Brikada - Magazin für Frauen

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Martina Sepp: „Unter die Haube gebracht“

09.01.2014

Im Mai war früher auf dem Land keine Zeit zum Feiern, da war auf den Feldern genug zu tun. Vor Ostern beging man die Fastenzeit, von Ende November bis Heilig Dreikönig durfte unter keinen Umständen geheiratet werden. Gerne gefreit wurde zwischen Kirchweih und Allerheiligen und im Fasching.

Als der Ur-Großvater die Ur-Großmutter nahm, war nicht selten ein Hochzeitslader im Spiel. Zu Zeiten, als viele Menschen des Lesens und Schreibens nicht mächtig waren, waren es die Hochzeitslader, die einluden und meistens auch noch die ganze Fete organisierten. Vielerlei Bräuche und Traditionen ranken sich ums Heiraten, alles kräftig durchwirkt von Aberglauben und Abwehrzauber vor bösen Geistern. So trug die Braut früher keinen modischen „Traum in Weiß“, sondern den schwarzen Schalk als Festtagsgewand für alle Gelegenheiten und auch keinen von Floristen gestalteten Brautstrauß sondern eine Kranz aus Rosmarin oder Myrthe.

Über die Autorin (Foto r.):
Die gebürtige Münchnerin, Martina Sepp, ist Kunsthistorikerin. Nach dem Studium beschäftigte sie sich mit der Geschichte Münchens. Dort besonders im museumspädagogischen Bereich. Nach Aufenthalten in Frankreich und Italien betreut sie heute die Kunstsammlung des Alpinen Museums in München und arbeitet als Dozentin in der Erwachsenenbildung.


Weiter klärt Autorin Martina Sepp über die kulinarischen Gepflogenheiten auf von der Morgensuppe beim Abholen der Braut - Hühnersuppe war beliebt wegen der „Gagelhenne“ als Symbol der Fruchtbarkeit - über das Voressen wie Lüngerl, Blut- und Leberwurst, Knödel, zum Fleisch wie Boeuf a la mode (Böfflamot), Kalbs- oder Schweinsbraten. Reste wurden im Bschoadtüchl mitgenommen (bayerische Form des doggy bags). Die heute unverzichtbare Hochzeitstorte kam erst Ende des 19. Jahrhunderts in Bayern auf. Beliebt war eine Zweschen-Semmi, wie sie Ludwig Thoma in seinen Hochzeitsgeschichten beschreibt, oder Hirsebrei.

Brikada-Bewertung: Martina Sepp beschreibt höchst unterhaltsam fast vergessenes Brauchtum und stellt auch die höfischen Hochzeiten in Bayern umfassend dar. Ein hübsches Geschenk für Brautpaare!
Doris Losch

Martina Sepp: "Unter die Haube gebracht – das bayerische Hochzeitsbuch", Hardcover, 156 Seiten, zahlreiche historische Abbildungen, Lesebändchen, Euro 19.90, ISBN 978 3 86222 117 2, erschienen im Volk Verlag, München.

Weitere Informationen:
www.volkverlag.de

 



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