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Studie der Uni Augsburg: Industrielle Massentierhaltung schädigt massiv Gesundheit und verursacht Milliardenkosten

19.09.2016

 

 

 

 

 

Landwirtschaftliche Praktiken wie massenhafter Antibiotikaeinsatz und hoher Einsatz von Düngemitteln verursachen gefährliche Antibiotikaresistenzen und eine übermäßige Nitratbelastung des Trinkwassers.

Allein jeder vierte Mensch, der beruflich mit Schweinen und Hühnern zu tun hat, trägt das antibiotikaresistente Bakterium LA-MRSA in sich. LA bedeutet „lifestock associated“, also mit Vieh zusammenhängend, MRSA = Methicillin Resistant Staphylococcus Aureus“.

Dieses gefährliche Bakterium macht Menschen quasi immun mit Antibiotika. Erkrankt ein Mensch an Infektionen, nützen Antibiotika nichts mehr. „Bezüglich Antibiotikaresistenzen ist die Informationslage völlig unzureichend. Wie viele Menschen mit multiresistenten Keimen aufgrund der Intensivtierhaltung infiziert sind, kann niemand genau sagen – denn die Daten werden kaum erfasst“, erläutert M. Sc. Paulina Simkin von der Universität Augsburg.

Dr. Gerd-Ludwig Meyer, Humanmediziner und Mitbegründer der Initiative „Ärzte gegen Massentierhaltung“ bezeichnet „eine Zivilgesellschaft, die jährlich einen Kollateralschaden von 20.000 bis 40.000 Toten als Preis für die Produktion von Billigfleisch toleriert, als obszön. „Reserveantibiotika sind erfunden worden, um Menschenleben auf Intensivstationen zu retten und nicht, um Billigfleisch zu produzieren.“

Die Augsburger Studie beziffert die Folgekosten der Nitrat-/Stickstoffbelastung mit mehr als 10 Milliarden Euro jährlich u.a. für Trinkwasserreinigung und durch Folgeerkrankungen hervorgerufene Gesundheitskosten.

Dr. Anita Idel, Tierärztin, Mediatorin und Lead-Autorin im Welt-Agrarrat, fordert eine neue Vision des Landwirtschaftssystems: „Jährlich fließen Millionen zur Schadensbegrenzung in die Forschung, die die weitere Intensivierung zementiert. Stattdessen gilt es innovativ zu erforschen, wie Tiere in der Freilandhaltung zu einer natürlichen Düngung beitragen können. Denn genauso sind viele Böden entstanden.“

Stephanie Weigel vom Aktionsbündnis „Artgerechtes München“ setzt auf die Verantwortung der Landeshauptstadt München mit ihren Kinderbetreuungseinrichtungen, Krankenhäusern, städtischen Institutionen, Kantinen und bei Großveranstaltungen. Die Stadt habe großen Einfluss und trage große Verantwortung.

„Wir fordern, dass die Landeshauptstadt in ihrem Wirkungskreis nur noch Produkte aus artgerechter Tierhaltung zulässt!“

Das Bündnis wird u. a. unterstützt von Slow Food München, der Landesvereinigung für ökologischen Landbau in Bayern e.V., dem Seniorenbeirat München.
Doris Losch


Weitere Informationen:
www.artgerechtes-muenchen.de

 

Titelbild (v.l.): Paulina Simkin, Stephanie Weigel, Dr. Meyer, Dr. Tobias Gaugler, Dr. Anita Idel: Foto Wackerbauer