"Ein Bierchen nach dem Sport gehört dazu." "Um abschalten zu können, trinke ich abends immer ein Glas Wein." "Nur Mineralwasser trinken ist langweilig." Mit solchen und ähnlichen Sätzen rechtfertigen viele Menschen ihren Alkoholkonsum. Keine Frage: Ein Rotwein zum Essen oder ein Pils an einem lauen Sommerabend bedeuten auch ein Stück Lebensqualität. Doch bei vielen Menschen haben sich Trinkgewohnheiten eingeschlichen, die riskant sind - sowohl für andere als auch für sie selbst: Sie greifen zum Glas Wein, wenn sie sich ärgern oder gestresst sind. Sie trinken ein oder mehrere "Bierchen", obwohl sie noch Autofahren müssen, obwohl sie schwanger sind, obwohl sie am Arbeitsplatz sitzen. Manch einer kommt vielleicht keinen Tag mehr ohne Alkohol aus.
Veranstalter der bundesweiten Aktionswoche "Alkohol - Verantwortung setzt die Grenze" sind die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e.V., die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und viele weitere Partner. Die Schirmherrschaft für die Aktionswoche hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing. "Über 10 Millionen Menschen in Deutschland betreiben einen riskanten Alkoholkonsum, 1,7 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig. Diese Zahlen machen deutlich, dass in Deutschland noch zu viel und zu regelmäßig Alkohol getrunken wird. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit gegenüber problematischem Trinkverhalten und vor allem ein von Verantwortung geprägtes Leitbild für den Umgang mit Alkohol. Das muss insbesondere Kindern und Jugendlichen vorgelebt werden", so Sabine Bätzing.
Die Veranstalter wünschen sich einen gesellschaftlichen Konsens darüber, wo der maßvolle Alkoholkonsum aufhört und problematisches Trinkverhalten beginnt. Das Nichttrinken in bestimmten Situationen wie im Straßenverkehr, während der Schwangerschaft oder auf der Arbeitsstelle muss selbstverständlich werden. Attraktiver Aufhänger der Aktionswoche ist ein Selbsttest über die eigenen Konsumgewohnheiten. Dieser lässt einen Rückschluss darüber zu, ob der eigene Alkoholkonsum noch im verantwortungsvollen Bereich liegt.
Fachleute werden während der Aktionswoche aus ihren Beratungsstellen und Fachkliniken herausgehen und kompetente Beratung anbieten - in Arztpraxen und Apotheken, in Kirchen und Schulen, in Kaufhäusern, Geschäften und Baumärkten sowie in Betrieben. Es ist eine "Lange Nacht der alkoholfreien Getränke" in Restaurants, Gaststätten und Kneipen geplant sowie ein alkoholfreies Wochenende in Sportvereinen.
"Viele Sportvereine haben erkannt, welche Verantwortung und Vorbildfunktion die Verantwortlichen und Mitglieder im Verein haben. Deshalb setzen sie sich für einen kritischen Umgang mit Alkohol ein", betont Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA. "Mit der diesjährigen Aktionswoche wollen wir möglichst viele Vereine motivieren, sich mit konkreten Aktionen zu beteiligen. In Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund werden wir die Sportvereine bei der Planung und Durchführung ihrer Aktionen unterstützen."
Insgesamt sind bereits mehr als 200 Veranstaltungen und Aktionen aus dem gesamten Bundesgebiet auf den Internetseiten zu den Aktionstagen unter www.suchtwoche.de angemeldet. Im Rahmen der Aktionstage finden auch Vorträge und Seminare über den Stand der Alkohol-Forschung an Hochschulen und Sonntagspredigten zum Thema Alkohol in Kirchen statt. In den Rathäusern werden Parlamentssitzungen mit Schülern organisiert, die unter realen Bedingungen über das Thema Alkohol debattieren werden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen, die Bundesärztekammer und die Deutsche Rentenversicherung - Bund u. a. unterstützen die Veranstaltungen.
Weitere Informationen:
www.suchtwoche.de und
www.bzga.de
(Die Links wurden am 19.04.2007 getestet.)