Nicht nur Besucher tauchen hier auf 250 Quadratmetern Ausstellungsfläche ein in eine Welt aus Nostalgie, denn: Im Museum trifft man auf geballtes Expertenwissen in Sachen Brauchtum rund um Weihnachten. Selbst Filmteams holen sich hier regelmäßig Tipps, wie man anno dazumal Weihnachten feierte. Prominentes Beispiel: Die Kinoproduktion „Buddenbrooks“ nach Thomas Mann von 2008.
Rund 9000 Objekte zählt der Depotbestand des im Jahr 2000 eröffneten Museums derzeit, gesammelt wird, was mit Weihnachten zu tun hat und aus der Zeit vor 1950 stammt. Der Schwerpunkt liegt laut Museumsleiterin Felicitas Höptner auf den ältesten Modellen ihrer Art.
Bildtext: Museum Innen: Klein, aber fein – das Weihnachtsmuseum in Rothenburg mit 250 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Foto: Deutsches Weihnachtsmuseum Rothenburg
Beispiel Adventskalender. Zwar gab es laut der studierten Volkskundlerin bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Vorläufer. In einem Kinderbuch aus dem Jahr 1851 wird demnach beschrieben, dass man jeden Tag „ein Bildchen an die Tapete heftete“, Kreidestriche an eine Türe malte oder papierene Weinblätter mit Bibelsprüchen an einem Adventsbaum aufhängte, um die Wartezeit bis Weihnachten abzählbar zu machen.
Adventskalender wie wir sie heute kennen, wurden indes erst Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden. 1903 gab Gerhard Lang den ersten käuflich erwerbbaren Weihnachtskalender „Im Lande des Christkindes“ in München heraus. Zu sehen ist das edle Stück im Original im Rothenburger Weihnachtsmuseum. „Er bestand aus einem Blatt mit 24 Bildchen, die man ausschneiden musste, und einem farbigen, mit wunderschönen Grafiken versehenen Karton mit weihnachtlichen Versen“, erklärt Höptner. Auf die Verse sei täglich das passende Bildchen geklebt worden, so dass sich nach und nach ein komplettes Bild ergab.
Bildtext: Technisches aus dem Jahr 1880: Christbaumständer „Gloriosa“. Er musizierte und drehte den Baum dazu im Kreis. Foto: Deutsches Weihnachtsmuseum Rothenburg
Zudem der Blick auf ein zweites, außergewöhnliches Ausstellungstück: den Christbaumständer „Gloriosa“. Der nämlich ist nicht nur Felicitas Höptners Lieblingsobjekt im Weihnachtmuseum, sondern zudem ein echtes technisches Meisterwerk aus dem Jahr 1880. Wie aber funktionierte das tanzende, musizierende Weihnachtsstück? Zunächst musste per Hand mit einer Kurbel ein Uhrwerk aufgezogen werden. Dieses setzte dann zwei Mechanismen in Gang. Das eine drehte die Halterung. Beim zweiten Mechaniksystem handelte es sich um ein klassisches Spieldosenmusikwerk. War das Uhrwerk aufgezogen, drehte sich der Baum zu weihnachtlichen Klängen im Kreis. „Gloriosa“ entwickelte sich übrigens zum echten Verkaufsschlager: Bis 1911 wurden sage und schreibe 100000 Stück verkauft.
Ziel des kleinen Museumsteams in Rothenburg ist es nicht allein, historisch interessante Objekte rund ums Weihnachtsfest auszustellen. „Wir wollen zeigen, was wir eigentlich an Weihnachten feiern und den Besuchern die historischen Zusammenhänge in großer Bandbreite mit auf den Weg geben“, sagt Felicitas Höptner. Entsprechend finden bis in den Januar im Museum regelmäßig Führungen unter dem Motto „Weihnacht anno dazumal" statt.
Doch schätzen das geballte Expertenwissen in Rothenburg rund um die Weihnachtshistorie längst auch Film und Fernsehen: Als zum Beispiel die 2008 ausgestrahlte Kinoproduktion „Buddenbrooks“ gedreht wurde, holte sich das Filmteam in Rothenburg Tipps. Schließlich wollte man Weihnachten im 19. Jahrhundert im Film so originaltreu wie möglich feiern.
Quelle: Rothenburg ob der Tauber (oh)
Weitere Informationen:
www.weihnachtsmuseum.de
www.tourismus.rothenburg.de
Titelbild: Im Landes des Christkinds: „Im Lande des Christkinds“ heißt der älteste Adventskalender, den es einst zu kaufen gab. Auf der Vorderseite wurden Bildchen aufgeklebt, auf der Rückseite sind die besinnlichen Sprüche weiterhin lesbar. Foto: Deutsches Weihnachtsmuseum Rothenburg