
Bevor manche Buchautorinnen zur Schriftstellerei finden, übten sie ganz andere Berufe aus. So auch Rebecca Miller, die mit "Pippa Lee" nach ihren Short Stories "Als sie seine Schuhe sah", zuvor als Malerin und Schauspielerin tätig war. Beide Talente finden sich in ihrem ersten Roman wieder. Sie zeichnet ihre Figuren mit zum Teil sehr -kräftig-drastischen "Pinselstrichen", häufig glaubt man sich in die Rolle eines Voyeurs versetzt, der einer unerbittlichen Theaterhandlung folgt, ja folgen muss. Schauspielerisch gibt sich auch die Hauptdarstellerin Pippa Lee, die mal "außer sich" und mal völlig in sich gekehrt, ihr Gedanken- und Gefühlsleben ausbreitet und wiederum schamhaft verdeckt.
Ein amerikanischer Traum in Manhattan. Eine ganz normale Familie. Pippa Lee ist glücklich verheiratet, hingebungsvolle Mutter und großzügige Gastgeberin. Ist das wirklich Pippas Traum vom Leben? Denn eigentlich ist sie jemand ganz anderes: Als aufmüpfige Teenagerin tauchte sie in die Sexparties und Drogenexzesse von Soho ab – bis sie die Notbremse zog. Aber jetzt in der Normalität, merkt sie, dass das Leben nicht aufgeht, wenn andere die Korken knallen lassen. In einer klaren und kraftvollen Sprache stellt Rebecca Miller die wichtigsten Fragen. Packend und sehr einfühlsam erzählt sie von Pippas Suche nach dem richtigen Leben und der Entdeckung, dass das ganze Glück direkt vor unseren Augen liegen kann.
brikada-Bewertung: Geschickt angelegte Handlungsstruktur. Die analytische Beobachtungsgabe sowie psychologische Beschreibung der Charaktere zwingt Anerkennung ab. Lesenswert. Die Übersetzung besorgte Reinhild Böhnke.
Rebecca Miller: "Pippa Lee", 368 Seiten, gebunden, 19,90 Euro, ISBN 978-3-10-049012-4, erschienen im S. Fischer Verlag.