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Stadtmuseum Berlin: 800 Jahre Berliner Nikolaikirche

08.04.2010

Gleich vom Eingang aus blickt man jetzt weit in die Kirchenhalle bis zum Chor. Die neue innere Raumgliederung dieses einzigartigen Baudenkmals, insbesondere die veränderte großzügige Eingangssituation, schafft ganz neue Perspektiven und Sichtachsen. Eine eigens konzipierte Beleuchtung unterstreicht die strahlenden Farben und klaren Formen der mittelalterlichen Architektur.

Im neuen, handgefertigten Ziegelboden wird der Grundriss des Vorläuferbaus, einer spätromanischen Basilika, sichtbar. Dieses Ausstellungselement ist Bestandteil des geplanten Berliner archäologischen Pfades, der bedeutsame Stätten der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln verbinden wird.

Mit einer Fülle von herausragenden Originalobjekten steht das Denkmal Nikolaikirche und seine Geschichte im Mittelpunkt der Ausstellung. Viersprachige interaktive Medien erschließen facettenreich die unterschiedlichsten Aspekte sieben Themeninseln. Sie reichen von der Spurensuche – Die frühe Berliner Stadtgeschichte bis hin zu Verloren und wiederentdeckt – Der Münzschatz aus dem Turmknauf.

Ein besonderer Glanzpunkt ist die so genannte Beyersche Gruft, das älteste erhaltene "Berliner Zimmer". Erstmals können Museumsbesucher über steinerne Stufen auf das Bodenniveau der Stadtgründungszeit hinabsteigen und den einzigartigen Münzschatz besichtigen, der durch
Berliner Bürger zwischen 1514 und 1734 für den Turmknauf der Nikolaikirche zusammengetragen wurde.

Äußerst detailliert werden die liturgischen Funktionen des Kirchenraums und seiner Ausstattung dargestellt und bis hin zu kleinsten, heute vergessenen Handlungen und Gerätschaften erläutert. Die Bestattungskultur vergangener Jahrhunderte wird anhand von Epitaphien und Grabbeigaben
illustriert, darunter die Kastanien, Kreisel und Murmeln aus den Hosentaschen der Zöglinge eines Waisenhauses, die sie ihrer Gönnerin Rosina Schindler ins Grab warfen. Auch beim virtuellen Blättern in der barocken Leichenpredigt für die wohltätige Bürgersfrau wird Alltagsgeschichte
erlebbar.

Ein weiterer großer Ausstellungsbereich ist dem berühmten Liederdichter und Nikolaipfarrer Paul Gerhardt gewidmet. "Hinter der Kanzel", so heißt es in den Kirchenbüchern, sind drei der früh verstorbenen Kinder und die Ehefrau Paul Gerhardts begraben. Schlichte Schriftsteine im neuen Fußboden erinnern daran. Neben der "Paul-Gerhardt-Kanzel" können sich die Besucher über Leben und Werk des Dichters sowie das historisch-politische Umfeld seines Wirkens
informieren. Diese neue Kanzel, ein großartiges Werk des Frühbarocks, wurde aus Fragmenten der ehemaligen Kanzel der Klosterkirche von Restauratoren und Bildschnitzern rekonstruiert.

Auf der Orgelempore erwartet den Besucher eine Lounge mit Audio-, Film- und Leseplätzen. Mit hochrangigen Musikbeispielen, Büchern und einem Film zum Wirken Paul Gerhardts ermöglicht dieser Teil der Dauerausstellung ein vertiefendes Studium oder einen ungestörten Kunstgenuss fernab der Großstadthektik.
Quelle: Stadtmuseum Berlin

Weitere Informationen:
www.stadtmuseum.de

Bildtext: Stadtmuseum Berlin Nikolaikirche. Foto: Michael Setzpfandt

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