In solchen Fällen helfen die Mitarbeiterinnen der Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen". Mit detektivischem Gespür machen sie beispielsweise das Hotel ausfindig, dessen Name vergessen wurde oder strecken leihweise das Geld für die S-Bahn vor.
Neben solchen vergleichsweise harmlosen Einsätzen werden die Helferinnen mit albtraumhaftigen Erlebnissen wie sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, gewalttätigen "Lebensgefährten" konfrontiert. Christine Rudolf-Jilg, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Aktion, betont: "Wir bieten professionelle Hilfe für verschiedenste Notlagen und arbeiten mit den Sicherheitsdiensten, mit der Polizei, dem Jugendamt und dem Roten Kreuz zusammen. Am Ende einer Beratung lassen wir die Frauen und Mädchen nicht allein. Wir begleiten sie zu einem Treffpunkt, bringen sie mit unserem Fahrdienst nach Hause oder ermöglichen und sichern den Heimweg anderweitig. Durch ein nachgehendes Beratungsangebot in einer unserer Einrichtungen stellen wir professionelle Nachsorge sicher."
Dass diese bitter nötig ist, beweist die Statistik 2008: Sechs Vergewaltigungen bzw. sexuelle Nötigungen auf dem Oktoberfest, eine versuchte Vergewaltung im Umfeld der Wiesn, sowie zahlreiche Sexualdelikte wie Busengrabschen oder Fotografieren unter den Rock.
Vor und während der Wiesn informiert die Aktion unter anderem mit Plakaten – neu: "Spaß auf der Wiesn, aber sicher!" Hinzu kommen Preisausschreiben, Spots in Münchner Kinos, Informationen in Schulen und Jugendzentren sowie Banner in der Münchner S-Bahn. Infos gibt’s auch über Postkarten, die sich an Touristinnen richten und beispielsweise in Trachtengeschäften ausliegen. Das Hilfsangebot hält vor allem auch Tipps parat, um Ärger zu vermeiden und von vornherein "Frau der Lage zu bleiben":
Grundsätzlich im voraus einen sicheren Heimweg überlegen
Nicht zu viel Alkohol trinken, zwischendurch immer Wasser oder Limonade trinken,
Kein Getränk unbeobachtet lassen – so kann niemand K.O.-Tropfen hineingeben!
Handy, Geld, Schlüssel und ggf. Hoteladresse am Körper tragen
Zu zweit auf die Toilette gehen, um im Notfall nicht allein dazustehen
Sich nie von einer Zufallsbekanntschaft begleiten lassen
Bei Belästigungen umstehende Personen direkt ansprechen und um Hilfe bitten oder sich an das Security-Personal im Bierzelt wenden
Der Security Point für Mädchen und Frauen im Servicezentrum unterhalb der Bavaria ist täglich von 18.00 Uhr bis ein Uhr nachts geöffnet sowie erstmals am mittleren Wiesn-Samstag bereits ab 15.00 Uhr.
Übrigens: unter 0900-111 00 91 kann ganzjährig aus dem Festnetz der Deutchen Telekom eine Spende von Euro 5 an die Aktion "Sichere Wiesn" gespendet werden.
Doris Losch
Weitere Informationen (in Deutsch, Englisch, Italienisch, Polnisch, Russisch):
www.sicherewiesn.de
Bildtext: Christine Rudolf-Jilg. Foto: Doris Losch
(Der Link wurde am 11.09.2009 getestet.)
