Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940), wie Paula Modersohn-Becker in Dresden geboren, war eine virtuose Zeichnerin, die ihrer Zeit mit delikater Farbigkeit und schonungsloser Hingabe an die Realität den Spiegel vorhielt.
Nach dem Besuch der königlichen Kunstgewerbeschule in Dresden schloss sie sich zunächst den expressionistischen Künstlern der Dresdner Sezession an. 1925 kam sie mit ihrem Mann nach Hamburg und fand hier ihren eigenen Stil. Zwischen Expressivität und Neuer Sachlichkeit schildern ihre Zeichnungen ihr eigenes Ringen um eine künstlerische Existenz.
Nach einem Nervenzusammenbruch infolge materieller und partnerschaftlicher Probleme wird Elfriede Lohse-Wächtler 1929 erstmals in die Psychiatrie Hamburg-Friedrichsberg eingewiesen. Hier zeichnet sie unermüdlich. Die "Friedrichsberger Köpfe" finden schließlich ihren Weg in Hamburger Galerien und machen Sammler und Kritiker auf das große Talent Lohse-Wächtlers aufmerksam. Mit der künstlerischen Anerkennung beginnt die intensivste Schaffensphase der Zeichnerin. Mindestens 18 Selbstbildnisse aus den Jahren 1929 bis 1931 sind bekannt, in denen Elfriede Lohse-Wächtler sich immer wieder selbst befragt.
Zugleich verstärken sich jedoch die materiellen und psychischen Probleme der Künstlerin, sie schläft zeitweilig in Bahnhofswartehallen und gerät an den Rand der Gesellschaft. 1931 kehrt sie nach Dresden zurück, um erneut bei ihren Eltern zu leben. Im folgenden Jahr wird sie in die Psychiatrische Anstalt Arnsdorf eingeliefert und 1940 nach Pirna-Sonnenstein deportiert, wo sie auf schreckliche Weise umgebrcht wird.
Zur Ausstellung ist im Wasmuth-Verlag ein reich illustrierter Katalog erschienen, in dem alle Werke aus der Ausstellung farbig abgebildet sind.
Bis 3. Mai 2009 zeigt das Paula Modersohn-Becker Museum Werke von Elfriede Lohse-Wächtler.
Weitere Informationen:
www.pmbm.de
Bildtext: Selbstbildnis, 1930/31 Hamburger Kunsthalle © Förderkreis Elfriede Lohse-Wächtler e.V., Hamburg
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