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Zeitz mit: Dialog der Konfessionen – Bischof Julius Pflug und die Reformation

19.08.2017
In der Dom- und Residenzstadt Zeitz, die in diesem Jahr ihr 1050. Jubiläum feiert, kann die Sonderausstellung „Dialog der Konfessionen. Bischof Julius Pflug und die Reformation“noch bis 1. November 2017 besichtigt werden.

Die Vereinigten Domstifter und die Stadt Zeitz präsentieren damit im Rahmen des Reformationsjahres 2017 eine außerordentlich bedeutende Ausstellung zur Ökumene. Im Mittelpunkt der Präsentation steht Julius Pflug (1499-1564). Er gilt in der Reformationsgeschichte als herausragende katholische Persönlichkeit. Bemerkenswert ist, dass hier erstmals ein Vermittlungstheologe im Zeitalter der Reformation in den Fokus der Betrachtungen genommen wird.

Julius Pflug - der wichtigste Vordenker der Ökumene

Die Reformation – der Bruch der Kirche in zwei Konfessionen. Nach Martin Luthers Thesenanschlag im Oktober 1517 stehen sich schon sehr bald Altgläubige (Katholiken) und Neugläubige (Protestanten) gegenüber. Die Konfessionsstreitigkeiten wurden bekanntlich auf das Heftigste ausgetragen. Nicht gerade zimperlich ging man dabei mit seinen Gegnern ins Gericht; unvergessen sind die insbesondere über druckgrafische Erzeugnisse verbreiteten polemischen, boshaft-ironischen und nicht selten derb-zotigen Spottschriften und -bilder zur Verunglimpfung hochrangiger kirchenpolitischer Akteure.

Es gab jedoch eine Persönlichkeit, die weitgehend von diesen Diffamierungen verschont blieb und gewissermaßen als Vorläufer der heutigen Ökumene bezeichnet werden kann: Der studierte Jurist und spätere Bischof von (Naumburg-)Zeitz Julius Pflug (1499–1564). Er war nicht nur Ratgeber und Diplomat unter Kaiser Karl V., sondern er nahm die bedeutendste Rolle als Vermittlungstheologe zwischen beiden Konfessionen ein. Obwohl selbst dem katholischen Lager zugehörig, schien er kaum polarisiert zu haben und genoss auch bei den Protestanten hohes Ansehen. Dies dürfte vor allem auf seinen unermüdlichen Eifer im Kampf um die Einheit der Kirche zurückzuführen sein: Wo andere bereits aufgegeben hatten, setzte er sich bei Konzilen und Gesprächen unablässig gegen die Kirchenspaltung ein. (Bildunterschrift: Julius Pflug. Foto: © Steiner)

 

Die Rettung der einen Kirche war Julius Pflug eine Herzensangelegenheit und keine Spielwiese für persönliche Ressentiments gegen Andersgläubige.

Man schätzte sein aufrichtiges Bemühen um die aus katholischer Sicht vom Glauben Abgekommenen und sein besonnenes diplomatisches Handeln. Obwohl die in unmittelbarer Nähe zu Schauplatz der Leipziger Disputation gelegene und von einer Vielzahl von reformierten Dörfern und Städten umgebene Zeitzer Kathedrale unter Pflug selbstverständlich die altgläubige Liturgie beibehielt, duldete der seit 1547 amtierende Bischof in den übrigen Kirchen seiner Diözese sogar lutherische Predigten.

Bildunterschriften (v.l.): Neues Testament in Griechisch mit kostbaren Buchmalereien; Zeitz, Stiftsbibliothek Innen. Foto: © Vereinigte Domstifter; Luftbild des Museum Schloss Moritzburg Zeitz

Infobox:

Unter dem Titel „Dialog der Konfessionen“ findet noch bis 1. November in der Dom- und Residenzstadt Zeitz eine der bedeutenden europäischen Sonderausstellungen im Reformationsjubiläum statt.

Im Mittelpunkt dieser einzigartigen Kulturschau steht Bischof Julius Pflug, eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Kirchengeschichte. Pflug verschaffte sich durch sein Prinzip der Toleranz großen Respekt bei Kaiser Karl V. und den Kurfürsten, bei Martin Luther und seinen Reformatoren. Dank seines vermittelnden und stets an der christlichen Einheit orientierten Wirkens gilt Pflug als einer der wichtigsten Vordenker der Ökumene. Europaweite Bedeutung erhielt er durch den 1541 entbrannten Streit um das Bischofsamt im Bistum Naumburg. Als seinen Gegenkandidaten weihte Martin Luther in Zeitz Nikolaus von Amsdorf zum ersten evangelischen Bischof der Welt. Aus diesem Ringen um das Bischofsamt resultierte der Schmalkaldische Krieg und rückte Zeitz in den Mittelpunkt europäischer Zeit- und Kulturgeschichte. In Zeitz schlummert ein bisher wenig beachteter Schatz der Reformation, der mit dieser Ausstellung ungeahnte Einblicke eröffnet.

Zur Sonderausstellung erschien ein Katalog „Dialog der Konfessionen – Bischof Julius Pflug und die Reformation“. Herausgegeben im Auftrag der Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz von Markus Cottin und Holger Kunde Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Band 10; 528 Seiten, 49,95 Euro, Inkl. 7% MwSt., zzgl.Versandkosten, ISBN: 978-3-7319-0413-7, erschienen im Michael Imhof Verlag, Petersberg;  Weitere Informationen: www.imhof-verlag.com

  Weitere Informationen: www.reformation-zeitz2017.de