25 Museumsfrauen aus 14 Ländern – von Europa über Asien, Lateinamerika und Afrika – trafen sich vom 6. bis 7. November im Bonner Frauenmuseum. Sie alle sind Mitglied im IAWM, der „International Association of Women’s Museums“. Der internationale Verein mit Sitz in Bonn, setzt sich für die Stärkung der Frauenmuseen weltweit ein und berät Neugründungen.
Die Tagung in Bonn verfolgte mehrere Ziele: Neue Mitglieder für den internationalen Verband gewinnen, gemeinsam für die Akzeptanz von Frauenmuseen weltweit eintreten, die nächste weltweite Konferenz 2016 planen und inhaltliche Kooperationen anstoßen.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen des Austauschs und der Präsentation gemeinsamer Projekte. Astrid Schönweger, Vorstandsmitglied und Museumsfrau aus Meran berichtete z. B. von dem EU- Projekt „she culture“ - der ersten wissenschaftlichen Studie zur Situation von Frauenmuseen. Statistikexpertinnen aus Italien und Spanien trugen die Fakten zusammen: Frauenmuseen sind zu 50% private Gründungen, ca. 40 % sind in privater Hand, flächenmäßig sind es meistens kleinere Museen mit vielen Ehrenamtlichen, über 50 % haben nur 1-5 Angestellte.
Alleinstellungsmerkmal vieler Frauenmuseen ist, dass im Vergleich mit anderen Museen überproportional viele Sonderausstellungen stattfinden und das begrenzte Budget vor allem in Events, Workshops und Konferenzen fließt. Frauenmuseen sind stärker Kulturzentren als klassische Museen.
Interessant auch zu hören, welche Entwicklungen es in anderen Ländern gibt. Das geplante Frauenmuseum in Tunesien profitiert zum Beispiel von der politischen Öffnung des Landes und kann sich auf eine breite Zustimmung von Seiten des Staates und der Öffentlichkeit verlassen. Aus Mexiko kam die interessante Botschaft, dass die Museumsfrauen erfolgreich mit den Universitäten kooperieren.
In der Ukraine zeigt sich die ganze Widersprüchlichkeit der klassischen Museumslandschaft: Das Frauenmuseum dort ist in einer kleinen Privatwohnung untergebracht. Auch im Iran bewegt sich etwas – nachdem beim letzten Bonner Kongress die iranische Delegation aus politischen Gründen nicht teilnehmen konnte, signalisierte die Exiliranerin nun hoffnungsvollere Zeichen.
Der zweite Konferenztag stand ganz im Zeichen der Zukunft: Welche Strategien gibt es zur Erhaltung der Häuser? In Zeiten leerer öffentlicher Kassen gerät selbst das Frauenmuseum in Bonn, Vorbild vieler Frauenmuseen weltweit, in die Schusslinie der Kulturverwalter. Die Frauen hätten ihre Ziele erreicht und damit habe sich auch die Existenzberechtigung eines Frauenmuseums erledigt, so die Argumentation. Dabei ist Deutschland – das zeigt der europäische Vergleich – in Genderfragen wie Quote, Pay Gap, Women Studies und Kinderbetreuung noch immer eine Art Entwicklungsland. Und wer behauptet, dass Künstlerinnen in Deutschland nicht mehr gefördert werden müssen, ignoriert wissentlich das vorliegende Zahlenmaterial zu öffentlichen Ankäufen, zur Situation an den Kunsthochschulen und die internationale Artprice-Statistik.
Bei den anderen drei Frauenmuseen in Deutschland sieht es nicht besser aus: Neben dem Bonner Haus besteht seit 1984 das Frauenmuseum Wiesbaden, seit 1986 das Verborgene Museum in Berlin und seit 2003 das Museum Frauenkultur Regional – International in Fürth. Obwohl Deutschland nach den USA das Land mit den meisten Frauenmuseen ist, sieht die personelle und finanzielle Situation in der Bundesrepublik, einem der reichsten Staaten der Erde, besonders schlecht aus.
Ein Blick über den nationalen Tellerrand hinaus ist daher aufschlussreich: Denn es gibt durchaus fortschrittliche Länder, die sich bewusst für ein Frauenmuseum entscheiden. So bekam das dänische Frauenmuseum in Aarhus schon 1991 den Status eines Nationalmuseums, die österreichische Gemeinde Hittisau im Voralberg entschied sich im Jahr 2000, ihr bestehendes Museum in ein Frauenmuseum umzuwandeln und die schwedische Stadt Umea wird in diesem Jahr ein neues Frauenmuseum eröffnen.
Global gesehen hat sich in den vergangenen fünf Jahren viel getan: Die Zahl der existierenden Frauenmuseen hat sich von 40 auf über 50 erhöht. In diesem Jahr neu hinzugekommen sind Initiativen aus New Delhi (Indien), Antalya (Türkei), Tunesien und Chile. Sie alle eint der Wunsch, nicht nur die Kunst, Kultur und Geschichte von Frauen aufzuzeigen, sondern einen Beitrag zu einer geschlechterdemokratischen Gesellschaft zu leisten. Denn mit ihren Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops sind Frauenmuseen wichtige Einrichtungen für Bildung, Aufklärung und Empowerment von Frauen und Mädchen.
Die Konferenz, so die Vorsitzende Bettina Bab, sei ein voller Erfolg gewesen: „Wir haben wichtige Schritte für das Netzwerks geplant: Maßnahmen zur Mitgliedererweiterung weltweit, Crowd- funding-Strategien diskutiert und nächste Gemeinschaftsprojekte koordiniert – so ist z.B. ein großes EU-Projekt mit15 Museen in zehn Ländern geplant.“
Die Ausstellung „Single Moms“ und der IAWM-Kongress werden vom LVR (Landschaftsverband Rheinland) unterstützt.
(Quelle: Bonner Frauenmuseum)
Weitere Informationen:
www.frauenmuseum.de
Titelbild: 25 Museumsfrauen aus 14 Ländern – von Europa über Asien, Lateinamerika und Afrika – trafen sich vom 6. bis 7. November im Bonner Frauenmuseum. Foto: Bonner Frauenmuseum