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Carola Distler: Farbenprächtige Miniaturen

24.02.2009

Bereits als 9-Jährige spürte Carola Distler, dass sie einen unstillbaren Willen zum Malen hat. Ihr Vater, ein bekannter Künstler, förderte ihr Talent und führte sie insbesondere in die Ölmalerei ein.

Später vervollkommnete die Autodidaktin ihre künstlerischen Fähigkeiten auf Reisen nach Südfrankreich oder in die Toskana, wo sie von Prof. Erwin Holzbauer, einem Kunsterzieher aus Mindelheim, wertvolle Anregungen erhielt. Auch heutzutage lässt sich Carola Distler von der südländischen Natur und Farbkraft zu feinen, subtilen Farbkompositionen inspirieren.

Vor rund sechs Jahren hat die 60-Jährige für sich ebenso die Acrylmalerei entdeckt. Mit ihren großformatigen Gemälden stößt sie in zahlreichen Ausstellungen im Unterallgäu zu Recht auf lebhafte Resonanz eines breiten kunstinteressierten Publikums.

Gleichwohl hat sich die Künstlerin dem Bemalen von Eiern verschrieben, die sie auf unnachahmliche Weise dekorativ und ausdrucksstark zu kleinen Kunstwerken verwandelt. Vor allem zur Osterzeit finden die von Carola Distler bemalten, leicht zerbrechlichen Eier von Tauben, Zwerghühnern, Wachteln, Fasanen, Enten und Gänsen reißenden Absatz. Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil sie jedes bemalte Ei zusätzlich durch eine Miniatur ergänzt – ein außergewöhnliches künstlerisches Miteinander!

Doch damit nicht genug. Carola Distlers Oeuvre reicht noch weiter. Ihr jüngstes Betätigungsfeld ist das kreative Bemalen von Holzkügelchen in unterschiedlichen Größen. Die Oberfläche der hölzernen Rohlinge werden zunächst handwerklich bearbeitet und später mittig durchbohrt. Danach werden die bemalten Kugel mit einem Lederband durchzogenen. Sie wirken wie glanzvolle Pretiosen, kleine funkelnde Juwelen mit berückender Farbgebung. Drapiert auf schwarzem Samt, erscheinen sie wie Kleinodien. Jede Halskette, Armband oder Ohrschmuck zeigt sich in stets einmaligem Design und Farbkomposition als liebenswertes Schmuckstück.

Wie definieren Sie Talent?
Man muss sein Talent selber spüren. Man muss zum Beispiel Malen wollen und dass, was man sieht auf Papier widergeben.

Welche Maltechniken wenden Sie für welche Sujets an?
Ich aquarelliere kleinformatige Landschaften, Stadtansichten und Skylines. Für großformatige Gemälde wende ich die Acryltechnik an. Als Sujets wähle ich zumeist Blumen und Landschaften. Meine besten Bilder entstehen im Freien. Auch male ich nur, wenn die Sonne scheint. Ich brauche Sonne und Farbe, ohne Farbe geht es nicht. Dabei setze ich keine dezenten Farben, sondern vorzugsweise "Power-"Farben ein.

Sind Ihre Bilder gegenständlich oder abstrakt?
Weder gegenständlich, noch abstrakt. Ich bemühe mich nicht, gegenständlich zu arbeiten. Beim Malen mit Aquarellfarben ist das Weglassen das Wichtigste. Also, weniger ist schöner, aber auch schwieriger darzustellen. Aber ich bin immer noch am Lernen.

Wie gehen Sie arbeitstechnisch beim Bemalen der Holzkügelchen vor?
Zum Bemalen der Holzkugeln gehört viel Liebe zum Detail. Zunächst zeichne ich die Formen – mal grafisch streng, mal verspielt – vor. Dann folgt das Bemalen mit Aquarellfarben. Zum Schluss trage ich an drei auf einander folgenden Tagen immer wieder einen Speziallack auf, um so den außergewöhnlichen Glanz herzubekommen.

Sie unterrichteten lange Jahre an der Volkshochschule in Mindelheim und vermittelten ihr künstlerisches Wissen an VHS-Teilnehmer. Worauf haben Sie dabei immer Wert gelegt?
Es ist wichtig, dass man Maltechniken erlernt, damit ein Bild auch wirklich entsteht. Der Lernende soll stolz auf sein Werk sein und mit nach Hause nehmen können. Rückblickend war es eine sehr schöne Zeit für mich, manchmal allerdings auch stressig, immerhin kümmere ich mich um meine Familie, also meinen Mann und mein Kind, und auch Haus und Hof müssen versorgt werden.

Vor einiger Zeit beendeten Sie den Unterricht an der VHS. Haben Sie noch künstlerische Zukunftspläne?
Jetzt gebe ich Privatkurse für Menschen, die das Malen erlernen wollen. Zukünftig schwebt mir allerdings vor, Malkurse für Senioren in Sanatorien oder Kurheimen zu geben. Das würde mir großen Spaß bereiten.

Das Interview führte Brigitte Karch