Die Tapete ist ein unglaubliches Stück Kulturgeschichte.
Wände zu verschönern, war den Menschen schon in der Steinzeit ein Bedürfnis (Höhlenmalereien). Die alten Römer schmückten künstlerisch ihre Wände wie Beispiele u.a. aus Pompeji belegen. Dürer und Behaim haben im 16. Jahrhundert Druckgrafiken für die Wand entworfen.
Bildunterschrift (r.): Tapetenmotiv von Birgit Morgenstern. Foto: © HWK
In der Renaissance beginnt in Europa die Hochblüte der Tapete.
Eine überraschende Vielfalt bestimmt das Thema. Die Gestaltungsmöglichkeiten reichen von Malerei, Block- und Siebdruck bis zu Beflockung und zierlichen Stickereien. Digitale Bildbearbeitung wird immer wichtiger.
Neben aktuellen Beispielen zeigt die Ausstellung auch historische Tapetenentwürfe des 18. und 19. Jahrhunderts, die zum Teil noch immer von Manufakturen hergestellt werden. Diese Tapeten waren und sind Luxusgüter und entstehen in einem langwierigen Verfahren, jede Farbe wird mit einem eigenen Holzstock per Hand gedruckt.
Fans von König Ludwig II. begeistert bestimmt die Leihgabe der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen: Fragmente einer blauen Tapete mit goldenen Lilien aus des Märchenkönigs Schlafzimmer. Das royale Blau ist von beeindruckender Intensität!
Bildunterschrift (l.): Tapetenmotiv von Claire Coles. Foto: © HWK
Einen wichtigen Ausstellungsschwerpunkt bilden Restaurierung und Rekonstruktion historischer Tapeten.
Gemusterte Tapeten haben in dem minimalistisch orientierten 1990-er und Nullerjahren an Bedeutung verloren. Doch derzeit keimt erfreulicherweise das Interesse wieder auf. Und nicht nur unter ästhetisch-künstlerischen Gesichtspunkten. In den USA etwa wird das „Medium Tapete“ in Bezug auf Rassismus, Sexualität und Genderpolitik aufgegriffen.
Die Ausstellung vermittelt einen Einblick in die unendlichen Möglichkeiten zeitgenössischer handwerklicher Tapetenentwürfe und stellt gleichzeitig die ganze Vielfalt künstlerischer Ansätze und Auffassungen vor. Ebenso informativ ist der Blick auf historische Tapeten, Rekonstruktions- und Restaurierungsprojekte.
Galerie Handwerk München: Tapeten , noch bis 3. Juni 2017.
Autorin: Doris Losch
Bildunterschrift (r.): Blick in den Ausstellungsraum der Galerie Handwerk München. Foto: © HWK
Weitere Informationen:
www.hwk-muenchen.de
Titelbild: Blick in den Ausstellungsraum der Galerie Handwerk München. Foto: © HWK