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Dom zu Merseburg zeigt: „Thilo von Trotha. Merseburgs legendärer Kirchenfürst“

21.09.2014

Merseburg, Dom und Schloss
Lesesonntag: Hier, am originalen Schauplatz, erzählt jeder Stein des prachtvollen Domensembles, jeder alte Baum im Kreuzgang, jeder Rosenstock im Domgarten, jeder Meter des historischen Kopfsteinpflasters einen Teil der Geschichte dieses berühmten Ortes und der Menschen, die hier Geschichte schrieben. Schon der ottonische Kaiser Heinrich II. und seine Frau Kunigunde erwählten Merseburg zu ihrer Lieblingskaiserpfalz. Sie gründeten hier den weltberühmten Dom und das Bistum Merseburg, dessen Bischof - einige hundert Jahre später -Thilo von Trotha wurde. Hier fand man die sagenhaften „Merseburger Zaubersprüche“ in einer alten Handschrift des Domarchives, die dort wohl schon im Mittelalter versteckt wurden. Diesem Umstand verdanken wir es, dass die mystischen Zaubersprüche bis in unsere Zeit überlebt haben. Hier verfasste auch der Chronist Thietmar von Merseburg, zwischen 1012-1018, seine weltberühmte achtbändige Chronik.

Es ist verständlich, dass selbst George Clooney und sein Filmteam 2013 so beeindruckt von dieser authentischen Kulisse waren, dass sie hier einige Szenen des Hollywood-Blockbusters „The Monuments Men“ aufnahmen.
 

Bildtext: Dom und Schloss Merseburg. Foto: (c) Foto Wolfgang Kubak

Kein Besucher der Stadt und des Domensembles kann in Merseburg den Spuren Bischofs Thilo von Trotha entgehen. Gerade sein Wappen, das einen Raben mit einem goldenen Ring im Schnabel zeigt, kündet an vielen Gebäuden von der Bautätigkeit während der Regierung Thilos von Trotha (1466-1514). Der Bischof war nicht nur ein großartiger Bauherr, der das bis heute stadtbildprägende Merseburger Dom- und Schlossensemble schuf, er war auch Kanzler der Leipziger Universität und wurde durch die Merseburger Rabensage unsterblich.

Rabensage
Die Sage, die sich an das Wappenbild des Bischofs knüpft, berichtet von einem aufbrausenden, zu unüberlegten Entscheidungen neigenden Kirchenfürsten. So soll der Bischof einst seinen Siegelring vermisst und daraufhin seinen Diener Johann des Diebstahls verdächtigt haben. Dieser stritt die Tat ab. Da er von einigen Hofangestellten denunziert wurde, ließ ihn Bischof Thilo enthaupten, ohne dass der Ring gefunden worden war.


 

Bildtext (l.): Rabenkäfig im Schlossvorhof. Foto: (c) Landkreis Saalekreis


 





Als einige Wochen später ein Sturm das Nest eines Raben in den Merseburger Schlosshof wehte, fand man dort den Siegelring des Bischofs. Bestürzt über seine vorschnelle Entscheidung soll der Bischof um Vergebung gebeten haben und nahm als Warnung den Raben mit dem goldenen Ring im Schnabel in sein Familienwappen auf. In Erinnerung an Bischof Thilo und als Mahnung sitzt seit dieser Zeit stets ein Rabenpaar in einem großen Vogelkäfig vor dem Eingang des Merseburger Schlosses und begrüßt die Besucher durch ihr markantes Rabengeschrei.

Ausstellung
Bischof Thilo von Trotha war einer der ersten großen Netzwerker. Seine Kontakte und Beziehungen spannten sich durch ganz Europa. Seine politischen und wirtschaftlichen Leistungen für das Bistum und seiner Bewohner waren ebenso beeindruckend.

Fast 50 Jahre führte er das Bistum Merseburg. Als Kirchenfürst und Landesherr eines kleinen Stiftsterritoriums gelang es ihm, wie keinem zweiten Merseburger Bischof, die Bischofsstadt und ihr Umland nachhaltig zu prägen. Eindrucksvoll kündet insbesondere das einzigartige Architekturensemble des Merseburger Doms St. Johannes und St. Laurentius und des Schlosses oberhalb des Steilufers der Saale vom Wirken Thilos.

Die Ausstellung findet an den authentischen Lebens- und Wirkungsorten des Bischofs im Dom-Schloss-Ensemble statt. Wertvolle Kunstwerke und kostbare Exponate machen den Dom in Merseburg zu einer „Schatzkammer auf Zeit“. Das Spektrum der ausgestellten Kostbarkeiten reicht von Pretiosen aus den Domschätzen in Minden, Würzburg, Speyer, Bautzen und Halberstadt, kostbaren Textilien aus dem Rüstkammer-Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, bis zu verschiedensten Skulpturen, Gemälden, Handschriften und Tafelbildern aus den unterschiedlichsten Sammlungen und eigenen Beständen der Vereinigten Domstifter.


Bildtext: Kalendar und illuminiertes Breviar des Erzbistums Magdeburg, Anhaltische Landesbücherei Dessau, Sign.: Georg 18a. Miniatur Pfingstwunder mit Wappen Adolfs von Anhalt (Magdeburger Domprobst), mit welchem Thilo einen engen Kontakt pflegte und 1506 zu seinem Koadjutor bestimmte.

Begleitend zur Ausstellung findet ein abwechslungsreiches Programm mit regelmäßigen Sonder- und Familienführungen, Vorträgen und Konzerten statt.
Ausstellungsorte: » Dom St. Johannes und St. Laurentius, » Merseburger Kapitelhaus» Domschatz in der Merseburger Klausur sowie » Kulturhistorisches Museum Schloss Merseburg.

„Thilo von Trotha. Merseburgs legendärer Kirchenfürst“ Informationen und Karten unter: Merseburger Dom, Domplatz 7, 06217 Merseburg, Tel.: + 49 (0) 3461 – 21 00 45, fuehrung@merseburger-dom.de.

Weitere Informationen:
www.merseburg2014.de

Titelbild: Werbemotiv Thilo von Trotha