München. - Was wiegt die menschliche Seele und wie sieht sie aus? Auf die erste Frage geben Mediziner die angeblich wissenschaftlich bewiesene Antwort: 21 Gramm. Mögliche Antworten und Phantasien auf Frage zwei sind ab sofort in der Wanderausstellung „21 Grams“ der Galerie Handwerk in München zu bewundern.
Die Seele ist zwar ein weites Feld, wie wir von Arthur Schnitzler wissen, bietet aber genau wegen ihrer Ausmaße genügend Raum auch für Humor. Das jedenfalls legt das Exponat von Weng Chumeng nahe. Es handelt sich um ein künstliches Gebiss aus Schokolade (4x4x3cm). Weng Chumengs Opa hatte künstliche Zähne, diese wurden vor seiner Einäscherung natürlich entfernt. Der Künstler kommentiert seine diesbezüglichen Gedankengänge: „I‘m always wondering how would he eat without teeth in that perfect world“.
Ähnlich liebenswert geht Zhang Zhi mit dem Thema um. Sein „Gems that will Disappear“ (Edelsteine, die verschwinden) verbindet Messing und Ziegeltee. Der Ziegeltee löst sich nach dem Aufgießen von heißem Wasser auf und verströmt gleichzeitig wunderbaren Duft. Zhang Zhi glaubt, dass Verstorbene in eine andere Möglichkeit überwechseln, um Lebende weiter zu begleiten. Das Tee-Objekt ist eine zauberhafte Form aus Menschenköpfchen (oder ist es ein Buddha) und Fisch (oder ist es ein schuppiger Drache).
Aus besonders schönen Materialien fügt die Finnin Terhi Tolvanen ihre „Blue Breeze“ zusammen: Labradorit, Holz von der Korkenzieherhasel und Silber. Sie behauptet: Die Seele ist eine blaue zarte Brise. Das blaue Licht reist durch die verschlungenen Formen des Objekts wie der Flug eines Schmetterlings.
Helen Britton hat sich zu einer Hommage an das Kreuz des Südens inspirieren lassen. Das technisch-astronomisch anmutende Objekt fasziniert durch die Materialien Silber und australische Diamanten. Zum Southern Cross will die Australierin bzw. ihre Seele einstens zurückkehren. Sie schreibt unter ihren Austellungsbeitrag: „Where I will return to“.
Geld rückt die Italienerin Carla Movia in den Mittelpunkt. „Anima Mundi“ (Weltseele) besteht aus Holz, Farbe, Alpaka und - einer Banknote, die in einem stilisierten Sparschwein steckt. Geld regiert die Welt – und vielleicht auch die Nach-Welt, denn sogar der Fährmann, der in der griechischen Mythologie die Seelen über den Styx und Acheron bringt, will bezahlt werden.
„21 Grams“ zeigt Arbeiten von 120 internationalen Schmuckkünstlern, mehr als die Hälfte kommt aus China. Kuratiert hat die Schau der niederländische Schmuckgestalter Ruudt Peters in Zusammenarbeit mit der China Academy of Art.
„21 Grams“ ist ein internationales Schmuckprojekt. Es wurde von der China Academy of Art in Hangzhou organisiert und dort bereits im vergangenen Herbst gezeigt. Nach der Station in München reist die Ausstellung weiter nach Polen, Belgien und Apeldoorn in den Niederlanden.
Die Ausstellung „21 Grams“ wird am 13. März 2019, 19.00 Uhr eröffnet. Sie ist vom 14. März bis 20. April 2019 exklusiv in Deutschland in der Galerie Handwerk in München zu sehen.
Autorin: Doris Losch
Weitere Informationen:
www.hwk-muenchen.de/galerie