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Innerhalb der nächsten fünf Jahre will die EU-Kommission deshalb alles daransetzen, um so genannte "geschlechtsspezifische Lohnunterschiede" zu verkleinern. Auch neue Rechtsetzungsvorschläge sind denkbar.
Die durchschnittliche Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern beträgt in Deutschland gut 23 Prozent, EU-weit 18 Prozent. Dies ergibt sich aus der von der Kommission vorgelegten Zahlen zu den Bruttostundenlöhnen in der Wirtschaft insgesamt (Datenbasis 2008). Damit gehört Deutschland mit zu den Schlusslichtern in Europa. Nur in vier EU-Staaten war der Unterschied noch größer. In Deutschland sind einer Umfrage zufolge 65 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Ungleichheit zwischen Frauen und Männern weit verbreitet ist.
Kommissionsvizepräsidentin Viviane Reding, zuständig für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft, sagte dazu: "Ich bin sehr betroffen, dass sich die geschlechtsspezifische Lohndifferenz in den letzten 15 Jahren kaum verringert hat und in einigen Ländern sogar zunimmt. In der derzeitigen Krisensituation kann sich Europa eine geschlechtsspezifische Lohndifferenz nicht leisten."
Die Umfrage zur Geschlechtergleichstellung in der EU ergab, dass 44 Prozent der Befragten von der EU Maßnahmen zur Beseitigung des Lohngefälles erwarten, 38 Prozent sehen sogar erhöhten Handlungsbedarf. Die Kommission will im Dialog mit den Europäischen Sozialpartnern verschiedene Optionen prüfen wie zum Beispiel die Verschärfung von Sanktionen, mehr Lohntransparenz und regelmäßige Berichterstattung über die Lohnunterschiede.
Die Beseitigung der geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede wird zu den Hauptprioritäten der im zweiten Halbjahr 2010 vorzulegenden Strategie zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern 2010-2015 gehören und ist auch Teil der neuen Wachstumsstrategie Europa 2020.
Geprüft werden sollen auch strengere Verpflichtungen zur Gewährleistung geschlechtsneutraler Stellenbeschreibungen und Lohntarife oder wirksamere Bestimmungen über Sanktionen bei einem Verstoß gegen das Gebot des gleichen Entgelts für Frauen und Männer.
Im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März hatte die EU-Kommission eine Frauenrechts-Charta präsentiert. Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Beendigung von Gewalt gegen Frauen, gleichberechtigte Beteiligung an Entscheidungsprozessen und Geschlechtergleichstellung über EU-Grenzen hinaus sind die fünf Schlüsselbereiche der Erklärung. Mit der Charta kommt die Kommission der Forderung des Europäischen Parlaments nach, schärfer gegen Gewalt vorzugehen.
Weitere Informationen:
ec.europa.eu
(Der Link wurde am 08.03.2010 getestet.)