Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

Münchner Stadtmuseum: Geschmacksache

10.02.2013

Die Siebziger Jahre waren von einem Stil-Mix geprägt, über den viele Zeitgenossen heute schmunzelnd den Kopf schütteln. Speziell für die Mode bedeutete diese Dekade eine Fülle von originellen Stil-Experimenten wie Hippie-Flower-Power, Blue Jeans, Folklore, Mini- und Maximode, Plateausohlen, Hot Pants, Schlaghosen, Polyesterhemden, Kittelschürzen, Prilblümchen, Disco- Glam und Punk-Welle, umrahmt von schrillen Farben wie orange, grün, türkis, gelb, pink und rot und jede Menge geometrischer Formen.

Gradlinige einheitliche Mode war gestern: es herrschte eine Vermischung sämtlicher, auch postmoderner, Stile, die neu aufbereitet wurden. Die Bandbreite der stilistischen Möglichkeiten verführte zu Stilbrüchen und gewagten Kombinationen, die in der Couture genauso wie in den Boutiquen durch Konfektion Zugang fanden. Durch internationale Namen wie Yves Saint Laurent, Emilio Pucci, Missoni, Ossi Clark, Jean Muir, Gina Fratini, Bill Gibb, Giorgio di Sant’Angelo, Zandra Rhodes, Roberta di Camerino, Biba, Stephen Burrows oder Halston wurden die Couture-Stücke der Siebzigern zu begehrten Sammlerobjekten und das „Label“-Prestige erfuhr eine neue Dimension.

In München sorgten Designer wie Heinz Schulze-Varell, Winfried Knoll, Werner Wunderlich, Rena Lange, Heinz Oestergaard, Max Dietl, Willy Flingelli, Willi Bogner oder Lavicka dafür, dass die bayerische Hauptstadt den Ruf einer Modemetropole erhielt.

Kleidung in den Siebzigern demonstrierte Individualität. Die Menschen kopierten, kombinierten und kreierten nach ihren eigenen Befindlichkeiten eine Fülle von Kleidungsstilen und verliehen ihrer Sichtweise von Gefühl, Lebenseinstellung und Gesellschaft Ausdruck. Die Freiheit, sich modisch das zusammenzustellen, was einem persönlich gefiel, nahm in den Siebzigern ihren Anfang. Der konsequente Versuch, dass Kleidungsstile altersübergreifend getragen werden konnten, führte dazu, dass sich der Stil zwischen jung und alt immer weniger trennen ließ: das „Forever Young“-Syndrom nahm in den 1970er Jahren seinen Anfang. Die Jeans – das „blaue Gold“ – saß gleichermaßen an jungen wie an alten, und im Trend von „Unisex“ an weiblichen wie an männlichen Popos. Und das ist bis heute so geblieben.

Die Ausstellung bietet originelle Einblicke und farbenprächtige Impressionen von internationalen Modemarken sowie der Münchner Modeszene. Anhand von originalen Kleidungsstücken und Accessoires aus dem Bereich der Damen-, Herren- und Kindermode wird mit verschiedenen Themenbereichen die Vielfalt, Originalität und auch Widersprüchlichkeit der Siebziger Jahre-Mode aufgezeigt. Modische Plakatwerbung, poppige Musik-Poster, stilvolle Grafiken, elegante Mode-Fotografien und MADAME-Modejournale aus dieser Dekade runden die bunte und vielfältige Schau ab.

Der abwechslungsreiche Rundgang führt den Besucher hierbei durch verschiedene Themenbereiche und lässt die Fülle von Kleidungsstilen sichtbar werden: über 60 Abendmodelle von Münchner Modedesignern sowie internationalen Couturiers, 40 elegante Tageskleider, 20 schicke und schrille Outfits, 30 Figuren im Hippie- und Jeans-Look, 30 Herrenanzüge und Freizeitmoden für Männer sowie eine bunte Mischung aus Kinder- und Jugendmode, aber auch das glitzernde und schillernde Disco-Dress kommt zur Geltung. Unter dem Motto "Münchner Modegeschichten" sind Kleidungsstücke von Münchner Persönlichkeiten zu sehen, u.a. von Uschi Glas, Margot Werner, Ingrid Steeger und Elisabeth Volkmann. In einem Kurzfilm kommen Münchner und Münchnerinnen zu Wort, die als Boutique-Besitzerinnen, Fotografen, Journalisten, Friseure oder Lokalbetreiber die Münchner Szene in den Siebzigern erlebt und gestaltet haben.

Die Meisterschule für Mode München hat das Thema "Mode der 1970er -Jahre" kreativ umgesetzt und zeigt die Entwürfe und Kreationen in der Ausstellung.
Quelle: Stadtmuseum München

Weitere Informationen:
www.muenchner-stadtmuseum.de
(Der Link wurde am 10.02.2013 getestet.)

Bildtext: Sommerkleid mit Strohhut, um 1977