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Andrea L´Arronge: "Ich wollte schon lange mal wieder was Kaputtes spielen!"

12.09.2008

Erstmals in der Öffentlichkeit trat Andrea L´Arronge, geboren 1957 in München, als Synchronsprecherin in den Spielfilmen "Pippi Langstrumpf" auf. Ihre Filmkarriere startete sie bereits im Alter von acht Jahren, wo sie in der TV-Serie "Die fünfte Kolonne" mitspielte. Zu sehen war sie in Kinofilmen wie beispielsweise "Das Schlangenei" oder "Ein Mann für jede Tonart". Gerne sah man Andrea L´Arronge in TV-Produktionen wie "Der Kommissar", "Tatort" oder "Derrick". Als "Baby Jane" hatte sie eine Paraderolle in "Anwalt Abel". Zudem war sie etwa in "Die Schwarzwaldklinik", "Die Männer vom K3", "Hotel Paradies" oder "Das Traumschiff" zu sehen. Im Jahr 2007 drehte sie "Hilfe, die Familie kommt", "Der Mann im Heuhaufen" sowie "Der Ruf der Berge. Seit rund sieben Jahren spielt sie die "Gräfin Schönberg" in der ZDF-Serie SOKO Kitzbühel und ermittelt als Hobbydetektivin heftig im kriminellen Milieu.

Andrea L´Arronge, Mutter einer erwachsenen Tochter, wohnt zusammen mit ihrem Mann in München. Trotz knapp bemessener Zeit, gelingt es ihr, Familie und Schauspielberuf verträglich unter einen Hut zu bringen. Doch die selbstbewusste und weitblickende Schauspielerin schickt sich an, mit einer von ihr konzipierten Ölpflegeline auf ayurvedischer Basis ein zusätzliches Standbein zu schaffen. Dabei wird sie aus dem Impuls heraus geleitet, nicht nur mit ihrer überzeugenden Schauspielerkunst Menschen zu erfreuen, sondern will "mit Spaß und leidenschaftlichem Engagement" mit ihren Premium-Ölpflegeprodukten bei Konsumenten für mehr Wohlbehagen sorgen.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Rollen vor?
Ich bin keine große Rollenlernerin. Erst kurz vor Drehbeginn beschäftige ich mich damit, z.B. bei der Kostümprobe, dann bespreche ich die Rolle mit dem Regisseur. Ich spiele die Rollen eher "aus dem Bauch" heraus.

Fällt es Ihnen leicht, Texte zu lernen?
Gott sei Dank ja. Es wäre eine Katastrophe, wäre es anders.

Von Film zu Film müssen Sie ja immer aufs Neue einen grundlegenden "Rollenwechsel" vollziehen. Fällt es Ihnen schwer, ständig neue Identitäten zu verinnerlichen?
Nein, denn darin besteht ja eigentlich der Beruf eines Schauspielers. Es wäre ja auch zu langweilig, immer den gleichen Typ zu verkörpern. Man versuchte es ja immer wieder, mich als die "chice Liese vom Dienst", also etwa in die Gräfinnen-Rolle zu stecken. Aber ich spiele auch gerne die andere Facette. Nämlich wie etwa in der ZDF-Serie "Fünf Sterne" eine kaputte Frau, die aus dem Knast kommt und sich durchs Leben schleppen muss.

Spielen Sie auch Theater?
Ich habe sehr viel Theater gespielt, hörte damit aber auf, als meine Tochter zur Schule kam. Da wollte ich dann abends mehr Zeit für sie haben.

Könnten Sie sich vorstellen, einmal als Regisseurin tätig zu werden?
Nein, jedenfalls nicht in der Filmbranche. Da muss man dann für zu Vieles die Verantwortung tragen.

Was bedeutet für Sie Schauspielen? Reiner Broterwerb oder die Lust am Schauspielern?
Für mich bedeutet Schauspielern kein reiner Broterwerb. Ich möchte das mal so formulieren: es ist wie beim Schreiner, der einmal im Jahr einen Intarsienschrank herstellt, das tut er mit großem Vergnügen. Mit der Fertigung von Tischen und Bänken hingegen verdient er sein Geld. Mit anderen Worten: Viele Schauspieler drehen eine Rolle nach der anderen, weil sie schlichtweg davon leben müssen.

Welche Rolle hat Ihnen bisher am meisten zugesagt?
Also die Rolle als "Baby Jane" in Zusammenarbeit mir Günther Maria Halmer zählt zu meinen Lieblingsrollen. Aber auch in der Serie "SOKO Kitzbühel" als Partnerin von Heinz Marecek habe ich viel Spaß bei der Arbeit.

Welche Rolle(n) würden Sie noch gerne spielen?
Ich würde gerne Rollen übernehmen, denen ein gutes Buch zugrunde liegt, ein guter Regisseur dabei ist und der auch ein bisschen mehr Geld zur Verfügung hat und damit auch mehr Zeit und Muße für die Produktion mitbringt. Denn das ist heutzutage die Crux: alles muss schnell gehen, Geld- und Zeitmangel bestimmen heutzutage leider den Drehrhythmus.

Gelegentlich liest man: Schauspielerinnen ab 40 "sind vom Fenster weg", und zwar aufgrund ihres Alters. Stimmt das?
Ich persönlich musste diese Erfahrung bislang nicht machen. Doch es wird immer schwieriger, denn die meisten Rollen werden für jüngere Frauen geschrieben. Ich persönlich habe meine schauspielerische Nische gefunden. Ich stehe seit über 40 Jahren auf der Bühne bzw. vor der Kamera und kann daher beurteilen, dass sich die Zeiten und damit die Schauspielerei und Menschen dramatisch gewandelt haben. Wenn ich an meine Filmpartner wie etwa Brigitte Horney, Gustav Knuth, Paul Klinger oder Heinz Rühmann denke - welch´ schauspielerisches Niveau herrschte damals! Dann kamen die 70er Jahre mit "Schmuddelfilmen" à la Faßbinder, die 80er waren von TV-Serien wie die "Die Schwarzwald-Klinik"geprägt, dann kam das private Fernsehen. Mit dem Untergang des Kirch-Imperiums ist der Filmmarkt zusammengebrochen. Es ist einfach nicht mehr viel Geld da, die Entscheidungsfreudigkeit - das Künstlerische unseres Berufes bleibt auf der Strecke.

Was raten Sie jungen Menschen, wenn diese partout Schauspielerin werden wollen bzw. von einer großen Karriere träumen?
Der Schauspielberuf ist eine knallharte Sache. Man muss das Marketing um die eigene Person und Leistung aus dem "ff" beherrschen. Junge Leute müssen sich darüber im Klaren sein, ob sie das wollen!

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Ölpflegelinie auf ayurvedischer Basis auf den Markt zu bringen? Steckt da nicht immer auch ein gewisses Risiko dahinter?
Ich beschäftige mich schon seit langem mit alternativen Heilmethoden und Homöopathie. Zumal ich früher an Asthma litt. Im Zuge dessen lernte ich auch Ayurveda kennen und schätzen. All das faszinierte mich so, dass ich eine entsprechende Ausbildung machte und nach geeigneten Pflegeprodukten suchte, diese aber nicht fand. Öle von guter Qualität sind rar, und die indischen Produkte riechen für uns Westeuropäer nicht angenehm. Irgendwann begriff ich, dass ich mich selbst darum kümmern muss. Das war die Geburtsstunde unseres Familienunternehmens"!
Meine Kosmetikprodukte bestehen zu 100 Prozent aus Rohstoffen aus kontrolliert biologischem Anbau. Wir verwenden keinerlei Chemie, verzichten auf Tierversuche. Die Haut ist unser größtes Ausscheidungsorgan, und wir müssen gut zu ihr sein. Nicht umsonst leiden die Menschen immer öfter unter Allergien.

Der andere Aspekt, warum ich diesen Schritt gegangen bin, ist die enorme Fremdbestimmung, der ich mich in meinem Schauspielberuf ausgesetzt sehe. Das wollte ich einfach nicht mehr. Als Erfinderin meiner Ölpflegelinie kann ich selbst die Gangart bestimmen, also mehr Einsatz und Fleiß
bringen mir mehr Erfolg. Das ist in der Schauspielerei nicht möglich. Um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen: in gewisser Weise führe ich dann doch Regie, aber in diesem Falle als Unternehmerin.

Haben Sie Bedenken, dass Sie mit Ihrer Ölpflegelinie möglicherweise ebenso Schiffbruch erleiden könnten, wie es eine Kollegin erleben musste?
Ich stehe hier nicht als Werbeträgerin für eine Kosmetikfirma, mein Unternehmen, die Produkte meines Unternehmens sind meine "Babies". Mein ganzes Herzblut und mein Kapital stecken in diesem Projekt. Das ist etwas völlig anderes. Außerdem sind unsere Produkte 100% organisch und dahinter stehe ich.

Was wollen Sie im Leben noch erreichen?
Ich wünsche mir, dass ich mein Unternehmen innerhalb von etwa 10 Jahren auf solide und gesunde Füße stellen kann. Hierzu werde ich voraussichtlich ab Herbst 2008 in renommierten Hotels Ayurveda-Seminare abhalten. Dazu gehören Yoga, Ernährung und Öl-Anwendungen. Dieses Projekt betrachte ich gewissermaßen als mein "zweites Baby". Ich ziehe es mit großem Spaßfaktor und viel persönlicher Leidenschaft auf. Wenn das alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, dann möchte ich mir zukünftig bei meiner Schauspielerei die Rosinen aussuchen können. Vor allem niveauvolle Kinofilme drehen, die man sich schlichtweg leisten können muss.

Das Interview führte Brigitte Karch

Weitere Informationen:
www.larronge.de

(Der Link wurde am 12.09.2008 getestet.)