Von dieser heimlichen Volkskrankheit ist in Deutschland jeder fünfte Mitbürger, Frauen wie Männer ab einem Alter von 50 betroffen. Drastisch wurden die Münchner durch eine Aktion im Olympia Einkaufszentrum darauf aufmerksam gemacht: neben einem Informationsbereich waren mit Ketten verhängte Mobil-Toiletten platziert, wobei die "stillen Örtchen" den Leidensdruck der Patienten symbolisieren sollten. Der Initiator der Aufklärungskampagne, ein Münchner Pharma-Unternehmen, war überrascht von dem Interesse, mit dem das Thema vom Publikum wahrgenommen wurde und den damit zusammenhängenden Fragen. Angesichts solcher Reaktionen geben Urologen den angesprochenen Zielgruppen den Rat mit auf den Weg: Häufige Toilettengänge bedeuten nicht zwangsläufig, dass jemand von der Überaktiven Blase betroffen ist; dennoch empfehlen sie diesen Personen, mit ihrem Arzt darüber zu sprechen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen durchführen zu lassen.
Statistiker haben festgestellt, dass eine Blasenschwäche schon ab dem 40. Lebensjahr auftreten kann und im Alter von 75 Jahren etwa ein Drittel der Bevölkerung von einer Überaktiven Blase betroffen ist. Die Symptome dieser Blasenfunktionsstörung können sein: Plötzlich auftretender zwingender Harndrang, besonders häufiger Harndrang (in der Regel mehr als acht Toilettengänge in 24 Stunden), nächtliches Erwachen durch den Drang, auf die Toilette gehen zu müssen sowie unter Umständen sogar das Einnässen aufgrund von Harndrang. Die "Vorwarnzeit" beträgt bei Erkrankten etwa 70 Sekunden, also oft zu wenig, um in Ruhe eine Toilette aufsuchen zu können. Das führt bei Betroffenen zu einer erheblichen Störung und zum Rückzug aus einem Alltag, der maßgeblich von der Verfügbarkeit einer Toilette bestimmt wird. Besonders stark betroffen sind übrigens fast alle, die aus medizinischen Gründen, zum Beispiel wegen Bluthochdruck, ein entwässerndes Medikament einnehmen müssen.
Deshalb sollten Erkrankte ohne Scheu und möglichst zeitnah das Gespräch mit einem Arzt suchen, damit wirksame therapeutische Maßnahmen ergriffen werden (Blasentraining, Beckenboden-Gymnastik oder Medikamente) und ihre Lebensqualität im Alltag wieder deutlich verbessert werden kann.
brä
Weitere Informationen:
www.blase-ok.de
(Der Link wurde am 30.07.2010 getestet.)