Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

Bonner Frauenmuseum: "Aus der Spur" - Variationen über das Phänomen Trümmerfrauen

05.05.2015

Die Ausstellung reiht sich nahtlos ein in den aktuellen Diskurs über das Phänomen der Trümmerfrau: Gab es sie in diesem Ausmaß wirklich oder sind Trümmerfrauen im Nachhinein hochstilisiert worden? Die Autorin Leonie Treber hat mit ihrem Buch "Mythos Trümmerfrauen" das altgediente Bild von Frauenhänden, die maßgeblich am Wiederaufbau Deutschlands beteiligt waren, ins Wanken gebracht. Es stellt sich in der aktuellen Diskussion die Frage, warum auf der einen Seite so hartnäckig an dem Bild der heroischen Trümmerfrau festgehalten wird, und auf der anderen Seite unbedingt daran gerüttelt werden muss.


Bildtext (l.): Annedore Richter "Vogelkäfig"

 

Bildtext (r.):  Andrea Terfort. O.T., Installation, 200x300, 2011 

 







Offenbar geht es auf beiden Seiten um mehr: Nämlich um die Rolle der Frau in unseren gesellschaftlichen Bezügen, um den Stand der Emanzipation, um Rollenzuweisung oder selbst gewählte Rolle, um die reproduzierende Kraft, als Mutter und Hausfrau und um ihre Karrierechancen, wie die aktuelle Quotendiskussion und der Vorstoß der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig zeigt.

 

Bildtext (l.): Uta Krüger-Naumann

 

 

Bildtext (r.):  Francis Mesenhöller

 

 




Welchen Stellenwert hat Kunst in dieser gesellschaftspolitischen Debatte? Die sechs Künstlerinnen bearbeiteten dieses „Trümmerfeld“, das als Parallelausstellung im Rahmen von „Frauen in Krieg und Frieden 15 – 45 – 15" im Frauenmuseum zu sehen ist, im Kollektiv, aber jeweils auf sehr individuelle Weise. Dabei behalten sie die Historie im Kopf, sehen aber den Trümmerfrauenaspekt als epochenübergreifende Frage. So lässt Helga Vissers aus Findlingen Findelkinder werden. Uta Krüger-Naumann bringt Schokoladenpanzer am geöffneten Schlitz einer Kittelschürze zum Schmelzen.

Francis Mesenhöller parodiert die "weiße Weste" mit der ätzenden Wirkung eines altbekannten Waschmittels. Andrea Terfort vollzieht eine Geschlechtsumwandlung auf Bauarbeiterschildern. Annedore Richter näht die ausgetrennte Figur eines herrschaftlichen Militärs aus einem Ölgemälde wieder notdürftig ein. Andrea Gawaz lässt in ihrem Gemälde eine Frauenfigur, bedroht von ins Bild hereinragenden dunklen Säcken, in ein Nichts weißen Lichts eindringen.

Weitere Informationen:
www.frauenmuseum.de

Titelbild: Andrea Gawaz: „Weil ich eine Frau bin“, Wandinstallation 220x220, 2015