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Germanisches Nationalmuseum präsentiert Zinnfiguren und Kinderbücher

19.02.2007

Ausgestellt werden etwa 300 farbig bemalte Zinnfiguren der Goethezeit, die als Anschauungsobjekte zu Begleitbüchern mit lehrhaftem Charakter dienten.

Die Studioausstellung im obersten Stock der Spielzeugsammlung in der Kartäusergasse 20 rückt einen Hersteller in den Mittelpunkt, dessen sorgfältig gravierte Figuren mit einem geschwungenen "F" auf der Bodenplatte gekennzeichnet sind. Die Signatur konnte erst in den letzten Jahrzehnten entschlüsselt und dem Zinngießer Johann Ernst Fischer aus Halle sicher zugewiesen werden. Ausgehend vom eigenen Bestand und unterstützt durch zahlreiche Leihgaben aus privaten Sammlungen des europäischen Auslandes, bietet die Sonderschau erstmals Gelegenheit zu einem Überblick über das breite Produktionsspektrum Johann Ernst Fischers, wie er in der in dieser Form bisher noch nicht zu sehen war.

Im Unterschied zu den nach der Mitte des 19. Jahrhunderts üblichen militärischen Themen zeigen diese frühen Exemplare meist eine Natur- und Völkerkunde im Miniaturformat. Zusammen mit einer Serie von Büchern stellen die bemalten Zinnfiguren eine Einheit dar, durch die Kinder die Welt begreifen lernen konnten. Zugleich geben sie Einblick in Bildungsideen und Kulturgeschichte der Goethezeit. Die Ausstellung regt daher nicht nur zu einem anderen Blick auf die Geschichte der Zinnfiguren an, sondern verdeutlicht, dass die Übergänge zwischen Spielzeug und Lehrmittel in der Zeit der Aufklärung zunächst fließend waren.

Fischers Tierfiguren und Figurengruppen verschiedener Völkerschaften waren Teil eines größeren Verlagsprojektes, zu dem kleine Bücher gehörten, die die in Schachteln verpackten Zinnfiguren mit ihren erläuternden Texten thematisch ergänzten. Herausgeber dieses "Naturhistorischen ABC-Buchs", das in zwölf Lieferungen mit unterschiedlichen Titeln zwischen 1792 und dem Beginn des 19. Jahrhunderts erschien, war der Hallenser Kunsthändler Friedrich Georg Dreyßig, dessen Verlagsprogramm auch Schulbücher, Spielbücher und Kinderbücher umfasste.

Die zwölf als "Geschenke für die Jugend" untertitelten Realienbücher mit lehrhaftem Charakter sind flüssig geschrieben und spiegeln den Wissensstand ihrer Zeit wider. Als Garanten eines hohen Bildungsanspruchs gewann Dreyßig mit G. S. Klügel (Mathematik und Physik) und J. R. Forster (Naturgeschichte) zwei Professoren der Universität Halle als Buchautoren, die außer ihren wissenschaftlichen Werken über naturkundliche und geographische Themen bereits Realienbücher für Kinder verfasst hatten. In einigen Bändchen sind die Texte auch Reisebeschreibungen und naturkundlichen Werken der Zeit entnommen.

Zur Ausstellung erscheint eine reich bebilderte Begleitpublikation: Erhard Schraudolph, Zinnfiguren und Kinderbücher in der Aufklärung.

Quelle: Germanisches Nationalmuseum

Weitere Informationen: www.gnm.de

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