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Gabriele Monteleone: Einst Karrierestart bei Friedrich Jahn

29.11.2005

Die Sprachgewandte (sie beherrscht vier Fremdsprachen) fand in der Tourismusbranche ihre berufliche Ausgangsbasis. Einst vom legendären Friedrich Jahn, Erfinder der "Wienerwald"-Restaurantkette, gewissermaßen ad hoc für die Gesamtorganisation an Bord der Kreuzfahrtschiffe engagiert, zeichnet die heute 46-Jährige als Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit für die InterContinental Hotels Group, zu der auch die Holiday Inns gehören, im Raum Süddeutschland verantwortlich. Zudem leitet sie ihren eigenen Reiterhof (www.ferienhof-ettlmuehle.de) bei Grafenau. Frau Monteleone ist alleinerziehende Mutter zweier Töchter im Alter von 22 und 7 Jahren.

Sie waren ja noch sehr jung, als Sie begannen, im Unternehmen von Friedrich Jahn tätig zu werden. Wie war das damals?
Friedrich Jahn begann gegen Ende der 70-er Jahre mit seinen "Jahn Reisen", preiswerte Flugreisen und Kreuzfahrten für deutschsprachige Gäste aufzubauen. Seine Absicht dabei war vor allem, "Kreuzfahrten ohne Nerz" anzubieten und damit auch weniger begüterten Menschen erschwingliche Schiffsreisen zu ermöglichen. Er löste mit dieser Idee einen Boom aus. Eines Tages lernte ich Friedrich Jahn kennen, und er stellte mich als Reiseleiterin ein, wobei er Vieles komplikationslos und nur per Handschlag abmachte, doch er hielt sich immer daran; denn für Friedrich Jahn galt ein Handschlag genauso viel wie eine Unterschrift. Meine erste Reise ging 1980 in die Karibik, ein Jahr später setzte er mich als Kreuzfahrtleiterin ein. Mit 23 Jahren war ich in dieser Position weit und breit wohl die Jüngste.

Welche Aufgabenbereiche hatten Sie denn als Kreuzfahrtleiterin zu verantworten?
Je nach Größe der Schiffe waren bis zu 1.000 Gäste an Bord. Hinzu kamen rund 400 Besatzungsmitglieder, 10 Reiseleiter sowie bis zu 30 Künstler. Meine Aufgabe bestand damals darin, den gesamten Kreuzfahrtbereich zu koordinieren. Dazu gehört natürlich viel Menschenkenntnis und sensible Gästebetreuung. Die Aufgaben reichten darüber hinaus vom Erfassen logistischer Abläufe mit entsprechender Realisation über die Kooperation mit der Schiffsleitung bis hin zur Abrechnung mit den Reiseagenten.

Wie haben Sie das als so junger Mensch bewältigt?
Gut, wirklich gut sogar. Heutzutage sind die Probleme wesentlich schwieriger geworden. Abenteuer pur war beispielsweise eine Schiffsreise mit 1.000 Gästen in die Dominikanische Republik. Ein anderes Beispiel: bei einer Afrika-Fahrt charterten wir 20 Busse für einen Ausflug nach Sierra Leone. Nur ein Reiseleiter konnte etwas Deutsch " das war natürlich zu wenig, tat aber der Stimmung letztendlich kaum Abbruch.

Sie waren jährlich rund acht Monate weltweit unterwegs. Wie haben Sie es mit der Erziehung Ihrer Tochter gehalten?
Bis zum 6. Lebensjahr konnte meine Tochter Nathalie mit an Bord bleiben. Als sie schulpflichtig wurde, gab ich meine Arbeit auf den "schwimmenden Hotels" auf. Es bedeutete dann schon eine große Umstellung für mich, denn an Bord führt man ein ganz anderes Leben. Der Alltag verläuft dort wie in einem kleinen Dorf, wo ich die Anlaufstelle für alle Gäste und Mitarbeiter war. Zurück in Deutschland hatte ich das Gefühl, in einem Supermarkt zu sein, wo mich keiner kennt und keiner grüßt. Dieses im Arbeitsmittelpunkt-Stehen habe ich damals total vermisst. Andererseits hält man einen 24-Stunden-Tag in ständiger Hab-Acht-Stellung nur durch, wenn man jung ist. Aber es war eine spannende Sache, fast täglich war man mit einer anderen Kultur konfrontiert, und je öfter man die Länder besuchte, desto besser kannte ich mich mit den landestypischen Gewohnheiten aus und konnte den Gästen entsprechende Tipps weitergeben.

Es folgten Berufsjahre beim VfB Stuttgart, wo Sie die Reisestelle leiteten.
Ja beim VfB Stuttgart organisierte hauptsächlich Reisen für die Spieler und den Vorstand des VfB. Ich empfand es schon als sehr traurig, als ich dort meine Arbeit aufgab; denn Arbeit ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Aber das Leben in der Großstadt mit seiner Hektik, seinem enormen Verkehrsaufkommen mindert viel an der wünschenswerten Lebensqualität. Im Grunde bin ich ein Naturmensch, der Kinder und Tiere liebt.

Anfang der 90-er Jahre begann für Sie ein neuer Lebensabschnitt?
Das kann man so sagen. Nach einer einjährigen Zwischenstation in München wanderte ich gewissermaßen nach Niederbayern aus. Dort lies ich mich zur Reitlehrerin ausbilden und erwarb später zusammen mit meiner Mutter den Ferienhof Ettlmühle. Da man von dieser Tätigkeit allein nicht leben kann, bewarb ich mich beim Holiday Inn in Passau, wo man im Verkauf eine Koordinierungsmitarbeiterin für unsere Hotelkette deutschlandweit für Firmen wie adidas und Puma in Nürnberg und Audi in Ingolstadt suchte. Nach einem Jahr bekam ich dort den Posten als Verkaufsdirektorin mit den Bereichen Reservierung und Marketing. Wir waren ein total tolles Team und lieferten so gute Ergebnisse ab, dass ich vom Verkaufs- und Marketingdirektor Kristof Römer gefragt wurde, ob ich für die Region Süddeutschland für insgesamt 6 Häuser der InterContinental Hotels Group in München, Heidelberg und Passau die PR-Arbeit übernehmen möchte. Im November 2004 habe ich diese an sich reizvolle Aufgabe übernommen. Ich war am Anfang sehr traurig, dass ich mit meinem eingespielten Team nicht mehr zusmamen arbeiten konnte. Zu meinem Aufgabenbereich gehören das Schreiben von Presseartikeln, das Organisieren von Veranstaltungen wie zum Beispiel das "Mörderspiel" im Holiday Inn Munich City Centre, das Begleiten von Road Shows mit Pressepräsenz, aber auch Redaktionsbesuche zählen zu meinem Berufsalltag.

Zum Schluss komme ich nochmals auf Ihr Hobby Pferde und Reiten zurück, das Sie ja zur Profession gemacht haben. Wie läuft das so auf Ihrem Reiterhof ab, den man eigentlich auch als "Vier Mädel-Haus" bezeichnen könnte?
Wir haben einen reinen Familienbetrieb. Meine 70-jährige Mutter ist voller Elan mit bei der Sache. Sie ist das reinste Energiebündel, auch kümmert sie sich rührend um meine beiden Töchter Nathalie und Tiffany. Und weil ich Tiere sehr gerne mag, haben wir nicht nur 14 Pferde sondern auch zwei Hunde, eine Katze und einen Papagei. Jede Wochen kommen Schüler, die Mitglied im Reitverein sind, zum Unterricht. Kinder brauchen Vorbilder. Beim Reiten lernen sie Disziplin und Verantwortung zu tragen " ihren Reitfreunden und den Pferden gegenüber. Wenn ich es hier schaffe, auch nur einige von ihnen auf die "richtige Linie" zu bringen, nämlich mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und ein Mit-Gefühl für Lebewesen bis hin zu den Pflanzen zu entwickeln, dann bedeutet das für mich persönlich sehr viel.

Das Interview führte: Brigitte Karch ©

(Der Link wurde am 29.11.2005 getestet.)