Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

Rita Russek in der ARD-Produktion "Das Geheimnis unserer Liebe"

03.03.2008

Liebe und Geheimnisse – passt das zusammen, muss eine Liebe vielleicht sogar ein paar Geheimnisse hüten?
Der Titel erinnert mich an Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe", ein Stück, das ich in Tel Aviv, London und Paris inszeniert habe. Dort kommt der Satz vor "Es muss in einer Ehe auch Geheimnisse geben". Das hat mich immer wieder beschäftigt. Jawohl, es ist richtig, es muss Geheimnisse geben. Geheimnisse schützen auch. Man muss es in einer Ehe akzeptieren, dass man nicht alles und jedes von seinem Partner wissen muss. Beide sind eigenständige Menschen, sie kann ihn nie ganz ergründen, und er kann sie nie ganz ergründen. Das hat auch viel mit Reife zu tun und relativer Angstfreiheit. Selbstverständlich darf man aber nicht lügen.

Sie haben Erfahrung als Regisseurin, Sie spielen Theater, haben in Kinofilmen mitgewirkt – u.a. verkörperten Sie die Berta von Suttner in dem schwedischen Film "Alfred" über Alfred Nobel - und sind eine vielbeschäftigte Fernseh-Darstellerin. Wir kennen Sie u.a. als Hauptkommissarin Anna Springer der Münsteraner Mordkommission in der Krimireihe "Wilsberg". Gibt es Präferenzen?
Regiearbeit ist ein einsamer Job. Ich führe seit einigen Jahren nicht mehr Regie, weil es mir zu einsam ist. Ich hatte immer das Gefühl, mit meinem Seelenfrieden zu zahlen: Allein in einer fremden Stadt, in einem Hotel, nur um zu den Proben aufgerufen zu sein.

Wäre nicht die Rolle einer Tatort-Kommissarin etwas für Sie?
Noch eine Kommissarin? Allerdings: Ich würde gerne eine spielen, die sich mit Volldampf in die falsche Richtung bewegt und den Fall dann mit Intuition löst. Einmal die komödiantische Karte im Tatort spielen, aber dazu ist der Tatort nicht geeignet.

Wie sehen Ihre beruflichen Pläne für die nähere Zukunft aus?
Ich bin mit "Wilsberg" ziemlich beschäftigt. Dreimal im Jahr sind die Dreharbeiten angesetzt, jeweils mit 22 bis 24 Tagen. Da ist man zeitlich relativ blockiert.

Sie haben ein Haus am Meer in der Toscana. Was lieben Sie an Italien?
Die Leute, die Küche, die Landschaft, alles ist wunderbar und romantisch. Sogar die Handwerker! Die Handwerker kommen genau wie in Deutschland nicht, wenn man sie am dringendsten braucht, aber sie haben einen wesentlich größeren Unterhaltungswert. Und ich liebe die italienische Sprache. Ich spreche gut Italienisch. Neulich habe ich mit einem Mailänder Psychologieprofessor sogar auf italienisch die Mentalität der Italiener und der Deutschen diskutiert.
Als Krebsgeborene (Aszendent: Schütze) liebe ich das Meer über alles. Das Meer befriedet, das Meer macht gesund.

Das Meer liefert auch kulinarische Köstlichkeiten. Kochen Sie mit Meeresfrüchten?
Ja! Ich kann inzwischen mit allem Getier in der Küche etwas anfangen und kenne den Unterschied zwischen Sepia, Pulpo, Calamari und die besten Rezepte dafür. Ein befreundeter toscanischer Koch hat mir und meinem Mann gezeigt, wie man Fisch und Frutti di mare am besten zubereitet. Allein das Einkaufen ist phantastisch. Ich habe da eine spezielle Fischquelle. Wenn ich frage, wie bereite ich diesen Fisch zu, höre ich immer "simplice, simplice", einfach, der Eigengeschmack muss erhalten bleiben und bitte keine Saucen.

Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Ursprünglich wollte ich Ärztin oder Architektin werden. Doch dann war an meinem Mädchengymnasium eine Schulaufführung der "Physiker" von Friedrich Dürrenmatt angesetzt. Ich habe den Möbius gespielt und mein Physikprofessor war davon sehr begeistert. Da dachte ich: dann muss ja was dran sein, denn sonst war er von meinen Leistungen in Physik nicht so begeistert. Also habe ich die Eignungsprüfung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt gemacht, habe bestanden, die Ausbildung abgeschlossen und wurde danach nahtlos an das Münchner Residenztheater engagiert.

Das Interview führte Doris Losch

Bild (Detail): ARD Utta Danella - Das Geheimnis unserer Liebe, Deutschland 2008, Regie Gloria Behrens, am Freitag (28.03.08) um 20:15 Uhr und am Dienstag (08.04.08) um 10:30 Uhr im Ersten. Rita Russek spielt die Mutter Lilo. Foto: © ARD Degeto/Rolf von der Heydt