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Haus der Bayerischen Geschichte punktet mit "Bayern-Italien"

20.05.2010

Schauplätze sind das Maximilianmuseum und das neue Textil- und Industriemuseum in Augsburg sowie das Kloster St. Mang in Füssen.

Hochwertige Exponate aus zwei Jahrtausenden aus Museen, Kirchen, Bibliotheken, Archiven und von Privatpersonen machen diesen Bayerische Landesausstellung zu einem spannungsreichen Erlebnis für Jung und Alt. Denn eine lange und vielfältige Geschichte verbindet Bayern und Italien – eine Geschichte von Legionären, Herrschern und Händlern, von Heiligen und Künstlern, von Reisenden und Gelehrten bis hin zu Gastarbeitern und sonnenhungrigen Touristen.

Im prächtigen barocken Kloster St. Mang in Füssen werden bayerisch-italienische Verbindungen von der Antike bis ins ausgehende 18. Jahrhundert gezeigt. Über die Via Claudia kamen in der Antike Waren und neue Götter nach Bayern. Bayerische Handelshäuser hatten im ausgehenden Mittelalter ihren Sitz in Venedig. Der Kapuzinerorden aus Italien kümmerte sich im 17. Jahrhundert um die Stärkung des katholischen Glaubens und die italienische Barockkunst hielt Einzug in Bayerns Kirchen und Klöster. Am Beispiel ausgewählter historischer Personen werden bayerisch-italienische Episoden und der damit verknüpfte geschichtliche Hintergrund beleuchtet. Katakombenheilige, Ludwig der Bayer und Angehörige italienischer Adelshäuser sind genauso vertreten wie Casanova, Galeerensträflinge und Kastraten.

Im Herzen Augsburgs, das auch als nördlichste italienische Stadt bezeichnet wird, präsentiert das Maximilianmuseum hochwertige Kunst der Renaissancezeit unter dem Titel "Künstlich auf welsch und deutschen Sitten". Große Namen sind vertreten wie Tizian, Albrecht Dürer, Hans Burgkmair, Hans Holbein d. Ä. und Elias Holl. Über deren Werke wird der italienische Einfluss auf die süddeutsche Kunst und Architektur greifbar. Augsburg wurde im 15./16. Jahrhundert gleichsam zu einem Einfallstor italienischer Kunst in Deutschland. Diese italienischen Impulse prägen in der ehemaligen Reichsstadt bis heute auch das Straßenbild.
Im Bayerischen Textil- und Industriemuseum in Augsburg wird die Geschichte bis in die Gegenwart fortgeführt: die Sehnsucht nach Kultur, Sonne und Meer zog die Italienreisenden zunächst mit dem Zug und später mit dem eigenen Kleinwagen seit dem 19. Jahrhundert verstärkt gen Süden. Umgekehrt lockte die Hoffnung auf ein besseres Leben Ziegler, Eiskonditoren und in den 1960er Jahren Industrie-Gastarbeiter aus Italien in den Norden. Inszenierungen, Fotografien und eindrucksvolle Ausstellungsstücke wie die ursprünglich aus Turin stammende und dann in Bayern gebaute Isetta beleuchten verschiedene Stationen des bayerisch-italienischen Verhältnisses. Wie stark italienisches Lebensgefühl in Bayern inzwischen verankert ist, zeigt ein Blick in den Alltag mit Pizza, Latte Macchiato, italienischer Mode und südlichen Designerstücken.
Text, Foto, Bildunterschrift: Haus der Bayerischen Geschichte

Weitere Informationen:
www.hdbg.bayern.de
www.hdbg.de
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de
www.timbayern.de
www.bistumaugsburg.de/ba/dcms/sites/bistum/dioezese/pfarreien/dekanate/fuessen/pgfuessen/index.html?f_action=show&f_vcard_type_id=1&f_vcard_id=360


Bildunterschrift: Die 1526 geborene Olympia Fulvia Morata erhielt schon in jungen Jahren eine umfassende Ausbildung in Latein und Griechisch am Hof der Este in Ferrara in Italien. In jungen Jahren hielt sie öffentliche Vorlesungen über Cicero. Ihre Karriere als Wunderkind am Fürstenhof endete jedoch jäh, sie wurde des Hofes verwiesen. Grund war letztlich wohl die Hinwendung ihrer Familie zum Protestantismus. Olympia Fulvia Morata heiratete noch in Italien den Arzt Andreas Grundler, dem sie nach Schweinfurt folgte. 1553 wurde die Stadt in Brand gesteckt, die Grundlers flohen nach Heidelberg. An der dortigen Universität wurde Olympia Fulvia Morata ein Lehrauftrag für Griechisch angeboten. Sie wäre die erste Professorin Deutschlands gewesen; doch starb sie im Alter von erst 29 Jahren.

Porträtminiatur der Olympia Fulvia Morata Deutschland, 17. Jahrhundert Foto: © Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt, Standort Landesausstellung: Füssen, ehem. Kloster St. Mang