Der Mensch beeinflusst die Erde in bisher nie da gewesener Weise. Nicht mehr die Natur prägt uns, wir prägen die Natur und greifen damit maßgeblich in das Erdsystem ein. Innerhalb einer Lebensspanne hat sich das Gesicht der Erde dramatisch verändert. Aus dem Planeten Erde ist der Planet Mensch geworden.
Sogar in abgelegensten Regionen lassen sich Spuren menschlichen Wirkens nachweisen. Wir sind zu einer geophysikalischen Kraft geworden, die mit großen Naturgewalten vergleichbar ist. Eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern spricht deshalb von einem neuen Erdzeitalter: dem Anthropozän (von gr. anthropos, der Mensch). Es löst das Holozän ab, das vor ca. 11.000 Jahren mit dem Ende der letzten Eiszeit begann.
Schon immer hat der Homo sapiens sapiens in den sensiblen Kreislauf von Biosphäre und Geosphäre eingegriffen. Grundlegend geändert haben sich in den letzten 60 Jahren die enorme Geschwindigkeit und das Ausmaß der Interventionen. So schaffen wir einen neuen Planeten, der heißer, artenärmer, lebensfeindlicher sein wird, sind Verursacher und Betroffene dieser Entwicklungen.
Die Ausstellung „Planet Mensch“ möchte diesen epochalen Umbruch beleuchten. Dabei geht es um Fragen wie: Was bedeutet es kulturell, die Natur als unberührtes Gegenüber zu verlieren? Warum ist es uns oft unmöglich, eine Verbindung zwischen Wissen und Handeln herzustellen? Wie wollen wir in einer Welt leben, die sich irreversibel verändert hat? Über welche Potenziale verfügen wir? Acht Künstler haben sich unterschiedliche Aspekte dieser Thematik herausgegriffen.
Darunter etwa auch Betty Beier. Sie beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Anlegen eines „Erdschollenarchivs“. Dafür reist sie in sensible Klimaregionen, nimmt Abdrücke des Erdbodens, bereitet sie zu Reliefs auf und dokumentiert so die prägende Wirkung des Menschen auf die Geosphäre. In der Ausstellung setzt sie sich mit Kivalina, einer von Inuit bewohnten Insel in Alaska auseinander.
Adriane Colburn begleitet wissenschaftliche Expeditionen in Regionen, die durch den Eingriff des Menschen besonders gefährdet sind. Für die ERES-Stiftung hat sie eine raumgreifende Installation konzipiert, die sich mit Fracking in Texas/USA beschäftigt. In Scherenschnitten aus filigran bearbeiteten Landkarten untersucht die Amerikanerin die Mehrdeutigkeit von Datensammlungen und ihren Visualisierungen.
Mit einer interaktiven Licht- und Klanginstallation richtet Helga Griffiths auf sinnlich-subjektive Weise den Blick auf Megacities und das globale Klimageschehen. Dabei werden auch aktuelle Wetterdaten eingespielt, die auf die Arbeit ebenso Einfluss nehmen wie die Körpertemperatur des Betrachters.
Außerdem stellen aus: Iñigo Manglano-Ovalle, Christian Mings, Jürgen Nefzger,
Vadim Fishkin sowie Massimo Pianese.
Diverse Vorträge und Dialoge runden die Ausstellung ab. Öffnungszeiten: Samstags 11:00 bis 17:00 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 089-388 79 0 79. Eintritt frei.
Weitere Informationen:
www.eres-stiftung.de
Bildtext: Jürgen Nefzger: „Sulden Glacier, Italy, 2008 / 2013 aus der Serie „Panta Rhei“ Courtesy by the artist / Foto: © Jürgen Nefzger, ERES-Stiftung