um hier den Gast feinfühlig zu behandeln.

Wie beurteilen Sie die Chancengleichheit von Frau und Mann in der Gastronomie?
Beruflich bietet die Gastronomie jede Menge Chancengleichheit. Beide haben die gleiche Arbeitszeit, den Arbeitsumfang und auch die gleiche Bezahlung.

Wie sieht es in der Branche für die Frau – als Unternehmerin und Arbeitnehmerin - mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus?
Da wird es schwierig, vor allem, wenn nur einer der Ehepartner in der Gastronomie tätig ist. Wenn
beide in der Branche beschäftigt sind, dann ist zwar die Abstimmung zwischen Arbeitszeit und Freizeit oftmals nicht ganz einfach, aber das gegenseitige Verständnis für die unterschiedlichen Arbeitszeiten ist vorhanden.

Bei Ihnen finden sich auch viele Stammtische ein – auch für Frauen?
Wir sind selbst überrascht, aber immer mehr Frauen treffen sich bei uns im Lokal zum Essen und Trinken und zum Gedankenaustausch über alle möglichen Themen, die Frauen heutzutage so bewegen. Zu den Stammtisch-Treffen kommen Frauen unterschiedlichen Alters, darunter viele Berufstätige, die im Paulaner Bräuhaus vor allem vom stressigen Alltag ausspannen möchten und sich einfach mal ohne Anspannung und Leistungsdruck in netter Gesellschaft und in urgemütlicher Bräuhaus-Atmosphäre zusammen finden wollen.

Welches Projekt steht in diesem Jahr im Mittelpunkt Ihrer Aktivitäten?
Wir werden am 11. Juli 2009 das 20-jährige Betriebsjubiläum feiern. Dazu haben wir uns jede Menge ausgedacht, um mit unseren Gästen zu feiern.

Haben Sie Zeit für Freizeit?
Ja, ich habe mir eine liebe Seele von Hund angeschafft, (lacht) einen Straßenköter. Das Tier zwingt mich zu regelmäßigen Spaziergängen, was ich sehr genieße.

Was essen und trinken Sie am liebsten?
Schweinebraten und unser "Pauline"-Frühsommerbier. Es schmeckt besonders mild, überhaupt nicht bitter, sondern würzig und dennoch lieblich.

Welche beruflichen/persönlichen Zielen streben Sie an?
(nachdenklich): Natürlich möchte ich nach wie vor in der Gastronomie bleiben. Von hier und heute betrachtet, könnte ich mir vorstellen, dass ich zukünftig einen kleinen Landgasthof mit etwa 50 Betten gerne führen würde.

Wie wollen Sie Ihr Alter einmal gestalten?
Ich glaube, dies ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Derzeit weiß ich wirklich nicht genau, wie ich in einigen Jahrzehnten leben möchte. Das ist so ein Balanceakt zwischen Wunsch "Streichelzoo" und Wirklichkeit sprich Angst vorm Alter. Allerdings möchte ich mit 70 Jahren nicht mehr am Bierzapfhahn stehen

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Eigentlich habe ich kein bestimmtes Lebensmotto. Ich bin grundsätzlich ein positiv denkender Mensch - das ist ja auch eine Art Lebensphilosophie.
Das Gespräch führte Brigitte Karch

Weitere Informationen:
www.paulanerbraeuhaus.de
www.bannwaldseehotel.de
www.dagusta.de

(Die Links wurden am 23.06.2009 getestet.)