Brikada - Magazin für Frauen

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Sandra Strobel: "Eine PR-Beraterin ist Mittlerin zwischen Kunde, Journalisten, Meinungsmittler und Verbraucher "

27.05.2008

Um sich auf dem Berufsfeld PR-Beraterin zu etablieren, bedarf es jeder Menge Fachwissen, Disziplin und Erfahrung. Und natürlich darf das gewisse "Quentchen Glück" nicht fehlen. Sandra Strobel, geboren in Rottweil am Neckar, Jahrgang 1970, gehört zu den Frauen, die es geschafft haben. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin, Alexandra Endres, baute sie in den vergangenen vier Jahren die Münchner PR-Agentur "zweiblick" auf. Vom Start weg gelang es Sandra Strobel, für namhafte Markenartikel-Unternehmen tätig zu werden. Das besonders Sympatische an ihr ist: sie wirkt weder vom Ehrgeiz zerfressen, noch unerbittlich gestresst. Vielmehr schafft sie sich bewusst Freiräume, um neue Kraft für kreatives Denken und Handeln zu sammeln.

Ihr beruflicher Werdegang ist ja eher ungewöhnlich oder sieht das nur so auf den ersten Blick aus?
Nun ja, ich habe an der TU München in Freising-Weihenstephan Oecotrophologie (Haushalts- und Ernährungswissenschaften) studiert. Im Anschluss an das Studium arbeitete ich bei der renommierten Biobäckerei Ludwig Stocker Hofpfisterei, München, in der Qualitätssicherung und Mitarbeiter-Schulung. Danach war ich bei der BÄKO " Genossenschaft der Bäcker und Konditoren, Taufkirchen bei München, im Vertrieb und Marketing tätig. Im Jahr 1999 " während meiner BÄKO-Zeit " absolvierte ich berufsbegleitend den PR-Fachwirt an der Bayerischen Akademie für Werbung und Marketing. Danach folgten fünf Jahre, in denen ich wechselnd bei internationalen und Inhaber geführten Agenturen in Hamburg und München beschäftigt war. Auch der Gastronomiealltag mit seinen Abläufen und Strukturen ist mit nicht fremd, immerhin habe ich während des Studiums in der Gastronomie gearbeitet. Im Januar 2005 gründeten Alexandra Endres und ich unsere Agentur "zweiblick", mit der wir vorwiegend Food-und Gastronomie-Kunden betreuen.

Warum machten Sie sich beruflich selbständig?
Tatsache ist, dass der Nachfragetrend bei Unternehmen der Lebensmittelbranche immer mehr zu kleinen und auf nationalen Märkten angepassten Dienstleistungen geht " trotz Internationalisierung und Globalisierung. Man hat erkannt, dass der deutsche Verbraucher anders reagiert als die Konsumenten innerhalb und außerhalb Europas. Wer zum Beispiel einen BWM verkaufen will, der hat es einfacher, als ein Lebensmittelhersteller, der ein neues Produkt bei den Endverbrauchern in Deutschland bekannt machen möchte. Für diese Firmen wird es schwierig, wenn es ihnen nicht gelingt, die Fach- und Publikumspresse für ihre Informationen zu interessieren. Natürlich spielt für kleine und mittelständisch orientierte Unternehmen der Kostenfaktor eine besonders sensible Rolle. Darauf können wir als kleine Spezialagentur reagieren. Es ist uns gelungen, als Nischenanbieter in diesem PR-Segment aufzutreten, wobei wir für viele Kunden aus München und dem Münchner Umland arbeiten, jedoch auch Kunden beispielsweise aus Südtirol kommunikativ begleiten.

Sie haben seit Gründung ihrer Agentur vor knapp vier Jahren mittlerweile sogar Mitarbeiter eingestellt ...
Ja, wir haben nun drei Mitarbeiter und sind damit sechs "zweiblick"-Leute, also drei Oecotrophologinnen, je ein Betriebswirtschaftler für Hotellerie und Tourismus sowie für Marketing in der Kommunikation und Christian Herr, unser Grafiker, der schon länger selbstständig war und 2005 zusammen mit uns als "zweiblick // design und kommunikation" startete. Damit haben wir nun eine schöne Firmengröße erreicht. Jeder von uns macht seinen Job. Wir schreiben unsere Texte selbst, sind schlagkräftig und arbeiten nah an der Basis. Die Kontakte zu unseren Kunden sind komplikationslos, überschaubar - es macht einfach unheimlich viel Spaß mit kleineren und mittelständischen Markenartikel-Unternehmen zu arbeiten. Alles verläuft weitaus rascher, flexibler, pragmatischer und realistischer als in großen Agenturen mit vielen Entscheidungsebenen.

Wollen Sie expandieren?
Ich will es mal so formulieren: wir würden keinen Auftrag ablehnen; aber derzeit hegen wir keinerlei Bestrebungen, personell weiter aufzustocken oder neue Standorte zu etablieren.

Über welche Eigenschaften sollte man als Frau für den Beruf PR-Beraterin verfügen?
Neugier, Begeisterungsfähigkeit, Geschick mit Menschen umzugehen, Textsicherheit, Organisationstalent. Am besten geeignet für diesen Beruf sind sicherlich engagierte Menschen in der Gastronomie; denn sie sind Dienstleistungsorientiert, das ist ja ganz besonders wichtig. Vor allem aber versteht sich eine PR-Beraterin als Mittlerin zwischen Auftraggeber, Journalisten und Endkunden. Sie befindet sich gleichsam in einer Sandwich-Position, das heißt sie muss alle Partner so aufeinander abstimmen, dass jeder von ihnen mit der Dienstleistung des PR-Beraters zufrieden ist.

Sie haben erst kürzlich bei der Doemens-Akademie ihre Ausbildung zur Diplom-Biersommelière erfolgreich abgeschlossen. Was hat Sie zu dieser Weiterbildungsmaßnahme bewogen?
Es sind zum einen meine Neugier und Wissbegierde, die mich veranlassten, bei der Doemens-Akademie die Ausbildung zur Diplom-Biersommelière zu absolvieren. Zum anderen habe ich zusammen mit Braumeistern und Diplom-Brauingenieuren in Weihenstephan studiert und deshalb liegt mir das Produkt Bier und seine Vermarktung schon immer sehr am Herzen. Gerade die fantastische Biervielfalt hat mich gereizt, mich mit dieser Material näher zu befassen. Wenn man Ernährungswissenschaftlerin ist, dann denkt jeder, man muss immer nur Verbote aussprechen, das sehe ich nicht so. Mir ist es wichtig, dass Lebensmittel und Getränke mit Genuss verzehrt werden, deshalb kann ich Bier auch mit gutem Gewissen in Maßen empfehlen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
An Wochenenden treffe ich mich gerne mit Freunden und mache Sport, auch lese ich gerne. Außerdem achten wir in der Agentur darauf, das jeder richtig Urlaub macht. Das sorgt für neue Energien und notwendige Kreativität.

Was ist Ihnen bisher besonders Spektakuläres gelungen?
Anfang Dezember letzten Jahres, zwei Tage vor der Verabschiedung des Gesundheitsschutzgesetz (Rauchverbot) in Bayern, betreute unsere Agentur die Presse bei der Veranstaltung des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur e.V. (VEBWK) im Münchner Löwenbräukeller. Anwesend waren rund 2.000 Wirte, Gastronomiemitarbeiter und deren Gäste aus ganz Bayern. Dort habe ich zusammen mit meinem Kollegen Uli Lang über 40 Journalisteninterviews mit ihren Wunschansprechpartnern vermittelt.

Was ist Ihnen bisher noch nicht gelungen?
Zu Ausschreibungen und Pitches (Präsentationen, Anm.d.R.) eingeladen zu werden.

Haben Sie ein besonderes berufliches Erlebnis?
Ja, und zwar ist dies unser erste Kunde, der gewissermaßen mit dem Wachstum unserer Agentur mit gewachsen ist. Es handelt sich um einen Marktführer auf europäischer Ebene, der sehr innovativ und zugleich sehr bodenständig geblieben ist. Er kann jährlich verblüffende Wachstumserfolge verzeichnen.

Würden Sie im Rückblick nochmals eine PR-Agentur gründen?
Ja, immer und immer wieder! Andererseits würde ich, wenn ich nochmals vor der Wahl stünde, nicht Oecotrophologie sondern Lebensmitteltechnologie studieren. (Mit leuchtenden Augen): Denn ich finde dieses Gebiet so außerordentlich spannend, wie und mit welchen Maschinen Lebensmittel hergestellt werden, dass ich gerade die technische Seite erlernen würde.

Beschäftigen Sie sich mit Ihrer Altersvorsorge?
Ja, ich mache mir schon heute Gedanken und habe dazu schon alles Notwendige organisiert, um später finanziell unabhängig zu sein.

Was denken Sie über das Altern?
Für mich persönlich sind solche Überlegungen nicht relevant, bis jetzt jedenfalls nicht. Ich will auch nicht jünger sein und gerate angesichts meiner 38 Jahre auch nicht in Panik, obwohl meine Kolleginnen und Kollegen in der Agentur alle jünger sind. Ich sehe dem Alter gelassen entgegen.

Haben Sie für sich eine Lebensphilosophie?
Ich bin der Ansicht, dass ich fast alles mal erlebt haben muss. Natürlich in maßvollem Rahmen, also mal einen Opernbesuch genießen oder ein 4-stündiges Essen in einem feinen Sterne-Restaurant einnehme oder in einer urigen Kneipe Gespräche führen. Ich finde es grundsätzlich spannend, mit Menschen zu reden, ihre Gedanken nachzuvollziehen und ihre Wünschen zu verstehen. Es ist für mich leicht, mich auf Menschen einzustellen. Das ist meine Art von Lebensphilosophie.

Das Gespräch führte Brigitte Karch

Weitere Informationen:
www.zweiblick.com
www.dagusta.de

(Der Link wurde am 27.05.2008 getestet.)