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Marylka Bender: "Der verwandelte Kater"

14.05.2011

Nichts Besonderes? Aber ja: Marylka Bender feierte nämlich in Februar ihren 102. Geburtstag und stellt ihr neues Buch vor.

arsEdition Verlag hatte ins Jüdische Museum München eingeladen zum Zeitzeugengespräch mit Marylka Bender. Der Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt und das Publikum lauscht fasziniert den Worten der alten Lady. Was bedeutet ihr, so fragt Museums-Kuratorin Jutta Fleckenstein, eigentlich das Jüdisch-Sein? „Ach“, antwortet die Schriftstellerin verschmitzt, „Sie werden lachen, eigentlich gar nichts!“ Sie hat im Laufe ihres langen Lebens ein ureigenes Weltbild und eine eigene Auffassung von Menschsein und Natur entwickelt.

Ihr Leben bietet Stoff genug für einen Roman oder einen Film. 1909 wurde sie in Polen als Tochter des Kunstmalers Stanislav Bender geboren. Als ihre Familie nach München floh, war sie fünf Jahre alt. „Anfangs“ so berichtet Marylka Bender, „war es ganz gemütlich“. Aber bald wurde Ausländer- und Judenfeindlichkeit spürbar. Trotzdem studierte sie in München Malerei. In Paris setzte sie ihr Studium fort – „es war eine sehr schöne Zeit“, musste von dort 1938 nach Südfrankreich fliehen. Sie und ihr Vater mussten sich verstecken. Sie selbst saß bereits in einem Todeszug der Nazis, als sie mit Hilfe ihres Vaters und kirchlicher Unterstützung in letzter Minute gerettet wurde. Sie heiratete nach dem Krieg den Philosophen Christian Kellerer, der 1988 verstarb. Sie arbeitete als Grafikerin für den Broterwerb, malte, entdeckte den Zen-Buddhismus für sich und die chinesische Tuschemalerei. Ihr bevorzugtes Motiv sind Katzen. Bis zu ihrem 90. Lebensjahr hat sie keine eigene Katze besessen, sondern nur immer gemalt und beobachtet. Dann waren es auf einmal zwei. Heute lebt sie mit ihrer Britisch-Kurzhaar-Katze Molly harmonisch in ihrer Nymphenburger Atelierwohnung.

Auf die Frage, ob sie der Meinung sei, das Katzen jung erhielten, sagt sie: „Ein klares Ja!“ Längst hat sie die Katzen literarisch verewigt, so in „Zen-Katzen“ und in ihrem jüngsten Werk „Der verwandelte Kater“, einem bezaubernden Band mit eigenen Tusche-Zeichnungen und einer wunderbaren Geschichte über Stubentiger Philo.

Übrigens arbeitet Marylka Bender derzeit bereits an einem neuen Projekt … näheres hat sie noch nicht verraten.

brikada-Bewertung: Ein Muss für Katzenfreunde und alle, die feinsinnige Literatur mögen.
Doris Losch

Leserbewertung:
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Marylka-Bender: „Der verwandelte Kater“, 64 Seiten, gebunden, mit Schwarz-weiß.-Zeichungen der Autorin, 9.95 Euro, ISBN 9783760764962 erschienen bei arsEdition München.

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