Brikada - Magazin für Frauen

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Ulrike Bliefert: Der Kuss der grünen Fee

03.07.2014

Dafür hat sie Applaus verdient. Die Geschichten spielen allesamt in der so genannten Belle Epoque, die bei näherer Betrachtung so „belle“ gar nicht war. Doch sie bringen den Leserinnen diese Zeit näher und die war mindestens so turbulent wie die unsrige. Schauplätze der Absinth-Stories sind u.a. die Titanic, Berlin, eine Stadt in der damals viele Mädchen vom Lande strandeten und ausgenutzt wurden, das ehemalige Deutsch-Südwestafrika, das südfranzösische Arles, wo van Gogh und Gauguin dem Absinth zusprachen, der Zug, mit dem Lenin aus der Schweiz nach Petrograd fuhr und ein Kantonales Amtsgericht in der Schweiz.

Die Schweiz hat’s nämlich erfunden. Schweizer haben im 19. Jahrhundert tatsächlich Absinth erstmals zusammengebraut und es als Heilmittel positioniert. Es enthält ja schließlich auch Kräuter: Wermut, Anis, Fenchel und je nach Rezeptur weitere Kräutlein … Was kann daran schon falsch sein.

Man liest die Geschichten gerne. Sie unterhalten nicht nur, sondern geben auch die sozialen Verhältnisse der damaligen Zeit gut wieder, Verhältnisse, die uns heutigen unverständlich sind und uns erschrecken, weil es ja schließlich gerademal hundert Jahre her ist, dass sie Realität waren.

Bildtext (r.): Die Autorin und Herausgeberin: Ulrike Bliefert hat Germanistik, Anglistik, Theaterwissenschaften und Schauspiel studiert. Sie hat u.a. Drehbücher für den „Tatort“ geschrieben. Seit 2006 schreibt sie ausschließlich Prosa.

 

Anmerkung: In der Belle Epoque, also der Zeit bis zum 1. Weltkrieg, war es das Modegetränk von Künstlern und Intellektuellen, die es als aufgrund seiner grünen Farbe als „Grüne Fee“ priesen. Nicht von Pappe ist der Bestandteil Thujin, der in den ätherischen Ölen von Wermut enthalten ist. Es könne Schwindel, rauschhafte Zustände, sogar Halluzinationen hervorrufen. Seit einigen Jahren ist der Verkauf von Absinth in Europa wieder erlaubt, auch die Schweiz gestattet den Genuss wieder. Allerdings sind die modernen Rezepturen im Vergleich zum „Ur-Absinth“ entschärft …

Brikada-Bewertung: Genüsslich lesen und sich dazu ein kleines – kleines! - Gläschen Absinth genehmigen.

Ulrike Bliefert: Der Kuss der grünen Fee - kriminelle Absinth-Geschichten, Hardcover mit absinthgrünem Lesebändchen, 208 Seiten, Euro 19.95, ISBN 978 3 940855 51 0, erschienen im Dryas Verlag, Frankfurt.

Weitere Informationen:
www.dryas.de



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