Am 4. Mai 2009 wäre sie 80 Jahre alt geworden. Wenn man mit jemanden über sie spricht, erscheint auf dem Gesicht des Gegenübers immer ein versonnenes Lächeln. Man sieht sie vor sich in ihren unterschiedlichen ernsten und lustigen Rollen mit ihren unglaublich großen Augen und ist - verzaubert. Ein Gefühl, das weibliche und männliche Kinobesucher empfinden. In der Erinnerung ist und bleibt sie ewig jung. Vor 16 Jahren, im Januar 1993, hat sie die Welt verlassen.
Nicht nur der Filmfreund vermisst sie sehr, besonders schmerzlich traf der Verlust die Familie. Um die Erinnerung nicht nur an die Künstlerin, sondern an den Menschen Audrey Hepburn wach zu halten, ihr humanitäres Engagement für die Hilflosesten dieser Welt fortzusetzen, ehren ihre Söhne Sean Ferrer und Luca Dotti sie mit dieser einzigartigen, sehenswerten, vor allem berührenden Ausstellung.
Es geht in dieser Präsentation nicht darum, ihre Filme wieder aufzuführen, ihre Erfolge vorzuführen, denn diese sind Dank ihres Könnens nie in Vergessenheit geraten. Im Mittelpunkt aller zu betrachtenden Dinge ihres Lebens steht der Mensch, die Person, die Mutter Audrey Hepburn, die Kinder über alles liebte, ihren eigenen zuliebe jahrelang auf das Filmen verzichtete, um für ihre Familie da sein zu können. In ihren letzten Jahren setzte sie sich unermüdlich als Sonderbotschafterin für die Not leidenden Kinder dieser Welt ein. Sie reiste in Krisengebiete, sammelte Geld, appellierte in leidenschaftlichen Reden und bat um Mithilfe, da "die Kinder selbst ihre Stimmen nicht erheben können, das tue ich für sie." So kommt auch der Reinerlös der Ausstellungen dem Audrey Hepburn Children´s Fund zugute. Die Anmietungskosten für die Räumlichkeiten werden von Sponsoren getragen (in Berlin BVG, Deutsche Bundesbahn).
Audrey, in Brüssel als Tochter eines Engländers und einer adligen Holländerin geboren, der nach Trennung der Eltern und Kriegswirren keine einfache Kindheit vergönnt war, blieb immer ein liebebedürftiger Mensch. Die Filmlaufbahn, die nicht geplant war, sich eher zufällig ergab, denn sie wollte Balletttänzerin werden, was sich mit ihrer Größe von 1,70 cm nicht vereinbaren 1ieß, brachte ihr beruflichen Erfolg, Anerkennung - ohne je Schauspielunterricht genommen zu haben. Im Privatleben erfuhr sie leider in beiden Ehen nicht das erhoffte Glück mit dem Schauspieler Mel Ferrer und später mit dem Psychologen Andrea Dotti.
Die Liebe, die sie ihren Kindern gab, erhält sie nun in Gestalt dieser großartigen Homage zurück. Der Gesamt-Gestaltung dieser Präsentation, der Konzeption und speziell der Auswahl sehr privater und ideell-kostbarer Dinge aus ihrem Besitz (neben Filmkostümen, private Kleidung, darunter ihr bescheidenes Hochzeitskleid von 1954; der Verlobungs- und Ehering, ihr wunderschön besticktes Kleid zur Taufe ihres Sohnes Sean; viele modische Accessoires oft von unaufälliger Couture-Eleganz, darunter Handtaschen, Gürtel, Schmuck, Tücher - aber nicht das berühmte Nicki-Tuch (!), Schuhe, die meisten flach, und natürlich auch ein Modell der berühmten großen dunklen Sonnenbrille) merkt man an, wenn man an den Roben, Gegenständen, Vitrinen vorbei flaniert, dass sie mit Bedacht und viel Zuneigung von ihrem Sohn ausgewählt wurden. Obwohl man sie von der Leinwand kannte, glaubt man nach dem Ausstellungsbesuch sie auch privat näher zu kennen.
Anrührend die Utensilien aus ihrem Besitz, die ihr Sohn aufbewahrte. Und wie sie sich selbst von vielen lieb gewonnenen Erinnerungsstücken ihres Lebens nicht trennte: Lieblingsbücher, handgeschriebene Kochrezepte, ein Notizbuch mit Restaurantadressen, Drehbücher. Hier ergibt sich aber auch die seltene Gelegenheit, einen richtigen OSCAR im Original zu bewundern (für "Ein Herz und eine Krone") neben anderen Preisskulpturen und - unglaublich, auch die Vespa, der Motorroller, aus eben diesem Film mit dem sie durch Rom kurvte.
Last not least - unübersehbar sind die vielen erhaltenen Briefe, Dankesschreiben und Widmungen, die ihr inzwischen längst verstorbene und noch lebende Größen des Films, Regisseure, Produzenten, Schauspielkollegen wie Elizabeth Taylor oder Schriftsteller wie Colette sandten. Aus diesen im Original gezeigten Dokumenten lässt sich stets die Wertschätzung entnehmen, die die Profis des Filmgeschäfts dem Menschen, ihrer "dearest Audrey" entgegenbrachten.
Unmöglich, hier nur annähernd die interessantesten Exponate zu berücksichtigen, über 1.200 sollen es sein. Erwähnt sollten jedoch auch ihre Pässe und Ausweise sein, in die man einen Blick werfen darf (recht ungewöhnlich in einer Ausstellung für eine Schauspielerin meint man), mit korrektem Geburtsdatum - keine Diva, die damit
"schummelte".
Eine besondere Überraschung stellen ihre reizenden, kolorierten Zeichnungen aus ihren Kindertagen dar, wunderschön anzusehen. Sie war erstaunlicherweise auch eine sehr begabte Zeichnerin. Sean Ferrer sei gedankt, dass er diese Schätze aus Familienbesitz einer Öffentlichkeit zur Verfügung stellte.
Trotzdem erwehrt man sich nicht des Eindruckes, dass es eben nicht der luxuriöse Besitz einer Hollywood- Schauspielerin ist, der hier ausgebreitet liegt, sondern eigentlich eher ein unspektakulärer Nachlass einer berühmten Frau, die privat bodenständig, uneitel, eine treue Freundin war und zurückhaltend blieb, eine liebevolle Mutter, die auch das Schicksal bedürftiger Kinder in aller Welt nicht vergaß.
In der Schweiz liegt sie begraben. Ein schlichtes Kreuz mit ihrem Namen ziert ihr Grab Audrey Hepburn. Schön und unvergessen ... timeless.
In einem kleinen Shop im U-Bahnhof Hauptbahnhof kann man u.a. Malstifte für Kinder erwerben, und die drei Kataloge bieten viel Fotomaterial aus Audreys privatem und beruflichem Leben in denen man zu Haus weiter blättern kann. Selbstverständlich gehört auch ein kleines Café mit wechselnden Spielfilmen dazu.
Eine gelungene, zu Herzen gehende Ausstellung. Ansehen!
emb. Berlin
Weitere Informationen:
www.timelessAudrey.de
© AUDREY HEPBURN CHILDREN´S FUND
(Der Link wurde am 07.05.2009 getestet.)