Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

Bonner Frauenmuseum zeigt „Single Moms - Alleinstehende Mütter und ihre Lebenswelten in Kunst, Geschichte und Gegenwart

12.04.2014

Die Schau zeigt drei große Teile: Die Geschichte und Gegenwart der Alleinerziehenden, die internationale Situation und die Umsetzung des Themas in der Kunst.





Auftakt der Schau über zwei Etagen bildet die Historie. Hier wird schnell deutlich: Auch in früheren Jahrhunderten zogen viele Mütter infolge von Krieg und Naturkatastrophen ihre Kinder allein groß. Das war akzeptiert, solange die Moral gewahrt blieb. Als uneheliche Mütter hatten sie jedoch unter Vorurteilen, harter Bestrafung und staatlicher Vormundschaft zu leiden. Heute ist zwar eine rechtliche Gleichstellung erreicht, doch keine Chancengleichheit. Halber Lohn und doppelte Verantwortung kennzeichnen den Alltag vieler Alleinerziehender. In Ton- und Wortbeiträgen werden außerdem unbekannte und berühmte alleinerziehende Mütter präsentiert: Starke und selbstbewusste Frauen.


 

 
 

Die Ausstellung öffnet den Blick auch auf andere Länder. Allein in Europa waren die Gegensätze groß: Während alleinerziehende Mütter in der Gesellschaft der DDR integriert waren, durfte in Irland in den 1960er Jahren nicht öffentlich darüber diskutiert werden, dass es ledige Mütter gab. Das Spektrum aus den anderen Kontinenten reicht von Rebecca Lolosolis erstem Frauendorf Afrikas, über Flüchtlingsmütter aus Jordanien bis zum „Single Mother’s Day“ in Korea. Aus Lateinamerika werden spezielle Arbeitsplätze für „Madres solteras“ vorgestellt und aus den USA „Single Mothers by Choice“, ein Verband, der alleinstehende Frauen berät, wie sie Mütter werden können.

Bildtext: Christine Theile_Adieu_Öl/Lw_100 x 130_2014
 

Für den Kunstteil haben mehr als 40 Künstlerinnen das Thema aufgegriffen. Das Ergebnis ist eine großartige Schau, die zeigt, wie unterschiedlich Frauen sich der Fragestellung nähern: Einige tun dies autobiografisch, viele mit Rückgriff auf literarische Zeugnisse, die Bibel und die Mythologie, oder auf berühmte Vorbilder unserer Kulturgeschichte. Auch in der Kunst wird es international: Die feministische Künstlerinnengruppe „Bald Girls“ zeigt subversive Kunst aus dem chinesischen Kulturkreis.
 


Erste chinesische Künstlerinnengruppe im Frauenmuseum
Ein Highlight der Schau sind die Beiträge der ersten feministischen Künstlerinnengruppe in China „Bald Girls“. Unter dem Titel "Timelag" sind die Arbeiten von Xiao Lu (Videos und Wandteppiche), Jiny Lan (Performance und Installation) und Li Xinmo (Wandmalerei, Performance, Fotografie und Zeichnung) vereint. Die Künstlerinnen sehen sich in der zeitgenössischen feministischen Kunst als Kämpferinnen und treten für die Aufklärung und das Gender-Bewusstwerden der modernen Frau im China des 21. Jahrhunderts ein. Sie wenden sich gegen die 2.000 Jahre alten, konfuzianischen Prinzipien, nach denen der Mann über der Frau steht. Denn trotz wirtschaftlichem Aufschwung und sozialistischer Gleichstellungspolitik ist diese Tradition bei vielen Menschen nach wie vor fest in den Köpfen verwurzelt. 

 

KÜNSTLERINNEN

Martha Barbara Augustin, Astrid Bergmann, Erika Brigitta Beyhl, Franziska Braun, Tremezza Von Brentano, Milita Doré, Petra Genster, Margit Goeltzer, Firouzeh Görgen-Ossouli, Elena Graure-Manta, Silvia Gudehus, Hella Grosse, Nana Grosse-Woodley, Erika Von der Heide, Renate Hochscheid, Thyra Holst, Mariola Maria Hornung, Eva Horstick-Schmitt, Mo Kleinen, Ruth Knecht, Heidi Kuhn, Marlene Leal da Silva-Quabeck, MAMU, Uta Meurer, Maria Möller, Conny Müscher, Brunhilde Odenkirchen, Lene Pampolha, Silvia Philipp, Ulrike Reutlinger, Ulrike Rosenbach, Inna Rust, Ulla Schenkel, Barbara Thaden, Christine Theile, Ulla Zenner





Bildtext (l.): Eva Horstick-Schmitt_alone_Fotoarbeit_2004





PROJEKT-AG
Historie und Internationales: Bettina Bab, Kuratorin Kunst: Marianne Pitzen, Interviews mit Alleinerziehenden: Ulrike Tscherner-Bartoldi, Lene Pampolha, Berühmte alleinerziehende Mütter: Silke Dombrowsky, Dr. Klaudia Nebelin, Grafik: Karla Köpfel, Catherine Lubbers

PROGRAMM
Vernissage am 13. April 2014 um 14 Uhr. Führungen jeden Sonntag um 13 Uhr. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm. Katalog in zwei Bänden zu je 15,00 Euro.
 
Weitere Informationen:
www.frauenmuseum.de

Titelbild: Hella Grosse_Hererofrauen_140x160 cm_Acryl und Papier auf Leinwand_2009