Eine sehenswerte Ausstellung „Täglich frisch! im Münchner Stadtmuseum widmet sich der wechselvollen Geschichte des Vitamin-Kosmos.
Die Ausstellungsmacher scheuen sich nicht in Anlehnung an Paris vom „Bauch von München“ zu sprechen. Blumen, Obst und Gemüse gibt es in Hülle und Fülle und aus den fernsten Winkeln der Welt, sogar die Osterinseln liefern exotische Früchte. Über so eine ausgefeilte Logistik verfügten die Händler der ersten Stunde natürlich nicht. Davon zeugen u.a. ein wahrhaft antiker Fernschreiber und uralte Waagen.
In so harmlosen Waren wie Obst und Gemüse spiegelt sich die Zeitgeschichte wider, etwa mit dem Aufruf „Deutsche Gartenbauerzeugnisse kaufen!“ (30-er-Jahre) und Zeitungsberichten über die Katastrophe von Tschernobyl, die 1986 den Betrieb für mehrere Wochen zum Erliegen brachte. Aber auch das Wirtschaftswunder schlug voll durch: 1965 war mit 950.000 t das beste Jahr aller Zeiten (bisher!).
Originell einige ausgestellte Kochbücher: „Baltzers Vegetarianisches Kochbuch“ aus den Anfängen der Halle, oder die ersten Werke über das damals noch unbekannte Exotenobst wie „Der exotische Früchtekorb“ von brikada-Mitarbeiterin Dr. Isolde Bräckle von 1968.
Amüsant wirken die Preise aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Salat 20 Pfennige, Eier sieben Pfennige das Stück.
Einen kritischen Blick auf das Thema „Essen und Lifestyle“ wirft die Installation der Videokünstlerin Betty Mü. Sie macht u.a. auf die Verschwendung und Vernichtung von Lebensmitteln aufmerksam. Auch eine Schürze mit dem Aufdruck“ Münchner Tafel“ regt zum Nachdenken an.
Kritisch beurteilen darf man ruhig die Tatsache, dass – wie beim Presserundgang stolz betont wurde – heute das ganze Jahr alles zu haben ist, ob Kirschen, Erdbeeren, Spargel, ob im Mai oder November.
Kunden der unter kommunaler Leitung privatwirtschaftlich betriebenen Großmarkthalle sind städtische Märkte (u.a. die Viktualienmärkte am Marienplatz und in Pasing) ebenso wie Obst- und Gemüsefachhändler, Gastronomen, Supermarktketten und Feinkosthäuser.
Die Ausstellung „Täglich frisch!“ ist noch bis zum 15. Juli 2012 geöffnet. Der Katalog kostet 58 Euro.
Das bayerische Fernsehen berichtet in einer vierteiligen Doku-Reihe über die Geschichten aus der Großmarkthalle (26.2., 4.3., 11.3. und 18.3. jeweils um 15.00 Uhr).
Doris Losch
Weitere Informationen:
www.muenchen.de
(Der Link wurde am 15.02.2012 getestet.)