Zugleich ruft sie zu mehr Unterstützung für betroffene Frauen und Mädchen auf, die von Soldaten als "Kriegsbeute" angesehen werden. Dr. Monika Hauser, eine engagierte Frauenärztin, begann bereits im Bosnienkrieg vor mehr als 15 Jahren traumatisierten Frauen zur Seite zu stehen und tatkräftig zu handeln, wo andere wegsehen. Sie gründete "medica mondiale e.V.", eine Hilfs- und Menschenrechtsorganisation von Frauen für Frauen und erhielt für ihren weltweiten Einsatz den Alternativen Nobelpreis 2008.
Bosnien war kein Einzelfall, denn Massenvergewaltigungen sind heute auch in Liberia und der VR Kongo an der Tagesordnung. Nicht zuletzt dem Engagement von "medica mondiale" und der damit weltweit wachsenden Aufmerksamkeit haben wir es zu verdanken, dass der UNO-Sicherheitsrat sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten seit vergangenem Jahr mit der Resolution 1820 als Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschheit und Völkermord ächtet und mit strafrechtlicher Verfolgung droht. Prominente Botschafterinnen unterstützen "medica mondiale"; zu ihnen gehören unter anderem die Münchner Unternehmerin Beatrice Rodenstock, die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann, die TV- Moderatorin Sabine Christiansen, die Schauspielerin Nina Hoger oder Bundestagspräsidentin a.D. Rita Süßmuth.
Monika Hauser, als Kind Südtiroler Eltern 1957 in der Schweiz geboren und aufgewachsen, arbeitete nach dem Studium als Gynäkologin in Köln, wo auch heute noch ihr privater – sie hat Ehemann und Sohn – und beruflicher Lebensmittelpunkt ist. Entsetzen und Wut über die schrecklichen Verbrechen an Frauen und Mädchen während des Balkan-Krieges veranlassten sie zum Handeln, so dass sie gegen viele Widerstände 1993 in Bosnien das erste Frauentherapiezentrum eröffnen konnte. Sie entwickelte in der Folgezeit mit Fachfrauen ein neues Konzept der Betreuung betroffener Frauen in medizinischer, psychologischer und juristischer Hinsicht und gewann private Spender und öffentliche Geldgeber für ihre Sache sowie neben einigen wenigen hauptamtlichen viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen. Ihre Arbeit weitete sie
auf die Kriegsgebiete im Kosovo, Albanien und schließlich Afghanistan aus und dehnte ihre Kampagnen auch auf Probleme wie Zwangsverheiratung, Zwangsprostitution und erzwungene Schwangerschaften aus. In Afghanistan startete sie das Programm "Ärztinnen der Hoffnung" mit Fortbildungsprogrammen für Medizinerinnen, Hebammen Psychologinnen und Krankenschwestern.
2005 konfrontierte sie die deutsche Öffentlichkeit mit der heiklen Situation um Vergewaltigungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Kampagne "Zeit zu sprechen" sollen die betroffenen Frauen 60 Jahre nach Kriegsende endlich eine Stimme bekommen für ein lange tabuisiertes Thema.
Die Aufklärungsarbeit und das Engagement von Monika Hauser wurden zunehmend gewürdigt und durch zahlreiche Preise belohnt, zuletzt 2008 mit dem Alternativen Nobelpreis. In zahllosen Vorträgen, Interviews und Fachkonferenzen richtet sie auch weiterhin Forderungen an die nationale und internationale Politik. Die Kölner Geschäftsstelle von "medica mondiale" hat derzeit 29 Mitarbeiterinnen, unterstützt von etwa 130 ehrenamtlichen Kräften. In den Auslandsprojekten arbeiten etwa 180 Frauen.
Was kann man zur Förderung der Arbeit von "medica mondiale" tun? Man kann traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten mit einer Spende unterstützen, das Einsatzteam mit der Beteiligung an Unterschriftenaktionen im Internet stärken und schließlich auch andere über die Arbeit von "medica mondiale" informieren.
Eine einfühlsame Biografie von Monika Hauser erschien 2008: Chantal Louis "Monika Hauser – Nicht aufhören anzufangen. Eine Ärztin im Einsatz für kriegstraumatisierte Frauen".
Isolde Bräckle
Weitere Informationen und das Spendenkonto:
www.medicamondiale.org
Foto: Monika Hauser. Foto: medica mondiale
(Der Link wurde am 27.06.2009 getestet.)