Die Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina in Nürnberg muss eine wahre Schatzkammer gewesen sein. Mit mindestens 726 Kodizes – darunter 565 deutsche und 161 lateinische – gehörte sie im 15. Jahrhundert zu den größten deutschsprachigen Bibliotheken. Mit der Auflösung des Klosters 1596 gelangten die Handschriften in den Besitz des Nürnberger Rates. Bis heute werden 161 lateinische und etwa 260 deutsche Kodizes in der Stadtbibliothek Nürnberg verwahrt.
„Die restlichen Handschriften sind in alle Welt verstreut“, sagt Dr. Antje Willing von der Universität Jena. Die Mediävistin hat den Gesamtbestand der einstigen Klosterbibliothek erfasst und in einer online-Datenbank zugänglich gemacht.
Zu den Schätzen der Bibliothek, die erhalten sind, zählt Antje Willing zwei Tischlesungsverzeichnisse aus dem 15. Jahrhundert. „Diese Verzeichnisse erlauben uns Einblicke in das Leben der Nonnen“, sagt Willing. Aufgelistet sind die liturgischen Texte, Predigten, Traktate und Legenden usw., die einst den Tagesablauf der Nonnen strukturiert haben.
In den besten Zeiten des Klosters habe es in St. Katharina etwa 70 Nonnen gegeben, sagt Dr. Willing. Zumeist seien es reiche Nürnberger Patriziertöchter gewesen. Mit der einsetzenden Klosterreform zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde zunächst St. Katharina reformiert, später zogen von Nürnberg aus Nonnen in zahlreiche weitere Klöster, um diese ebenfalls zu reformieren.
„Im Zuge der Klosterreform wurden immer wieder Bücher an andere Klöster verliehen“, sagt Antje Willing. Auch das sei ein Beleg für die große Bedeutung des Nürnberger Dominikanerinnenklosters.
Die letzte Priorin des Klosters, Kordula Knorr, gab zahlreiche Bücher an andere Klöster ab. Als Knorr 1596 starb und das Kloster aufgelöst wurde, ging die Bibliothek in städtischen Besitz über. Doch über die Jahre verschwanden viele der wertvollen Handschriften.
Weitere Informationen:
www.uni-jena.de
https://db-st-katharina.vmguest.uni-jena.de/home/?page=home
Titelbild: Die Mediävistin Dr. Antje Willing von der Universität Jena zeigt eine mittelalterliche Handschrift. Foto: Anne Günther/FSU