Die Berliner gedenken gemeinsam mit Gästen aus ganz Deutschland und aller Welt des 25. Jahrestags der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls. Die Feierlichkeiten erinnern an die Menschen, die 1989 in der DDR der SED-Diktatur mutig die Stirn boten, auf die Straße gingen und mit einer friedlichen Revolution die Mauer zu Fall brachten. Die Organisatoren von Kulturprojekte Berlin erwarten für das Wochenende mehrere hunderttausend Besucher.
Bildtext: East Side Gallery Lichtgrenze © Kulturprojekte Berlin Foto Hamish Appleby
LICHTGRENZE, Bornholmer Straße bis Oberbaumbrücke
Auf einer Strecke von 15,3 km zeichnen tausende weiße Ballons den ehemaligen innerstädtischen Verlauf der Berliner Mauer nach. Zwei Tage und Nächte teilt diese temporäre Installation die Stadt innerhalb des S-Bahn-Rings wieder in Ost und West. Die LICHTGRENZE verläuft von der Bornholmer Straße über die Bernauer Straße zum Reichstag und Brandenburger Tor, vorbei am Potsdamer Platz und Checkpoint Charlie, durch Kreuzberg bis zur East Side Gallery und Oberbaumbrücke. Die Open-Air-Installation ruft mit ihrer emotionalen und visuellen Kraft noch einmal die Dimension der Mauer ins Gedächtnis. Die LICHTGRENZE wird gemeinsam von Kulturprojekte Berlin, WHITEvoid und bauderfilm realisiert und basiert auf einer Idee von Christopher Bauder und Marc Bauder.
BALLONAKTION 9. November, 19 Uhr, Bornholmer Straße bis Oberbaumbrücke
Nach einem Festakt im Konzerthaus gibt Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit, am Brandenburger Tor im Rahmen des Bürgerfests das Startsignal zum Aufstieg der Ballons. Tausende Ballonpaten lassen kurz nach 19 Uhr ihre Ballons in den Berliner Nachthimmel steigen. Die sich innerhalb von guten 30 Minuten sukzessive auflösende LICHTGRENZE symbolisiert den Fall der Mauer. Jeder Ballonpate schickt gleichzeitig seine persönliche Botschaft auf die Reise.
Die Ballonpaten aus allen Teilen der Gesellschaft stehen für die Menschen, die 1989 gemeinsam die Berliner Mauer überwanden. Sie erinnern an alte und neue politische, soziale, mentale oder ideologische Mauern und Gräben an vielen Orten dieser Welt. Die Freude über den Berliner Mauerfall vor 25 Jahren verbindet sich vielstimmig mit der Hoffnung auf die friedliche Überwindung noch bestehender Mauern.
Bildtext: Visualisierung der LICHTGRENZE am Brandenburger Tor © Kulturprojekte Berlin WHITEvoid / Christopher Bauder, Foto: Daniel Büche
Für das großangelegte Projekt haben Kulturprojekte Berlin und die Robert-Havemann-Gesellschaft mit rund 200 Gruppen – kirchlichen Institutionen, Zeitzeugen, Oppositionellen, Sportvereinen, Schulen, Unternehmen, politischen Einrichtungen und Kulturbetrieben – zusammengearbeitet. Gemeinsam konnten sie tausende Menschen aktivieren, eine Ballonpatenschaft zu übernehmen. Eine der jüngsten Patinnen ist ein vierjähriges Mädchen, eine der ältesten ist 74 Jahre alt. Die Ballonpaten kommen größtenteils aus Berlin und Umland, einige reisen extra aus dem Ausland an.
Die Ballonaktion am Sonntagabend wird von rbb und ARD mit großem Produktionsaufwand begleitet: Über 80 Kameras sind in Ü-Wägen, mit Hubschrauber und auf Motorrädern am Boden und in der Luft im Einsatz und dokumentieren live dieses einzigartige Event.
AUSSTELLUNG „Hundert Mauergeschichten“, 7. bis 9. November
Die von der Robert-Havemann-Gesellschaft konzipierte Ausstellung bietet alle 150 Meter historische Fakten am authentischen Ort: bekannte, aber auch unbekannte und in Vergessenheit geratene Geschichten, tragische, glückliche und kuriose Momente und Schicksale der geteilten Stadt. Sie verweisen unmittelbar vor Ort auf die Veränderungen in der Stadt und schärfen den Blick für geschichtliche Spuren. Die berührenden Geschichten und Fotos lassen die individuellen Erinnerungen aus Ost und West lebendig werden. In den Mauergeschichten haben die Schrecken der Teilung und die Maueropfer ebenso ihren Platz, wie die Erinnerung an Nischen und Freiräume, die sich vor allem auf der Westseite der Mauer boten. Zugleich zeigt die Ausstellung den Mut und die Kreativität derjenigen, die sich weigerten, das monströse Bauwerk als Normalität zu akzeptieren.
Bildtext: Visualisierung der LICHTGRENZE am Park am Nordbahnhof © Kulturprojekte Berlin WHITEvoid / Christopher Bauder, Foto: Daniel Büche
Ausstellungen, Führungen, Ballonaktionen, ENTDECKUNGSTOUREN – Auf eigene Faust den Mauerverlauf erkunden, FILMCOLLAGE „Mauerstücke“ – einzigartige Zusammenstellung historischen Materials sowie ein FESTAKT und BÜRGERFEST zählen zu weitere Höhepunkten um das Wochenende vom 7. bis 9. November 2014.
Weitere Informationen:
www.berlin.de/Mauerfall2014
www.fallofthewall25.com
Und:
Wer sich näher über die Situation von Frauen in der DDR befassen möchte, findet hier aufschlussreiche Informationen:
www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35293/80er-jahre-im-osten
www.bpb.de/izpb/9766/gesellschaft-und-alltag-in-der-ddr?p=all
www.bpb.de/izpb/9753/entwicklung-der-ddr-bis-ende-der-80er-jahre?p=all
Titelbild: Ballonpatinnen aus der Gruppe des European Union Youth Orchestra. Foto: ©Antje Schröder/Kulturprojekte Berlin