Diese Veränderungen sind so gravierend, dass viele Forscher von einem neuen Erdzeitalter sprechen: Dem Anthropozän, dem Menschenzeitalter. Das Deutsche Museum widmet dem Menschenzeitalter jetzt eine Sonderausstellung. „Willkommen im Anthropozän. Unsere Verantwortung für die Zukunft der Erde“ ist die erste große Ausstellung zu diesem Thema.
Gleich am Eingang des 1400 Quadratmeter großen Raums bekommen die Besucherinnen und Besucher eine Video-Einführung: Auf 61 Bildschirmen werden kurze Clips zu den Phänomenen des Anthropozäns gezeigt. Dahinter steht ein 20 Meter langes, 3,50 Meter hohes Regal mit Originalobjekten des Deutschen Museums, die für die Entwicklung der Erde eine große Rolle gespielt haben: von der Dampfmaschine bis zum Flugzeugmotor, vom Satelliten bis zum Apple-Rechner.
Durchschreitet der Besucher die Wand, erwarten ihn auf der anderen Seite sechs Themen-Platten: Urbanität und Ressourcen, Mobilität, Mensch-Maschine, Natur, Ernährung und Evolution. Hier werden die wichtigsten Fragen des Menschenzeitalters behandelt: Wie verändert die Verstädterung die Erde, wie das Reisen? Welche Rolle spielen Digitalisierung und künstliche Intelligenz? Wie formt der Mensch die Natur um, wie produziert er seine Lebensmittel, wie greift er in die Evolution ein? Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, sagt dazu: „Ich freue mich, dass wir uns mit dieser Ausstellung eines brennenden Zukunftsthemas annehmen.“
Die Ausstellung fasziniert so, weil sie das Thema mit vielfältigen und teils spielerischen Mitteln begreifbar macht: Technische Objekte werden mit künstlerischen Ausdrucksformen kombiniert. Ausstellungs-Kuratorin Dr. Nina Möllers erklärt: „Wir zeigen hier die Vielfalt unseres Hauses auf eine neue, kontroverse Weise. Das ermöglicht den Besuchern eine völlig neue Perspektive.“ Ein gehäkeltes Riff ist ebenso zu sehen wie ein Modell der „Clock of the Long Now“, einer Uhr, die die Zeit in den nächsten 10 000 Jahre anzeigen soll. In der Ausstellung gibt es Roboter und lebende Pflanzen, faszinierende Satellitenbilder der menschengemachten Erde – und auf einem Laufband werden Tier- und Pflanzenarten gezeigt, die vom Menschen in neue Lebensräume eingeschleppt wurden.
Bildtext: Das 150 m2 große Auftaktelement einer künstlichen Landschaft, in der fast 1000 Papierblumen blühen, lädt mit Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ein. Im Blickfeld ist ein großer Medienwürfel in Form eines Stahlgerüsts: Auf 61 Monitoren führen Filme in die Themen des Anthropozäns ein. Foto: Deutsches Museum
Und nicht zuletzt soll die Ausstellung zur Diskussion und zum Nachdenken anregen: Auf einem riesigen Feld mit rund 1000 Papierblumen, das sich im Verlauf der Ausstellung permanent verändert, können Besucherinnen und Besucher selbst ihre Zukunftsvisionen hinterlassen.
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des Deutschen Museums mit dem Rachel Carson Center for Environment and Society. Sie läuft bis zum 31. Januar 2016. Das Begleitprogramm: Bereits am 7. Dezember 2014 gibt es einen Familientag, am 8. Dezember einen Schülertag. Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen – mit 208 Seiten und 200 Abbildungen (ISBN 978-3-940396-48-8).
Weitere Informationen:
www.deutsches-museum.de
Titelbild: Papierblumen-Landschaft. Beim Verlassen der Ausstellung kann man seine persönliche Zukunftsvision mit Blick auf das Anthropozän als beschriebene Papierblume in der (Ausstellungs-)Landschaft hinterlassen und wird so zum Mitgestalter – nicht nur unserer Zukunft, sondern auch der Ausstellung. Foto: Deutsches Museum