Starke Schmerzen bekommt man in den Griff
Ist eine lebensbedrohliche Erkrankung fortgeschritten und nicht mehr heilbar, ist es das Ziel der Ärzte, ihren Patienten zu einem möglichst beschwerdefreien Leben zu verhelfen. Man spricht dabei von Palliativmedizin. Vor allem bei Krebspatienten steht die Angst vor Schmerzen im Vordergrund. Tatsächlich leiden im fortgeschrittenen Stadium 50-95 Prozent der Betroffenen an Schmerzen. „Doch man kann auch mit einer Tumorerkrankung weitestgehend schmerzfrei sein“, versichert Dr. Clemens. „Chronische Tumorschmerzen können sogar über Jahre ohne starke Nebenwirkungen therapiert werden.“ Starke Knochen- und Nervenschmerzen lassen sich mit einer adäquaten und professionellen Schmerztherapie in der Regel ebenfalls gut behandeln.
Mehrstufige Schmerztherapie
In den meisten Fällen gehen Ärzte bei der Schmerztherapie nach einem Stufenschema vor, das die Weltgesundheits-Organisation (WHO) bereits vor Jahren entwickelt hat. In Stufe 1 werden gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen und Metamizol verwendet. Für starke Schmerzen stehen hoch wirksame Opioide zur Verfügung (WHO Stufe 3). Sie werden oft in Kombination mit anderen Schmerzmitteln verabreicht. „Damit können wir jeden Patienten ganz individuell behandeln“, ergänzt die Schmerzexpertin. Sie betont: „Es ist jedoch wichtig, dass man die Medikamente regelmäßig nach einem Zeitplan nimmt, damit sie ihre maximale Wirkung entfalten können. Verschiedene Wirkstoffe mit verschiedenen Darreichungsformen wirken unterschiedlich lang – dies muss bei der Verordnung und Einnahme berücksichtigt werden.“
Außerdem rät sie dazu, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen: „Es ist sinnvoll, Schmerzen früh zu behandeln. Damit verhindert man, dass es zu einer Chronifizierung, also zu Dauerschmerzen kommt, oder dass die Schmerzen sich verschlimmern. Auch Folgen wie schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen lassen sich damit oft vermeiden.“
Physiotherapie gehört zur ganzheitlichen Palliativmedizin
Ergänzend zu der Schmerztherapie setzt man im Rahmen einer ganzheitlichen Palliativmedizin sehr häufig Physiotherapie ein. „Leichte Krankengymnastik und Mobilisation sowie andere physiotherapeutische Verfahren helfen, Schmerzen zu lindern. Zudem kann eine individuelle Physiotherapie verhindern, dass sich Muskeln abbauen und Sehnen verkürzen“, beschreibt Dr. Clemens. Dies wirke einer Immobilität, das heißt zunehmender Unbeweglichkeit, entgegen. „Bei Schwellungen, sogenannten Ödemen, verringert eine manuelle Lymphdrainage auch Schmerzen.“ Dank Physiotherapie lasse sich häufig die Menge an Schmerzmedikamenten reduzieren. Zusätzlich verbessert man mit Massagen, Atem-, Aroma- oder Reflexzonentherapie das Wohlbefinden der Patienten.
Ganzheitliche Behandlung entlastet auch die Seele
In der Palliativmedizin behandelt man zudem andere belastende Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Luftnot oder Verstopfung sowie chronische Wunden. Dazu arbeiten Fachkräfte unterschiedlicher Disziplinen eng zusammen. „Wir kümmern uns auch um Erschöpfung oder Schlafstörungen sowie um Unruhe und Angst, die viele Patienten plagen“, sagt die Chefärztin. „Zusätzlich unterstützen wir die Angehörigen, denn auch sie sind manchmal einfach überlastet und wissen nicht mehr weiter.“
„Uns ist es außerdem ein Anliegen, mit intensiven Gesprächen und psychosozialer Hilfe Patienten und ihre Angehörigen zu entlasten und zu beraten“, fügt sie hinzu. Im Rahmen der psychosozialen Unterstützung erfahren die Betroffenen beispielsweise, wie sie mit autogenem Training oder einer Verhaltenstherapie selbst etwas gegen ihre Beschwerden tun können. Dazu arbeite man etwa mit Psychoonkologen und Seelsorgern zusammen. „Viele Patienten haben Angst vor einer ‚Übertherapie’. Daher ist es wichtig, dass ihre Wünsche berücksichtigt und respektiert werden. Auch eine Beratung in sozialrechtlichen Belangen ist wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.“ Die Angehörigen werden eng eingebunden, wenn es darum geht, über die weitere Behandlung und Versorgung der Patienten zu entscheiden. „Mit diesem ganzheitlichen Ansatz sorgen wir dafür, dass die Patienten ihre verbleibende Lebenszeit gemeinsam mit ihren Angehörigen mit möglichst wenig Beschwerden optimal nutzen können“, unterstreicht Dr. Clemens.
(Quelle: MediClin Robert Janker Klinik)
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Titelbild: Dr. Katri Elina Clemens ist Chefärztin der Klinik für Palliativmedizin an der MediClin Robert Janker Klinik