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Im Gespräch mit Dr. Marcus Reuter zum Thema „NERO – Kaiser, Künstler und Tyrann“

03.04.2016

 

 

 

 

 

Für Dr. Marcus Reuter ist Trier das „Nonplusultra“ für jeden, der römische Archäologie studiert hat. Marcus Reuter ist der Ideengeber für eine der wichtigsten kulturhistorischen Ausstellungen 2016: „Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann“. Auf seine Initiative hin wird dem berühmt-berüchtigten Kaiser erstmals eine Ausstellung in Mitteleuropa mit internationaler Strahlkraft gewidmet.

Herr Dr. Reuter, Ihnen fällt es sicherlich leicht, die drei zentralen Aussagen messerscharf auf den Punkt zu bringen, die Ihre Ausstellung „NERO- Kaiser , Künstler und Tyrann“ vermitteln möchte:

* Nero ist der faszinierende römische Ausnahmekaiser.

* Das negative Bild von Nero als Tyrannenkaiser ist nicht die einstimmige Meinung seines Volkes, sondern geht auf die antiken Geschichtsschreiber zurück, Angehörige der Aristokratie, denen Nero kritisch gegenüber stand.

* Nero hatte viele positive, innovative Seiten: Er wollte die Rolle des Kaisers neu definieren und die Künste fördern, er sorgte für die Bevölkerung. Seine Greultaten und Vernachlässigungen der kaiserlichen Pflichten sind Tatsachen, jedoch handelte er ebenso grausam und schrecklich wie andere römische Kaiser vor und nach ihm.

Welche neuen Fakten wird Ihre Ausstellung zu Nero präsentieren, welche unbekannten Seiten zeigen Sie den Besuchern?

Wir vermitteln im Rheinischen Landesmuseum ein neues Bild des Kaisers: Nero war kein Brandstifter und kein wahrer Tyrann. Seine ersten Kaiserjahre waren „goldene Jahre“, die eines erfolgreichen und geliebten Kaisers. Er setzte sich für seine Bevölkerung ein, und konnte durch „Brot und Spiele“ die Sympathien der Massen gewinnen. Nero sorgte z.B. für die Verbesserung der Versorgung und Infrastruktur , und veranstalte Spiele im Amphitheater, die das Volk begeisterten. Auch nach dem großen Brand traf er populäre Entscheidungen, da die Stadt nach neuen Vorschriften sicherer wiederaufgebaut wurde.
Nero gilt als realitätsferner und grausamer Herrscher, der auf dem Kaiserthron versagte. Er sah sich jedoch als Künstler-Kaiser und hat sein Künstlertum ganz bewusst inszeniert und versucht, die Rolle des Kaisers anders zu definieren. Damit machte er sich Feinde in der römischen Aristokratie – was ihn letztlich zu Fall bringen sollte.

Herr Dr. Reuter, Sie sind von der Epoche Kaiser Neros fasziniert. Warum war er anders als seine Vorgänger?

Seine Liebe zu Kunst und Architektur, der Wille, die Kaiserrolle anders auszufüllen und zu prägen als seine Vorgänger heben ihn aus der Reihe der römischen Kaiser hervor. Sein goldener Palast, die domus aurea, war beispielsweise das prunkvollste Bauwerk des antiken Roms zu seiner Zeit. Insgesamt ist seine Epoche eine Phase der Innovation und der Blüte, wenn auch der allgemeinen Opulenz – nicht nur am Hofe Neros, sondern in der gesamten römischen Oberschicht.

Was war für Sie in der Objektauswahl und Ausstellungsplanung am überraschendsten?Die große Unterstützung und Hilfsbereitschaft vor allem der italienischen Leihgeber, die sicher auch der Begeisterung für das Thema Nero geschuldet war. Im Rheinischen Landesmuseum werden nun außergewöhnliche Exponate zu sehen sein, die noch nie außerhalb Italiens gezeigt wurden und nach der Ausstellung direkt wieder in den italienischen Depots eingelagert werden. Die Schau bietet eine einzigartige Möglichkeit sich zum Beispiel die originalen Funde des großen Brand von Roms unter Kaiser Nero anzuschauen.

Wie kam Ihnen die Idee einer Nero-Ausstellung und warum sind Sie davon überzeugt, dass „Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann“ ein ansprechendes Ausstellungsthema sein wird?

Nero ist einer der bekanntesten römischen Kaiser, zumindest sein Name ist fast jedem ein Begriff. Er wird verbunden mit Stereotypen zu den „alten Römern“: Opulenz, Dekadenz und grausame Willkür. Das Nero-Bild der Wissenschaft hat sich jedoch im Laufe der letzten Jahre sehr gewandelt. Wir versuchen, den Kaiser in einem neuen Licht zu zeigen, als Imperator, aber auch als Sohn oder als Künstler.

Die Leihgeberliste Ihrer Ausstellung liest sich wie das „Who is Who“ der europäischen Top-Museen, zudem besitzt Ihr eigenes Museum weit über 500 Kunstwerke von Weltrang. Welches Exponat steht für Sie stellvertretend für die wichtigsten Aspekte Ihres Ausstellungskonzeptes?

Es ist die Statue des jungen Nero, erschaffen um 50 n. Chr., mit einer Höhe von 139 cm, aus massivem Marmor, die wir vom „Musée du Louvre Paris“ als herausragende Leihgabe erhalten. Die Statue zeigt Nero als 12- oder 13jährigen. Es ist das einzige Mal in der Ausstellung, dass man Nero als Person und ganzer Figur gegenübertritt. Dargestellt ist er noch mit der Bulla, dem Schutzamulett der Kinder, die nach dem Eintritt ins Erwachsenenalter geopfert wurde - Nero wurde bereits mit 13 Jahren volljährig erklärt, ein Jahr früher als üblich. Dennoch ist er hier schon in die höfische Propaganda einbezogen, wie überhaupt die Existenz einer so repräsentativen Statue zeigt. Seine Mutter Agrippina hatte zu diesem Zeitpunkt schon begonnen, ihre Pläne für Nero als neuen Kaiser umzusetzen: Adoptiert von ihrem neuen Ehemann und amtierenden Kaiser Claudius war Nero Thronanwärter, und die Heirat mit Claudius leiblicher Tochter Octavia sollte seine Chancen noch verbessern. Was Neros Interessen und Wünsche in dieser Zeit waren, wissen wir nicht.

Nero war zu Lebzeiten nie in Trier, sicherlich wäre er aber begeistert von der römischen Kaiserstadt gewesen. Warum muss für Sie diese Ausstellung gerade in der Stadt Trier stattfinden?

Trier war die größte römische Metropole nördlich der Alpen und spätantike Kaiserresidenz. Von hier aus wurde einst das gesamte römische Reich regiert. Dies zeigt sich heute noch in der einmaligen Fülle an authentischen antiken Monumenten und römischen Welterbestätten, die 2016 ihr 30-jähriges UNESCO-Jubiläum feiern können. Römische Geschichte kann in Trier hautnah erlebt werden und die Stadt ist damit der ideale Standort für Ausstellungen zur Römerzeit.

Vom 14. Mai bis 16. Oktober 2016 wird Trier zum Schauplatz einer der bedeutenden Sonderausstellungen Europas. Unter dem Titel „Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann“ werfen das Rheinische Landesmuseum Trier, das Museum am Dom und das Stadtmuseum Simeonstift ein völlig neues Licht auf einen der berühmtesten Kaiser der Antike: NERO. Kunstwerke von Weltrang verwandeln Trier in eine „Schatzkammer auf Zeit“. Wertvolle Leihgaben führender Museen Europas locken Kulturreisende aus der ganzen Welt zu einem Besuch an die Mosel.
(Quelle: © 02-2016 by CAB-Artis/www.cab-artis.de)


Weitere Informationen:
www.nero-ausstellung.de
www.landesmuseum-trier.de

 

Titelbild: Dr. Marcus Reuter, Direktor Rheinisches Landesmuseum Trier